"Die Kandidatur kam aus dem Herzen" Nach der Wahl geht's nach SüdfrankreichNach der Wahl geht's nach Südfrankreich in den Urlaub

Homburg. Wer Barbara Spaniol hört, kann gar nicht glauben, dass sie eigentlich aus Dirmingen stammt: "Ich bin verwurzelt in Homburg, ich mag diese Stadt, Homburg ist mir ein Herzensanliegen." Und nun kandidiert sie fürs Amt der Oberbürgermeisterin von Homburg, einstimmig nominiert von ihrer Partei "Die Linke", für die sie nicht nur im Stadtrat, sondern auch im Landtag sitzt. Dass sie ihre Kandidatur erst spät bekannt gab, hat nicht nur viele überrascht, aber Barbara Spaniol ist dafür bekannt, "ihr eigenes Ding" durchzuziehen: "Diese Kandidatur kam aus dem Herzen, und ich möchte dieses Amt wirklich gerne ausüben."Sie wolle nicht, dass der Eindruck erweckt werde, in diesem Wahlkampf sei alles schon gelaufen, denn "ich will als dritte Kraft antreten und eine Alternative bieten".

 Barbara Spaniol anlässlich ihres Besuchs in der Homburger Redaktion. Foto: SZ-Redaktion

Barbara Spaniol anlässlich ihres Besuchs in der Homburger Redaktion. Foto: SZ-Redaktion

Homburg. Wer Barbara Spaniol hört, kann gar nicht glauben, dass sie eigentlich aus Dirmingen stammt: "Ich bin verwurzelt in Homburg, ich mag diese Stadt, Homburg ist mir ein Herzensanliegen." Und nun kandidiert sie fürs Amt der Oberbürgermeisterin von Homburg, einstimmig nominiert von ihrer Partei "Die Linke", für die sie nicht nur im Stadtrat, sondern auch im Landtag sitzt. Dass sie ihre Kandidatur erst spät bekannt gab, hat nicht nur viele überrascht, aber Barbara Spaniol ist dafür bekannt, "ihr eigenes Ding" durchzuziehen: "Diese Kandidatur kam aus dem Herzen, und ich möchte dieses Amt wirklich gerne ausüben."Sie wolle nicht, dass der Eindruck erweckt werde, in diesem Wahlkampf sei alles schon gelaufen, denn "ich will als dritte Kraft antreten und eine Alternative bieten".

Schaden wolle sie mit ihrer Kandidatur niemandem, auch nicht dem SPD-Kandidaten Rüdiger Schneidewind, gegen den sie auch "gar nichts hat, im Gegenteil, er ist ein sehr netter Kollege". Was sie als eventuelle Oberbürgermeisterin auf ihrer Liste stehen hat, klingt anlässlich ihres Besuchs in unserer Redaktion weder besonders "links" noch besonders ideologisch. Barbara Spaniol, die ursprünglich von den Grünen kommt, ist nach wie vor eine Verfechterin basisdemokratischer Entscheidungen, denn sie findet, dass in Homburg die "Beteiligungskultur" zu wünschen übrig lässt: Die Bürger werden nach Meinung Spaniols zu wenig gefragt.

Besonders bitter sei ihr dies bei der Aufstellung der Windräder auf den saarländisch-rheinland-pfälzischen Grenzhügeln (Weißer Trisch) aufgestoßen: "Hier wird mit Ideologie eine Energiewende betrieben, die ich so nicht gutheißen kann. Man kann die Landschaft nicht mit Windrädern zupflastern und die Leute, die da wohnen, vor vollendete Tatsachen stellen."

Ein weiteres Thema, das sie umtreibt, ist Homburgs schwindende Bedeutung als Einkaufsstadt. "Ich ärgere mich, weil die Homburger selbst kaum noch in Homburg einkaufen. Man sieht sie nicht, weil sie ihr Geld woanders ausgeben, in Mannheim oder in Neunkirchen. Das finde ich nicht in Ordnung." Auch ärgere sie sich, wenn sie den Spruch höre "In Homburg, do gebbt's jo nix". Das stimme überhaupt nicht.

Barbara Spaniol hatte während der ECE-Diskussion zwar "viel Verständnis für die inhabergeführten Geschäfte, die um ihre Existenz bangten", ist aber durchaus der Meinung, dass die Einkaufssituation in der Innenstadt dringend verbessert werden müsse: "Das Tal-Zentrum ist dunkel, der Boden ist holprig, wer soll sich da beim Einkauf wohlfühlen?"

Mehr Vielfalt müsse in die Stadt, die Leerstände seien kein gutes Aushängeschild. Wie auch vielen engagierten Homburgern, liegt Barbara Spaniol der historische Marktplatz am Herzen: "Ein Kleinod". Und wozu würde es genutzt? "Für Autos. Das geht gar nicht, hier müssen die Parkplätze weg, der Platz muss mit Menschen belebt werden."

In den Stadtteilen beklagt Barbara Spaniol das Wegbrechen von Geschäften, "es gibt mancherorts keine echte Grundversorgung mehr". Deshalb ist sie eine Anhängerin der "Dorfladen-Strategie". Die rechneten sich zwar oft nicht, "das weiß ich, aber es wäre doch einen Versuch wert".

Als Schulstandort erfülle Homburg einen wichtigen Bildungsauftrag für die umliegenden Kommunen bis nach Rheinland-Pfalz hinein, deshalb sei sie dafür, dass die Gebundene Ganztagsschule im Bildungsangebot nicht fehlen dürfe. "Der Bedarf ist da, das Land unterstützt diese Initiative, aber Homburg und der Saarpfalz-Kreis gehörten nicht zu den ersten, die die Hand gehoben haben, als das Land die finanzielle Unterstützung für die Einrichtung in Aussicht gestellt hat."

Ansonsten möchte Spaniol das Angebot an Krippenplätzen ausbauen und auch einem neuen Juz, genannt "Jugend- und Kulturzentrum", eine Heimat geben: "Der Wunsch nach einem selbstverwalteten Zentrum ist da." Es seien eben auch die Frauen- und Jugendanliegen, die Barbara Spaniol als Oberbürgermeisterin gerne in die Hand nehmen würde: "Ich denke, man muss diese Anliegen ernst nehmen."

Vor dem Wahlgang am Sonntag, 25. Mai, laden Saarbrücker Zeitung und Saarländischer Rundfunk gemeinsam zur Podiumsdiskussion ein. Die Kandidaten Peter Fuchs (CDU), Rüdiger Schneidewind (SPD), Barbara Spaniol (Linke) und Marc Piazolo (unabhängig, unterstützt von der "Allianz der Vernunft" und den Grünen) diskutieren am Mittwoch, 14. Mai, 19 Uhr, im Saalbau Homburg. Die Moderation übernehmen Peter Neuheisel (SZ) und Thomas Gerber (SR).

Die wichtigste Aufgabe der Menschheit ist . . .

. . eine Welt ohne Kriegsangst und mit sozialem Frieden zu schaffen.

Die wichtigste Erfindung war . . .

. . . das Frauenwahlrecht. Eher ist es aber eine Errungenschaft.

Unter den gegenwärtig lebenden Menschen in Deutschland imponieren mir am meisten . . ..

. . . alle saarländischen Lehrer und Lehrerinnen, die zu selten gewürdigt werden. Und Luc Mélenchon, der Vorsitzende der französischen Linkspartei, obwohl er nicht in Deutschland lebt. Aber als Saarländerin sehe ich das nicht so eng.

Geld ist . . .

. . .wichtig, aber nicht alles.

Glück ist . . .

. . . wenn die Familie zusammenhält und gesund bleibt.

Ein Kompromiss ist . . .

. . . ein Geben und Nehmen.

Beim Thema Sport denke ich . . .

. . . an schnelles Laufen und langen Atem.

Meine beste Eigenschaft ist wohl . . ..

. . . Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen.

Ärgern kann ich mich über . . .

. . . die Sturköpfe in der Politik, die nicht über den Tellerrand der eigenen Partei hinaus schauen können.

Ein Glas Wein . . .

. . . trinke ich schon mal ganz gerne.

Mein nächster Urlaub führt nach . . .

. . . Südfrankreich. Aber erst nach der Wahl.

Wenn man meine Arbeit als Oberbürgermeisterin eines Tages bewerten müsste, wäre es schön, wenn die meisten denken würden . . .

. . . die Frau meinte es ernst, sie konnte es und war mit dem Herzen dabei. "Ich ärgere mich, weil die Homburger kaum in Homburg einkaufen."

Barbara Spaniol

Zur Person

BarbaraSpaniol wurde 1963 in Dirmingen geboren und wuchs dort auf. Sie machte ihr Abitur am Illtal-Gymnasium und studierte dann in Köln das Fach "Bibliotheks- und Dokumentationswesen". Nach ihrem Abschluss arbeitete sie im Bibliotheks- und Informationsdienst des Saar-Landtages und wurde Bibliotheksoberrätin. 1996 engagierte sie sich für die Grünen und kandidierte 1999 erstmals für den Landtag. 2004 zog sie dort ein, wechselte 2007 aber zu den Linken. Spaniol sitzt für die Linke im Homburger Stadtrat. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und wohnt in Erbach. maa

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