Gänsehaut und Melancholie

Gräfinthal · Am Freitagabend drehte sich im Haus Wulfinghoff alles um Frankreich. Zwar nicht um die EM, aber um das Savoir Vivre. Auf Einladung vom Verkehrsverein und der Gemeinde Mandelbachtal trat Marcel Adam auf. Unterstützt wurde er von Christian Di Fantauzzi am Akkordeon und Saxophon.

 Der Chansonnier Marcel Adam (links) und Christian Di Fantauzzi (rechts) auf der Bühne des Gräfinthaler Haus Wulfinghoff bei den „Gräfinthaler Vierjahreszeiten“. Foto: Jörg Martin

Der Chansonnier Marcel Adam (links) und Christian Di Fantauzzi (rechts) auf der Bühne des Gräfinthaler Haus Wulfinghoff bei den „Gräfinthaler Vierjahreszeiten“. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Der Sänger Marcel Adam hat bereits vor Jahren den Autor dieser Zeilen bei der Kleinkunst-Reihe "Gräfinthaler Vierjahreszeiten" gefragt, ob dieser überhaupt noch in der Lage sei, etwas über ihn zu schreiben. Allzu oft sind die beiden sich bereits bei Konzerten im Haus Wulfinghoff begegnet. Auch am vergangenen Freitagabend stellte der Chansonnier diese Frage wieder zwischen den Titeln. Sie kann alleine durch die Vielseitigkeit von Adam, er hat über 200 Titel geschrieben, beantwortet werden. Auch, wenn es natürlich Konstanten in seinen Programmen gibt. Doch immer wieder kramt er Lieder aus früheren Programmen und von reiferen CDs heraus und stellt diese neu vor. Vieles wirkt und ist vertraut. Manches ist auch für Stammbesucher neu. Da stört es auch weniger, wenn der Einladung von Verkehrsverein und Gemeinde Mandelbachtal - im Vergleich zu den Vorjahren - ein paar Besucher weniger gefolgt waren und man nicht wie gewohnt "ausverkauft" melden konnte. Immerhin fand im Nachbarland gerade die Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft statt. Bekanntlich ging es an diesem Abend weniger um das runde Leder. Doch dafür umso mehr um Frankreich. Für das gewisse Savoir Vivre sorgte dafür nicht nur das auf den Abend zugeschnittene Essen in der Pause, sondern Multiinstrumentalist Christian Di Fantauzzi (Akkordeon und Saxophon). Der stille Franzose agiert meist im Hintergrund. Doch, wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Und der musikalische Grenzgänger zu seiner Linken? Nun, der setze zunächst auf Altbewährtes, wie etwa "s`Onna uff de Bonk", welches er mit einer wiederentdeckten Gitarre aus seinem reichhaltigen Fundus spielte. Der Titel beschreibt auf leicht melancholische und dennoch warmherzige Art Adams Kindheit im lothringischen Hambach. "Isch bin nischt abergläubig, weil das bringt Unglück", scherzte Marcel Adam nachdem er "s`Caroline von Saarguemines" zum Besten gab. Einen anderen Titel wollte er eigentlich erst spielen, wenn er berühmt ist und mindestens sechs freizügige Tänzerinnen in seinem Show-Programm hat.

Ein Lied für die Männer

Doch im September steht - zumindest amtlich, offiziell - das Renteneintrittsalter bevor. Und, wer weiß, was bis dahin alles passiert? Ans Aufhören ist keinesfalls zu denken. Also lässt man das Publikum schon mal mitsingen. Und dann noch schwupps ein Lied für die Männer. Diese armen Kreaturen, die immer alles richtig machen und trotzdem geht's dann schief. "Wer ist nicht zufrieden mit seinem Partner?" Klar, dass sich da niemand meldet. Also schnell "Wenn de mich verlässt, darf ich dann mitgehen?" gesungen. Und stellten sich die Haare auf Unterarm und Rücken. "Eine Rose", gesungen von dem Mann mit der originellen Kopfbedeckung und am Saxophon begleitet, war mehr als der übliche Gänsehautfaktor. Bei aller Liebe muss sich selbst auch lieben, betonte der Mann, der so manche Höhen und Tiefen hinter sich brachte. "Isch hann misch so furchtbar gär" sorgte bei der Dame in Reihe zwei, rechts, für den Ausruf "Super". Nicht nur "Blinde Katharina" von Klaus Hoffmann vermittelte einen an diesem Abend leicht nachdenklichen Adam, ehe es zu den Zugaben ging.

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