Auf den Spuren der Toten beider Weltkriege

St Ingbert · 26 große Aufsteller geben Zeugnis über das große Sterben beider Weltkriege. Dazu informierte Zeitzeugin Doris Deutsch im St. Ingberter Albertus-Magnus-Gymnasium. Dort war die Ausstellung „Spurensuche“ des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) in der vergangenen Woche zu sehen.

 Zeitzeugin Doris Deutsch und Werner Hillen stellten Schülern des Albertus-Magnus-Gymnasiums die Ausstellung „Spurensuche“ über die Schicksale von Soldaten und deren Angehörigen der beiden Weltkriege vor. Foto: Cornelia Jung

Zeitzeugin Doris Deutsch und Werner Hillen stellten Schülern des Albertus-Magnus-Gymnasiums die Ausstellung „Spurensuche“ über die Schicksale von Soldaten und deren Angehörigen der beiden Weltkriege vor. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

In der vergangenen Woche machte in der Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums eine vom Seniorenbeirat St. Ingberts empfohlene Ausstellung Station, die durch 16 Schulen im ganzen Saarland "tourt". Sie heißt "Spurensuche", widmet sich den Schicksalen von Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkrieges, und ist die dritte, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) auf die Beine gestellt hat. Und nicht nur das.

Das Besondere daran ist, dass es eine generationenübergreifende Veranstaltung ist, wie eine Referentin des VDK bei einem Vortrag vor Schülern der 10. und 11. Klassen des AMG sagte. Denn auch bei der Konzeption der Ausstellung 2013 arbeiteten Zeitzeugen, Lehrer, der VDK und die Schüler zusammen. Herausgekommen sind 24 großformatige Aufsteller, auf denen einzelne Schicksale anhand von Feldpostbriefen, Erkennungsmarken, Ausgrabungen von menschlichen Überresten bis hin zur späten Bestattung nach jahrelanger Suche von Vermissten nachgezeichnet werden. Durch die Besuche bei Zeitzeugen erfuhren die Schüler der Edith-Stein-Schule Friedrichsthal, die einer Generation angehören, die in Deutschland nicht mit dem Krieg in Berührung kam, wie sich die Angehörigen zwischen Hoffen und Bangen, ihren Vater oder Großvater wiederzusehen, fühlten.

Werner Hillen, der ehemalige Schulleiter dieser Gemeinschaftsschule und Vorsitzende des Landesverbandes des VDK, kam zum Vortrag nicht allein. Er brachte Doris Deutsch mit, die Ehefrau von Alex Deutsch, der Auschwitz überlebte und ebenfalls in Schulen ging, um über Vergangenes zu berichten, dass nicht vergessen werden darf. Sowohl ihr ehemaliger Mann als auch ihr Vater waren "Gesichter der Ausstellung". Indem die 78-Jährige plastisch von diesen Menschen und ihren Erinnerungen erzählte, wurden die vielen Toten aus ihre Anonymität herausgeholt.

Hillen berichtete, was der VDK macht und erzählte, dass sich dieser Verein um 832 Kriegsgräber-Friedhöfe in 45 Staaten kümmert, wo 2,7 Millionen deutsche Soldaten begraben liegen. Hillen fragte die Schüler , wie alt sie sind: "Wer ist 16?" Darauf meldeten sich einige der Anwesenden. "Dann wäre Euer Leben jetzt schon vorbei", erinnerte er daran, das damals auch viele Jugendliche als "Kanonenfutter" eingezogen wurden. Das berührte die Schüler und auch Doris Deutsch, die als Kind selbst die Nachricht über den Tod des Vaters lesen musste, weil sich ihre Großeltern nicht trauten, es dem Kind zu sagen, ist nach so langer Zeit noch sehr emotional. "Stellt Euch mal vor, da steht unter dem Brief ,in stolzer Trauer gefallen'", empört sich die gebürtige Stuttgarterin noch heute. Wie die Schüler erfuhren, werden auch heute noch Soldaten identifiziert, aktuell auch im Saarland. Und sie hörten, wie wichtig es auch noch für deren Kinder oder Enkel ist, einen Ort zu haben, wo man trauern und sich erinnern kann. All das vermittelten auch die vielen abgebildeten Dokumente auf den Tafeln der Ausstellung. Die kurzweiligen zwei Stunden schafften durch das Gespräch mit einer Zeitzeugin das, was mancher Unterricht in der Theorie auch in längerer Zeit nicht anschaulich machen kann. Schulleiterin Heike Scholz war unter den Zuhörern und sagte am Ende: "Danke, dass Sie ihr Leben mit uns geteilt haben."

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