Ein Mann mit großer Freude an Worten

Reinheim · Jean-Yves Defay, Guido Allgaier und Wolfgang Winkler bestritten die letzte Matinee des Jahres in der Taverne des Kulturparks Bliesbruck-Reinheim. Nur wenige Zuhörer fanden den Weg zu diesem Konzert, das sich lohnte.

. Wenn ein ehemaliger französischer Generalkonsul, ein Lehrer und Chansonnier sowie ein Gitarrist künstlerisch aufeinander treffen, kann nur etwas ganz und gar Nichtalltägliches dabei herauskommen. Am Sonntagvormittag, bei der letzten Matinee für dieses Jahr in der Taverne des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim, fand eine erneute Auflage dieses Zusammentreffens statt.

,,Wolfgang Winkler und Zeitgeist", so lautet der Name des Projekts des Chansonniers mit dem Diplomaten Jean-Yves Defay (im Saarland bis Ende der 90er Jahre aktiv) und dem Saarbrücker Gitarristen Guido Allgaier, hatten das Wetter - draußen war es kühl, bewölkt und vorherbstlich unfreundlich - nicht auf ihrer Seite. Auch die daraus resultierende überschaubare Besucherzahl - gerade einmal rund ein Dutzend Besucher waren erschienen - war nicht das Optimum, was man sich als Künstler wünscht. Dennoch sorgten diese beiden Aspekte bei dem Trio keineswegs für Unmut. Der eigens aus Paris angereiste Poet Defay und die beiden saarländischen Musiker waren dennoch ein Erlebnis. "Zeitsplitter - Les copeaux du temps" ist mehr als ein deutsch-französisches Musik-Literatur-Programm. So hat Defay Zeit seines Lebens seine Impressionen aus seinen Auslandserfahrungen zu Papier gebracht. Jean-Yves Defay, der Bummler zwischen den Welten der Pariser Hauptstadt und der Bretagne, trug Texte aus seinem Buch (Übersetzung: Irmengard Peller-Séguy) in deutscher und französischer Sprache vor. Der Sulzbacher Winkler hat die Werke des Franzosen vertont.

Die Texte des Mannes, der stellenweise richtig schelmisch und süffisant vorträgt, offenbaren vor allem eines: Der Mann hat große Freude an Worten und wirkt - entgegen aller Vorurteile gegenüber seiner Zunft - alles andere als elitär. Fast schon irgendwie kumpelhaft erscheint der Weltbürger, der 1942 geboren wurde. Seine Texte handeln etwa von Geschichtsaufarbeitung auf humorvolle Art, das Grenzthema oder beiden Medaillenseiten. Immer weist er sanft humorvoll auf Details hin. Nie ist er belehrend.

Der Saarbrücker Guido Allgaier beginnt meist mit einem Gitarrenspiel, welches oft zum Nachdenken, Träumen und Entspannen einlädt. Wolfgang Winkler setzt meist nach dem Textvortrag von Defay ein. Teilweise haben die Klänge der Musiker schon fast Rocksound. Allgaier, der Musiker, dessen Töne keine Routine aufkommen lassen, hält sich im Hintergrund. Winkler scheint alles zu verbinden, musikalisch zu koordinieren. So durften sich die Besucher über ein "Bonne Route, gute Reise" von Defay ebenso freuen, wie über "Oh, Champs-Elysées" als Zugabe.

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