Er war ein wahrer Europäer

Blieskastel · Man nennt ihn den Komponisten der Deutschen und der Engländer: Dem großen Barock-Komponisten Georg Friedrich Händel widmete Franz Biet eine Soiree in der Orangerie. Das Programm verband Literatur und Musik nach bewährtem Muster.

 Vinzenz Haab und Karin Biet gehörten zu den Solisten bei der Händel-Soiree in der Blieskasteler Orangerie. Foto: Biet

Vinzenz Haab und Karin Biet gehörten zu den Solisten bei der Händel-Soiree in der Blieskasteler Orangerie. Foto: Biet

Foto: Biet

. Georg Friedrich Händel - neben Bach und Vivaldi der größte Komponist des Barock - war am vergangenen Sonntag eine Soiree von Franz Biet in der Blieskasteler Orangerie gewidmet. Der Organist aus Halle, der am englischen Königshof seine größten Opern schrieb und gleichzeitig die Gattung des englischen Oratoriums begründete, ist ein wahrer Europäer. Zu Recht wird er von Deutschen wie Engländern auch heute noch als "ihr" Komponist bezeichnet.

Das Programm verband Literatur und Musik nach dem bewährten Prinzip: nützen und erfreuen. Die Zuhörer in der ausverkauften Orangerie wurden unterhaltsam mit Leben und Schaffen des ein Leben lang frauen- und ehelos gebliebenen Meisters vertraut gemacht. Natürlich war auch der zeitgeschichtliche Hintergrund einbezogen. Wer weiß schon, dass Newton - wenn er auch Physik und Mathematik vorzog - die Opern Händels kannte. Oder dass der Kurfürst von Hannover als Georg I., König von England, sich anfangs weigerte, auch nur ein Wort Englisch zu sprechen.

Gerade bei ihm meldet sich der berühmte englische Humor zu Wort: "Der König war zweifellos ein herzensguter Mensch, denn auf der ganzen Welt gab es nur drei Menschen, die er hasste: seine Mutter, seine Frau und seinen Sohn." Verantwortlich für den literarischen Teil waren die vier Sprecher Gerd Schlaudecker, Klaus Völker, Karin und Franz Biet.

Von besonderem Reiz war das musikalische Programm, gestaltet von Karin Biet, Vinzenz Haab, Markus Schaubel, Vsevolod Starko und Nadine und Jessica Kiefer. Einerseits war es geprägt durch Raritäten, einem kleinen Konzert für Violine und Streicher und der Fest-Sinfonie aus dem Oratorium "Saul". Natürlich durften Ausschnitte aus Wasserwerks- und Feuerwerksmusik nicht fehlen. Aber wie erstaunt waren die Zuhörer, als sie Hörner, Trompeten und eine Harfe zu hören bekamen. Die Technik des Keyboards macht's möglich.

Man darf auch ohne zu übertreiben sagen, dass die ausgewählten Arien aus Opern und Oratorien den Zuhörern zu Herzen gingen: "Lascia la spina", "Where' er you Walk" aus Semele, "Father of Heav'n" und "O lovely peace" aus "Judas Maccabäus", das gewaltige "Why do the nations" aus dem Messias und "Caro! Bella!", das herrliche Duett aus "Guilio Cesare". Kunst ist eben vorwiegend eine Sache des Gefühls.

Die Überraschung der Soiree kam allerdings mit der Zugabe: Händels "Halleluja" - play back (von der CD) und live. Erstaunlich, wie gut das Zusammenspiel harmonierte: der legendäre Karl Richter mit seinem Münchner Bach-Chor und Orchester und die auf der Bühne der Orangerie musizierenden Künstler. Das Schlusswort war dem großen Bach überlassen, der Händel persönlich nie kennenlernte: "Händel ist der Einzige, den ich sehen möchte, ehe ich sterbe, und der ich sein möchte, wenn ich nicht Bach wäre."

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