Von Rauchschlürfen und Tabaksaufen

Homburg · Woher stammt der Begriff Nikotin? Galt Rauchen schon immer als gesundheitsgefährdend? Antworten auf diese und viele andere Fragen rund ums Thema Rauchen bietet die Sonderschau im Heimatmuseum.

 Zahlreiche Funde von Pfeifenstücken zeugen von einer gut gepflegten Rauch-Kultur auf der Kirkeler Burg. Foto: Thorsten Wolf

Zahlreiche Funde von Pfeifenstücken zeugen von einer gut gepflegten Rauch-Kultur auf der Kirkeler Burg. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Rauchen ist ein nicht ganz einfaches Thema in diesen Tagen. Aber es ist auch eines mit einem großen geschichtlichen Hintergrund. Und genau dem widmet sich aktuell das Kirkeler Heimatmuseum am Fuß der Kirkeler Burg. Unter dem Titel "Rauchzeichen - vom Rauchschlürfen und Tabaksaufen" zeigt die von der Archäologin Christel Bernard kuratierte Schau in vielen Ausgrabungsfunden, aber auch Exponaten mit Bezug in die Gegenwart und vielen informativen Schautafeln, dass das Rauchen von Tabak in früheren Tagen alles andere als kritisch gesehen wurde.

Die Ausstellung gibt auch viel Wissenswertes mit auf den Weg - so die Antwort auf die Frage, woher der Begriff "Nikotin " eigentlich kommt. Tatsächlich wurde Tabak in Amerika von den Maya spätestens seit dem 10. Jahrhundert rituell konsumiert. Im Jahr 1492 wurde Christoph Columbus bei seiner Ankunft in der neuen Welt getrockneter Tabak präsentiert. Von diesem Datum aus dauerte es dann noch einige Jahrzehnte, bis der Botschafter Frankreichs in Portugal, Jean Nicot de Villemain, im Jahr 1560 Samen von "Nicotiana tabacum" an den französischen König sandte und damit dessen Verbreitung in Gang setzte. In der Folge bewarb Nicot die medizinische Verwendung von Tabak, "gegen offene Geschwüre, gegen Migräne und vieles mehr. Das fand damals großen Anklang", erklärte Christel Bernard. Das Alkaloid "Nicotin" wurde erstmals 1828 isoliert - und nach Jean Nicot benannt, das "Nikotin " betrat die Bühne der Wissenschaft.

Die Fundstücke von der Kirkeler Burg, die Bernard als Teil der Ausstellung zeigt, machen alleine in ihrer schieren Zahl klar, dass Rauchen im Mittelalter wohl fast schon so üblich war wie trinken. Allerdings gab es für den Vorgang zu dieser Zeit gar kein Wort, vielmehr Konstrukte wie "Rauchschlürfen" und "Tabaksaufen". Bernard selbst führte mit einer kleinen Anekdote in die Ausstellung ein: "Wir haben ein Kilo Tabak bestellt, um die Pfeifenstücke aus den Ausgrabungen angemessen präsentieren zu können. Ich hab' mir dann gedacht: Diese Tabakblätter müssen ja dafür irgendwie platt werden." Also ließ Bernard die Blätter in ihrer Gegenwart bügeln - keine sehr weise Idee, wie die Kuratorin mit einem Lachen eingestand. "Ich war als Nichtraucherin irgendwann ganz besäuselt."

Mit der aktuellen Schau setzt das Kirkeler Heimatmuseum seine erfolgreiche und im Jahr 2006 begonnene Reihe von Sonderausstellungen fort, sehr zur Freude von Dominik Hochlenert, dem ersten Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Kirkel. "Ich muss sagen, dass jede dieser nunmehr elf Ausstellungen mir sehr gut gefallen hat." Und dies vor allem, so Hochlenert, weil das Heimatmuseum Kirkel so immer wieder dazu einlade, den Ort und seine Geschichte anders zu erleben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort