Deutsch-französische Grenze Es gibt noch Hoffnung für die „Grüne Grenze“

Brenschelbach/Ormersviller · Unverständnis erntete die Stadt Blieskastel für die Schließung der Grenzstraße nach Ormersviller. Jetzt lenkt die Verwaltung ein.

 Bundestagsabgeordneter Markus Uhl (links) mit Maire Marcel Vogel aus Ormersviller (Mitte) und dem Riesweiler Kommunalpolitiker und Blieskastels Seniorenbeauftragten Heinz Schöndorf am Grenzpunkt des Verbindungsweges zwischen Deutschland und Frankreich.

Bundestagsabgeordneter Markus Uhl (links) mit Maire Marcel Vogel aus Ormersviller (Mitte) und dem Riesweiler Kommunalpolitiker und Blieskastels Seniorenbeauftragten Heinz Schöndorf am Grenzpunkt des Verbindungsweges zwischen Deutschland und Frankreich.

Foto: Wolfgang Degott

Mit einem Federstrich hat die Stadtverwaltung Blieskastel die Zeit um mehr als 30 Jahre zurückgedreht. Sie sperrte den etwa einen Kilometer langen Weg zwischen Ormersviller und Brenschelbach für den normalen Fahrzeugverkehr, stellte einen Zustand her, wie er zu Beginn der 1980er Jahre bestand (wir berichteten). Damals war aus zollrechtlichen Gründen die Straße nicht passierbar. Wenig später erreichte der damalige Brenschelbacher Ortsvorsteher Dieter Schmidt eine Regelung, ausgesprochen von der Saarbrücker Oberpostdirektion. Sie beinhaltete, dass die „Grüne Grenze“ zwischen Ormersviller und Brenschelbach auch mit dem Kraftfahrzeug passiert werden kann. Die Blieskasteler Regelung wurde vor einigen Wochen an dem Tag ausgesprochen und die entsprechenden Schilder installiert, als auf Ormersviller Seite eine etwa 60 Meter lange Trasse des gleichen Weges neu gebaut und fertig gestellt worden war. Maire Marcel Vogel reagierte sauer: „Jetzt, als wir alles neu gemacht haben, wird die Straße zugemacht.“ Soll er jetzt auch die Hinweisschilder abbauen, die im Ort stehen und auf die Durchfahrt nach Brenschelbach und Altheim hinweisen? Unverständlich für ihn ist auch, dass die Regelung ohne jegliche Ankündigung vorgenommen worden sei. Auf französischer Seite ist die Trasse als Grenzstraße eingestuft und deshalb auch befahrbar. Ein weiteres Argument führte er an: In den beiden letzten Jahren sei das internationale Junioren-Radrennen Trofeo über die Straße geführt worden. Die deutsche Straßenverkehrsbehörde habe eine Regelung ausgesprochen, dass Gegenverkehr nicht erlaubt sei. So wäre doch im Gegenzug anerkannt worden, dass sie befahrbar sei? Fragt sich der Bürgermeister. Auch habe sich Ormersviller mitunter so gut entwickelt, weil die Straße geöffnet war. Auch gebe es Überlegungen, über die Grenze hinaus zu bauen – ein Europadorf zu schaffen. Derzeit müsste ein Abstand zur Landesgrenze von 50 Metern eingehalten werden. Dieter Schmidt hat es jetzt mit Hilfe eines aus dem den 1980er-Jahren stammenden Antrags erreicht, dass die Besucher des Bankfestes am 11. und das Kapellenfestes am 15. August in Ormersviller die Straße befahren dürfen.

Eingeschaltet hat sich auch der Bundestagsabgeordnete Markus Uhl. Er traf sich mit Marcel Vogel und Heinz Schöndorf aus Riesweiler auf der Grenze an der Bank unter der Linde, die die frühere Europa-Abgeordnete Doris Pack vor Jahrzehnten als Symbol der deutsch-französischen Freundschaft pflanzte. Auch er zeigte Unverständnis über die Maßnahme. „Sowohl auf französischer als auch auf deutscher Seite ist man sich einig, dass diese Straße nicht nur aufgrund ihrer Geschichte als Symbol für die Europäische Einigung sondern auch aus heutiger, sozialer und wirtschaftlicher Sicht unabdingbar ist“, stellt er fest und fügte hinzu, dass sich Europa nicht nur durch große Projekte und Ziele auszeichne, sondern der wahre Gedanke durch viele kleine Projekte gelebt wird. Unterdessen hat die Blieskasteler Stadtverwaltung signalisiert, den Verbindungsweg zwischen Brenschelbach und Ormersviller wieder für den Verkehr zu öffnen. Wie der Erste Beigeordnete Georg Josef Wilhelm am Freitag in Vertretung der in Urlaub weilenden Bürgermeisterin gegenüber unserer Zeitung erklärte, würden noch in dieser Woche, wenn die Bürgermeisterin wieder da ist, Gespräche innerhalb der Fachabteilungen im Rathaus und mit den Franzosen geführt, um den Verbindungsweg „in absehbarer Zeit wieder für den Verkehr zugänglich zu machen“. Es werde geprüft, welche Autos hier passieren könnten, voraussichtlich bis zu einem Gewicht bis zu 3,5 Tonnen, und ob man eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde vorschreibe. Wilhelm sei es ein Herzensanliegen, dass die Grenzgänger von diesem Verbindungsweg auch künftig wieder profitieren könnten. Warum hat man den Weg dann vor einigen Wochen für den Verkehr gesperrt und jetzt kommt die Kehrtwende? „Eine gute Verwaltung prüft ihre Entscheidung, die sie getroffen hat, und korrigiert sie gegebenenfalls“, so Wilhelm. Über kurz oder lang müsse die Straße wie auf französischer Seite sogar saniert werden, so der Erste Beigeordnete abschließend.

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