Vom Baskenland an die Blies der Sprache wegen

Neunkirchen · Im Gästehaus der International Police Association (IPA) in der Neunkircher Lakaienschäferei ist zurzeit eine spanische Familie zu Gast. Die SZ hat mit Iván Laguna, der von seiner Frau und den Zwillingen begleitet wird, gesprochen.

 Der spanische Polizist Iván Laguna, seine Frau Arantza Gomez und die Söhne Diego und Adrian verbringen vier Wochen in Neunkirchen. Vorne im Bild: Polizei-Oberkommissar Jürgen Glaub. Foto: Willi Hiegel

Der spanische Polizist Iván Laguna, seine Frau Arantza Gomez und die Söhne Diego und Adrian verbringen vier Wochen in Neunkirchen. Vorne im Bild: Polizei-Oberkommissar Jürgen Glaub. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Die Spanier Diego und Adrian antworten nur, wenn man sie auf Deutsch anspricht. "Wir haben sie vor drei Jahren auf die deutsche Schule geschickt, in der Hoffnung, sie lernen ein wenig Deutsch. Jetzt haben wir Angst, dass sie ihre Muttersprache vergessen", erzählt ihr Vater, der baskische Polizist Iván Laguna.

Seit Mitte Juli ist er mit seinen beiden Kindern und Ehefrau Arantza Gómez zu Besuch in Neunkirchen . Untergebracht sind sie im saarlandweit einzigen Gästehaus der International Police Association (IPA) in der Lakaienschäferei. Die IPA ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Polizeibediensteten. Ihr wichtigstes Ziel: Polizisten weltweit miteinander zu vernetzen. Auch Iván Laguna will Kontakte knüpfen. Der Familienvater aus Nordspanien arbeitet seit 25 Jahren für die örtliche Polizei in der baskischen Hauptstadt Bilbao. Als IPA-Mitglied hätte er mit seiner Familie auch jedes andere der insgesamt 60 IPA-Gästehäuser buchen können. Doch er hat sich bewusst für die Stadt an der Blies entschieden. "Neunkirchen ist vielleicht nicht so schön wie Heidelberg, aber ich finde hier alles, was ich brauche", sagt er.

Laguna hat deutsche Wurzeln, seine Kinder sollen zweisprachig aufwachsen. Er selbst spricht zwar kein fehlerfreies, aber ein sehr gut verständliches Deutsch. Letztes Jahr verbrachte die Familie ihre Ferien in Wiesbaden. Als Laguna von Neunkirchen hörte, kam er für drei Tage vorbei und beschloss dann, in diesem Jahr wiederzukommen.

Polizeioberkommissar Jürgen Glaub, der im Neunkircher IPA-Vorstand sitzt, empfing ihn mit offenen Armen. "Wir Polizisten verstehen uns", sagt er und betont, wie sehr er und seine Kollegen vom internationalen Austausch profitieren. "Es ist für uns interessant, zu vergleichen, wie Polizisten in Deutschland und Spanien jeweils arbeiten", sagt er. Ein Unterschied ist Laguna sofort aufgefallen:"In Spanien gibt es zu viele Zuständigkeiten. Hier in Deutschland sind die Organisationsstrukturen effizienter", sagt er. Bei der IPA gehe es vorrangig um den privaten Austausch, betont Glaub, der jetzt ebenfalls für einige Wochen nach Nordspanien gereist ist. Bemerkenswert: Iván Laguna hat bei seinem letzten Besuch in Deutschland eine japanische Familie gerettet, die beinahe von einem fahrenden Zug erfasst worden wäre. "Un policía es un policía en todas partes ("Man ist überall Polizist")", sagt er auf Spanisch.

Für die Übernachtung in Neunkirchen zahlt die Familie zehn Euro pro Person. Im Gästehaus gibt es Betten, eine Küche, einen DVD-Player und W-Lan. Wie in einer Jugendherberge sieht es aus und das Schwimmbad "Die Lakai" ist nur wenige Meter entfernt. "Hier lernen die Kinder zuerst Brustschwimmen . In Spanien wird ihnen vor allem Kraulen beigebracht", sagt Laguna. Die Kinder sollen bestmöglich von ihrem Aufenthalt in Deutschland profitieren.

Für die sechsjährigen Zwillinge Diego und Adrian geht es daher nicht nur zum Brustschwimmen , sondern auch zum Judo in Zweibrücken und Hockey in Homburg. Und immer unter einer Bedingung: Alles nur auf Deutsch! Denn die beiden, die gerade einmal vier Wochen und erst zum zweiten Mal in Deutschland sind, sprechen untereinander kein Wort Spanisch. Nur mit ihrer Mutter Arantza, die bislang noch kein Deutsch versteht, unterhalten die Jungs sich auf der Sprache ihrer Heimat.

"Ich will, dass meine Kinder irgendwann entscheiden können, in welchem Land sie leben und arbeiten möchten", sagt der ehrgeizige und stolze Vater Laguna. Der Besuch in Neunkirchen geht für die Familie am 22. August zu Ende. Doch eines weiß der Polizist jetzt schon: "Es war bestimmt nicht das letzte Mal."

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