Flüchtlingshilfe „mit Händen und Füßen“

Heiligenwald · Die Betreuung einer Flüchtlingsfamilie ist für Walburga und Katrin Will nicht ein einseitiges Geben. Denn ihr ehrliches Engagement erweitert unter anderem den eigenen Horizont und das Miteinander der Kulturen.

 Katrin (links) und Walburga Will betreuen Flüchtlingsfamilien aus Syrien. Foto: Bistum Trier

Katrin (links) und Walburga Will betreuen Flüchtlingsfamilien aus Syrien. Foto: Bistum Trier

Foto: Bistum Trier

Seit September haben Walburga und Katrin Will an Mittwoch-Nachmittagen einen festen Termin. Mutter und Tochter aus Heiligenwald machen sich dann auf nach Landsweiler und besuchen dort eine syrische Flüchtlingsfamilie. Dort warten bereits Vater, Mutter und sechs Kinder auf ihre "Willkommens-Patinnen". Die Kinder holen ihre Schultaschen und dann werden die Hausaufgaben kontrolliert und auch geholfen. "Da ist von Anfang an viel los", sagt Walburga Will, "die freuen sich schon auf unseren Besuch". Nach den schulischen Dingen gibt es Tee, es werden Neuigkeiten erzählt und es ergeben sich die in den nächsten Tagen zu lösenden Aufgaben auch für die beiden Willkommens-Patinnen. Da ist der bevorstehende Wandertag in der Schule wie ist das mit der Schulbuchausleihe? Eine Samstags-Betreuung muss beantragt werden. Ein Kind soll zur Gesamtschule und ein Arztbesuch muss organisiert werden. "Da können wir oft mit unseren Verbindungen gut helfen", sagt Walburga Will. Miteinander gesprochen wird "mit Händen und Füßen". "Und mit einer App zur Übersetzung vom Deutschen ins Arabische", zeigt Tochter Katrin ihr Handy mit den fremden Schriftzeichen. Mittlerweile können die Mitglieder der syrischen Familie auch ein wenig Deutsch und die Verständigung geht besser als am Anfang.

Der Anfang für die beiden Patinnen, das war eine Anfrage der Gemeindereferentin. "Da ging es anfangs nur um Sachspenden, Kleider und so", sagt die 67-jährige Walburga Will. Dann wurden wir gefragt, ob wir auch helfen können beim Sprachunterricht der Flüchtlinge. Bei einem Treffen von Willkommens-Paten bei der Caritas hatte die Tochter Katrin Will dieses Projekt kennengelernt. Sie hat sich spontan entschlossen mitzumachen. "Aber die Mitarbeit von meiner Mutter war von Anfang an eingeplant", lacht die 20-Jährige, die wegen ihres Mathematik- und Physik-Studiums oft weniger Zeit hat. Schnell haben beide gemerkt, dass die Betreuung der muslimischen Familie ihre Eigendynamik entwickelt. "Wir können den Leuten doch nicht sagen, dass uns deren Probleme nichts angehen", sagte Mutter Walburga. Das bedeute eben, dass man auch mal mehr Zeit investieren muss. Aber dafür bekomme man auch sehr viel zurück. "Die bieten auch uns Hilfen an, ob im Garten oder beim Nähen", erzählen Mutter und Tochter. "Die Gastfreundschaft die wir dort erleben, ist riesig", freut sich Tochter Katrin. Da sei schon "so etwas wie Freundschaft" entstanden. "Wir lernen eine andere Kultur kennen und erweitern unseren Horizont", spricht Walburga Will über die Begegnungen mit der syrischen Familie. Dabei habe man sich die Familie nicht ausgesucht und habe durch das Bekanntwerden auch eigene Vorurteile korrigieren können. Ob sie die Betreuung von Flüchtlingen auch anderen empfehlen könne? "Unbedingt" ist die spontane Antwort. Am Besten mache man das zusammen mit anderen, so wie sie selbst durch die Caritas betreut werden. Bei all den guten Erfahrungen gibt es doch etwas, was die Beiden belastet. Eine 18-jährige Tochter der Familie konnte nicht mit aufs Fluchtschiff, sie musste in der Türkei zurückbleiben. Die Mutter ist traumatisiert. Katrin und Walburga Will haben mehrmals an die Deutsche Botschaft gemailt. Eine Antwort haben sie nicht bekommen.

Mehr Information über Willkommens-Paten: Caritas Schaumberg-Blies, Stefan Schuhmacher, E-Mail: s.schuhmacher@caritas-nk.de.

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