Briefmarken zeigen Geschichte

Rentrisch · Zum Jubiläum des Élysée-Vertrags zeigen St. Ingberter Briefmarkensammler Dokumente der deutsch-französischen Freundschaft im Kulturhaus Rentrisch. Waren die Marken früher noch Spiegelbild der Kultur, so sind sie heute zu einem Sammlerobjekt geworden.

. Soll eine Postsendung verschickt werden, dann ist heute ein aufgebrachter Strichcode als Zeichen der erfolgten Bezahlung ausreichend. Fast historisch erscheinen so manchem Mitbürger die kleinen gezackten Papierstückchen, die früher ausschließlich zum Freimachen eines Päckchens oder Briefes genutzt wurden. Briefmarken sind bunt, können "Geschichten" erzählen, weisen auf geschichtliche Ereignisse oder Persönlichkeiten hin. Nicht zuletzt eignen sie sich zur Selbstdarstellung eines Staates, dokumentieren die kulturelle Identität eines Landes und fungieren damit auch als dessen Botschafter.

Diese "Spiegelbilder" der Geschichte werden zwar nicht mehr in dem Maße wie früher genutzt, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung als Sammelobjekte, um die sich ein riesiger, weltweiter Wirtschaftszweig entwickelte. Obwohl die Briefmarkensammler ihr Hobby auf kleinstem Raum ausüben können, braucht es doch eine Menge Zeit, sie fachgerecht zu sortieren oder so in Szene zu setzen, dass sie bei einer Ausstellung gezeigt werden können. Das wurde beim Gespräch mit Sammlern nur annähernd deutlich, die sich am vergangenen Wochenende zur internationalen Werbeschau "50 Jahre Élysée-Vertrag" im Kulturhaus in Rentrisch versammelten. Das Frankreich-Jahr nahm der St. Ingberter Verein der Briefmarkensammler zum Anlass, um auf 70 Rahmenflächen Postkarten, Briefe und eben Briefmarken zu präsentieren, die größtenteils die Ursprünge der deutsch-französischen Freundschaft illustrierten. Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, die Väter des Vertragswerkes, oder aber Robert Schuman, dessen Wegbereiter, sah man an den zwei Tagen allenthalben auf Briefmarken, Umschlägen oder auf Sonderstempeln, die anlässlich dieser besonderen Ausstellung exklusiv in Rentrisch zu erhalten waren.

Zur Ausstellungseröffnung begrüßte der Vereinsvorsitzende Ludwig Brettar nicht nur Oberbürgermeister Hans Wagner, Schirmherrn Alexander Funk und Vertreter des Landesverbandes der Briefmarkensammler, sondern auch Gabriele Dippel als Vertreterin der Gemeinschaftsschule Gersheim. Diese Schule, die einen lebendigen Austausch mit einer Partnerschule in Bazancourt pflegt, sorgte mit Bildern, die die deutsch-französische Freundschaft symbolisieren, für eine zusätzliche optische Bereicherung dieser Schau. Ursprünglich als Cover für eine CD gedacht, die Schüler beider Länder aufnahmen, passten die Motive doch bestens auch in diese Ausstellung.

Franzosen und Deutsche, Sammler oder auch nicht, steckten im Kulturhaus ihre Köpfe zusammen und diskutierten übers Hobby, beide Länder oder die gemeinsame Politik. Mit Fachbegriffen wie Farbprobendruck, Künstler- oder Ministerblock konnten wohl nur Eingeweihte etwas anfangen, doch die mitgelieferten Zeitungsausschnitte zu den auf den Briefmarken dargestellten Ereignissen waren auch für Laien interessant. So war laut eines Artikels, der nach dem französisch-saarländischen Kulturabkommen 1948 erschien, die "Saar auf dem Wege, in der Familie der abendländischen Kultur aufzugehen".

Nun, Jahre später befindet sich das Saarland mitten in Europa. Wie eine Zeitreise mutete der Gang zwischen den Exponaten an, die Geschichte zum Teil näher brachten, als es so manches Buch vermag, wie ein Besucher bemerkte. Schon deshalb wäre zu wünschen, dass es sich bei den "philatelistischen Schönheiten" nicht um ein Auslaufmodell handelt.

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