Konzert Dieser Auftritt war einfach grandios

Blieskastel · Mit der H-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach hatte sich der Dirigent für ein fantastisches, aber schwer zu singendes Stück entschieden. Die Zuhörer waren begeistert.

 In der Schlosskirche Blieskastel gaben das Collegium Vocale und seine musikalischen Gäste mit Bachs H-Moll-Messe ein Konzert der Spitzenklasse.

In der Schlosskirche Blieskastel gaben das Collegium Vocale und seine musikalischen Gäste mit Bachs H-Moll-Messe ein Konzert der Spitzenklasse.

Foto: Cornelia Jung

Seit vielen Jahren führt das „Collegium Vocale“ unter der Leitung seines Dirigenten Christian von Blohn große Werke von Johann Sebastian Bach auf. Auch die H-Moll-Messe war schon darunter. Sie sei nach rund 15 Jahren einfach mal „wieder dran“ gewesen, wie von Blohn auf die Frage antwortete, warum er sich für seinen Chor gerade dieses schwere und sängerisch anspruchsvolle Stück für die Aufführung in der Blieskasteler Schlosskirche am Samstag ausgesucht hatte. „Es ist das schwerste Stück, das wir jemals gesungen haben“, sagte ein Sänger der Formation im Vorfeld des Konzerts.

Es sei zum Teil achtstimmig, zwinge auch die Männer zu leicht klingenden Koloraturen, die aber nur mit der entsprechenden Übung zu meistern sind. Und auch die schnellen Stimmungswechsel zwischen einem getragenen Moll, das immer dann einsetzt, wenn es im Inhalt um die Kreuzigung von Jesus geht, und einem hellen, freudigen Dur, wenn der Text von dessen Auferstehung handelt, seien nicht einfach zu singen. Doch je weiter man in das Stück einsteige und entsprechend probe, habe man auch als Mitwirkender Spaß an diesem monumentalen Werk. „Ich habe mir Notizen in meine Noten gemacht, um mich der jeweiligen Stimmung besser anpassen zu können“, sagte der Chorist aus dem Tenor, der sich im Auto auf dem Arbeitsweg täglich mit der H-Moll-Messe beschallte, um sich ihre Passagen zu verinnerlichen.

So wie das zweistündige Werk dann klang, muss das wohl jeder der 60 beteiligten Sänger und Sängerinnen in der Vorbereitung so ähnlich gemacht haben, denn die Messe, deren Gelingen auch den Solisten (Ruth Ziesak, Sandra Stahlheber, Ronan Caillet-Ménégoz und Sebastian Geyer) und Mitgliedern der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern zu verdanken war, war einfach „grandios“, wie eine Zuhörerin am Ende sagte.

Die Stuhlreihen in der Kirche mussten noch mit Mobiliar aufgestockt werden, damit auch alle interessierten Besucher Platz fanden. Trotz der etwas mehr als 120 Minuten Aufführungszeit begeisterte das Stück in jedem seiner Teile. Am Ende hielt es keinen der Besucher mehr auf seinem Platz. Nicht nur aus dem Grund, weil die Sitzgelegenheiten etwas hart waren, sondern vor allem, weil die Leistung aller Beteiligten einfach ein Standing Ovation forderte.

Das Proben seit Januar hat sich also mehr als gelohnt und auch Christian von Blohn, der die Gesamtleitung hatte, war mehr als zufrieden: „Das Dirigat eines solchen Stückes ist immer anstrengend und nicht ohne, aber wenn Orchester und Solisten so exzellent sind und der Chor entsprechend vorbereitet, ist das eine wahre Freude. Wenn dann noch die Begeisterung der Musizierenden auf das Publikum überspringt, und ich glaube, das war hier der Fall, ist man noch mehr motiviert, sein Bestes zu geben.“ Das Werk ist laut seinen Aussagen „das schwerste, was es mithin gibt, auch innerhalb des Bachschen Werkes“. Der Chor habe extrem viel zu singen, oft sehr hoch und anstrengend, aufgefächert bis zur Doppelchörigkeit. Viele Passagen im Chor seien so virtuos wie Solostimmen. Im Programmheft war die Aussage des Züricher Verlegers Hans-Georg Nägeli abgedruckt, die er 1818 einmal über die H-Moll-Messe machte: „Das größte musikalische Kunstwerk aller Zeiten und Völker...“

Man glaubt es nach dem Hören direkt, denn das letzte große Vokalwerk Bachs ist so etwas wie sein Vermächtnis, in dem wohl sein gesamtes musikalisches Können aufgeht. „Die Musik von Bach ist in der Tiefe ihres Erlebens so existenziell und in ihrer Struktur von solch großartiger wunderbarer Faktur, unbegreiflich, dass ein Mensch allein sich so etwas ausdenken kann. Bachs Musik ist Trost spendend, begeisternd und sinnstiftend zugleich. So lange ich es vermag und die Kraft dazu habe, werde ich versuchen, regelmäßig in Blieskastel solche Werke aufzuführen“, sagt Christian von Blohn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort