Mit Wilderern und Weinbergrittern

Bebelsheim. "Holzhacken ist Weiberarbeit", schrie der Mann am Samstagabend auf dem Bebelsheimer Dorfplatz zu seinem weiblichen Gegenüber. Nein, es handelte sich nicht um einen Ehestreit eines ortsansässigen Paares. Vielmehr um den durch eine Schwertkampf-Show dargestellten mittelalterlichen Brauch, Konflikte von Ehepaaren durch Waffengewalt auszutragen

Bebelsheim. "Holzhacken ist Weiberarbeit", schrie der Mann am Samstagabend auf dem Bebelsheimer Dorfplatz zu seinem weiblichen Gegenüber. Nein, es handelte sich nicht um einen Ehestreit eines ortsansässigen Paares. Vielmehr um den durch eine Schwertkampf-Show dargestellten mittelalterlichen Brauch, Konflikte von Ehepaaren durch Waffengewalt auszutragen. Es floss kein Blut, vielmehr war im Gesicht der Darsteller ein Grinsen festzustellen. Einmarsch und FeuerradDas Paar zählte wie die zahlreichen anderen Darsteller zu den "Waldläufern" aus dem pfälzischen Wallhalben. Die 25 Personen zählende Truppe war genauso wie "Die Wilderer" aus Carling in Frankreich und die "Harxheimer Weinbergritter" Teil des Programmes bei der diesjährigen Sonnwendfeier in Bebelsheim. Auch bei der neunten Auflage der Traditionsveranstaltung hatten sich die Heimatfreunde wieder ein attraktives, mehrstündiges Programm einfallen lassen, welches die Besucher mit einem guten Besuch goutierten. Schon um 18 Uhr war der Dorfplatz voll. Neu in diesem Jahr: ein Einmarsch zu Festbeginn mit allen Mitwirkenden aus Richtung Kaiserstraße mit dem Feuerrad zum Dorfplatz. Der Bebelsheimer Ernst Unruh sorgte mit seinem "Osteuropäischen Volkstanzkreis Elch" gleich nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Schirmherrn, Beigeordneter Manfred Pfeifer, für Stimmung: Neben zahlreichen Traditionstänzen animierte er die Besucher auch später zum Mittanzen. "Es gilt die Weihnachtsbotschaft: Fürchtet Euch nicht", nahm er den Bebelsheimern scherzend die Hemmungen. Auch der örtliche Comedian Roger Wack hatte seinen Auftritt: dieses Mal mit irischen Liedern statt mit Mundartcomedy. Informativ und unterhaltsam zugleich waren die Vorträge, die Arno Soffel, Walter und Gisela Hähne sowie Volker Jacoby ausgesucht hatten. Die Besucher erfuhren unter dem Titel "Sonnenwende - Zeitenwende" vieles über längst vergessenes Brauchtum. Amüsant war das "Streitgespräch Winter-Sommer", bei dem Bertram Nagel (Winter) und Beate Lang (Sommer) in passender Kostümierung die bevorstehende neue Jahreszeit humorvoll aufbereiteten. Bäwelsummer sangBeinahe hätte man glauben können, "der Winter" sei noch da, so kalt wurde es auf einmal am Abend auf dem Dorfplatz. Als dann gegen halb zehn die ersten Fackeln angezündet wurden und sich alles zur Wiese unterhalb des Dorfgemeinschaftshauses begab, wurde es wieder wärmer. Richtig mystisch wirkte das Ganze, als dann "Das Bäwelsummer Lied" angestimmt wurde. "Wo de Mandelbach vier Brigge hat, do sinn mir dehemm", zahlreiche Feuersprüche und eine Feuerrede, waren die Vorbereitung für das Anzünden des Sonnwendfeuers durch die Fackelträger. Dann war es endlich soweit: Das Feuerrad rollte langsam den Berg vom Dorfgemeinschaftshaus herunter, wurde durch das Feuer gestoppt und brannte dann mit ihm gemeinsam. "Die Wilderer" sorgten dann für eine atemberaubende Feuer-Show.

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