"Ohne Sprache läuft hier gar nichts"

Saarpfalz-Kreis. Die deutsche Sprache ist für Roliana, Eliana und Mariana ganz wichtig, denn "ohne Sprachkenntnisse wären wir total aufgeschmissen", sagt Roliana. Sie ist die älteste Tochter einer Familie aus Syrien, die seit zehn Jahren in Homburg lebt. Roliana ist heute 16 Jahre alt und konnte 2001 kein Wort Deutsch, wurde aber eingeschult

Saarpfalz-Kreis. Die deutsche Sprache ist für Roliana, Eliana und Mariana ganz wichtig, denn "ohne Sprachkenntnisse wären wir total aufgeschmissen", sagt Roliana. Sie ist die älteste Tochter einer Familie aus Syrien, die seit zehn Jahren in Homburg lebt. Roliana ist heute 16 Jahre alt und konnte 2001 kein Wort Deutsch, wurde aber eingeschult. "Das arme Mädchen saß in der Klasse herum und verstand überhaupt nichts", erklärt Lieselotte Haaß, die seit dieser Zeit die Familie sprachlich betreut. Die Schwestern Eliana (15 ) und Mariana (11) hatten mehr Glück, sie besuchten zunächst den Kindergarten. Inzwischen sind alle drei Mädchen sprachlich bestens auf der Höhe, sie besuchen die Gesamtschule in Bexbach, haben deutsche Freunde und lesen Bücher auf Deutsch. "Astrid Lindgren", erzählt Roliana. Was heißt es für die Familie, Deutsch zu können? "Es ist das Tor für alles", sagt Eliana, "wir mögen die deutsche Sprache gerne." In Syrien, wo die Familie noch viele Verwandte hat, wird arabisch gesprochen, dort heißt das Märchen vom Rotkäppchen übrigens "Laila usaib", direkt ins Deutsche übertragen: Das Mädchen Laila und der Wolf. "Das kannten wir bereits", sagen die drei Schwestern. Lieselotte Haaß kramte die Kinderbücher aus ihrer eigenen Familie hervor, um den syrischen Schwestern daraus vorzulesen. "Das hat schon mal einen ersten Eindruck der deutschen Sprache vermittelt, auch wenn die Kinder damals noch nicht viel verstanden haben." Es könne nicht sein, dass ausländische Kinder immer wieder an der deutschen Sprache scheiterten, beklagt Lieselotte Haaß, "da geht viel Potenzial verloren". Ihre Erfahrung dazu ist ebenso plausibel wie unmöglich, sofern sich nicht genügend freiwillige Helfer melden: "Jedes Kind braucht im Grunde einen privaten Sprachlehrer, jemanden, der sich um die Deutsch-Hausaufgaben kümmert, mal kleine Diktate übt, Geschichten vorliest, damit sich die Sprache einschleift und vertraut wird." Wie klingt Deutsch in Syrien? Mariana lacht: "Wir sollen bei unseren Verwandten manchmal etwas auf Deutsch sagen." Und? "Na ja, also für arabische Ohren hört sich Deutsch so ein bisschen exotisch an, das ist für Syrer total fremd im Ohr", sagt Roliana. Einen Tag der deutschen Sprache finden die Schwestern "gut und wichtig". Untereinander unterhalten sie sich auf Deutsch, "das passt besser zu den Schulthemen, über die wir oft reden." Und die Mutter? Die ist stolz, dass ihre Töchter viel besser Deutsch können als sie. maa Wer sich aktiv an der Deutsch-Förderung für Migranten-Kinder beteiligen möchte (pensionierte Lehrer sind besonders willkommen), kann sich an die Ehrenamtsbörse des Kreises wenden: Anette Hirschfelder, Telefon (0 68 41) 1 04-84 05, oder per E-Mail: renate.hirschfelder@saarpfalz-kreis.de.

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