Eine Brückenbauerin zwischen den Kulturen

Neunkirchen · Passend zum heutigen Internationalen Frauentag gibt es viele Veranstaltungen, die sich der Stellung der Frau widmen. Die SZ stellt aus diesem Anlass die Internationale Frauen-Selbsthilfegruppe „Bunte Seelen“ vor, die Frauen mit Migrationshintergrund eine Integrationsstütze sein möchte.

. "Ich bin ein Mensch, der gerne lebenslang lernt", sagt Laima Rui im SZ-Redaktionsgespräch. So nahm die gebürtige Litauerin 2014 an einer Selbsthilfe-Schulung der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland (Kiss) teil. Dabei bekam Rui zusammen mit einer Kursteilnehmerin die Idee, eine Selbsthilfegruppe für Migrantinnen und Frauen mit Migrationshintergrund zu gründen: Die Internationale Frauen-Selbsthilfegruppe "Bunte Seelen" war geboren. "Ich weiß ja selber, wie es ist, in ein fremdes Land zu kommen", sagt Rui, die 2005 aus privaten Gründen ins Saarland kam. Auswandern sei oft mit Depressionen und Frustrationen verbunden, auch einen sogenannten Kulturschock würden viele Menschen dabei erleben. Menschen fremder Herkunft stehen zwischen verschiedenen oder gegensätzlichen Gesellschaftsformen und Kulturen und haben daher mit vielfachen Problemen zu kämpfen, so Rui. Diese Einschätzung findet sich auch in dem Namen der Selbsthilfegruppe wieder: "Jeder Mensch und seine Seele ist anders, jede Seele hat eigene Erlebnisse, eigene Schwächen und Stärken", erklärt Rui. Wenn verschiedene Seelen zusammen kämen, seien alle zusammen also "Bunte Seelen". Zu lernen, mit den Unterschieden umzugehen und seinen Frust nicht an seinen Mitmenschen abzulassen, sind grundlegende Ziele. In zwei Treffpunkten in Neunkirchen und St. Wendel bietet Rui zusammen mit Jolita Slapsiene, die ebenfalls aus Litauen kommt, regelmäßige Treffen an - auf ehrenamtlicher Basis. Zunächst hätten sich die Treffen ausschließlich an Frauen gerichtet, mittlerweile hat sich das Angebot aber verändert: Jeden ersten Montag im Monat gibt es von 17 bis 18.30 Uhr im Komm-Zentrum Neunkirchen ein interkulturelles Freizeitcafé mit Kaffee, Kuchen und Brettspielen. "Dabei sind nicht nur Frauen eingeladen. Das Freizeitcafé steht jedem offen", erklärt Rui.

Auch die Entwicklung der Flüchtlingskrise hat Einfluss auf die Bunten Seelen genommen: "Seit Ende 2015 flüchten vermehrt Frauen mit Kindern", hat Rui beobachtet und gleich ein passendes Angebot ausgearbeitet: Seit Januar findet ein Mutter- und Kindtreffen für Flüchtlinge im Komm-Zentrum Neunkirchen statt. Dabei steht Rui, die fast akzentfrei Deutsch spricht, den teilnehmenden Frauen dienstags und donnerstags von 9 bis 11 Uhr als Sprachpatin zur Verfügung. Bei dem Treffen geht es also nicht nur um interkulturellen Austausch, sondern auch um die Vermittlung von Deutschkenntnissen. "Momentan befinden wir uns noch in der Probephase", sagt Rui. Das Angebot werde bisher gut angenommen. "Wir suchen noch Sprechpaten, die möglichst dienstags und donnerstags Zeit haben sowie Familienpaten", sagt Rui. Letztere sollen über die Unterstützung beim Deutschlernen heraus die Flüchtlingsfamilien auch bei Behördengängen begleiten. In St. Wendel treffen sich vor allem Migrantinnen aus Osteuropa, "zurzeit finden die Treffen nur auf Anfrage statt", sagt Rui. Und wie sieht die Initiatorin der Bunten Seelen den Internationalen Frauentag? "In Deutschland könnte er etwas mehr gefeiert werden, in Litauen bekommt man als Frau an diesem Tag überall Blumen", sagt sie schmunzelnd. Gut findet sie aber, dass deutsche Frauen sehr emanzipiert sind.

Wer sich in der Selbsthilfegruppe engagieren möchte, selbst Hilfe sucht, Sprechpate oder Frauenpate werden möchte, kann sich bei Laima Rui unter Telefon (01 52) 33 67 73 44 oder per Mail unter bunte.seelen@gmail.com melden.

Heute um 18 Uhr, liest die Moderatorin und Autorin Maria von Welser im Komm-Zentrum, Kleiststraße 30b, aus ihrem Buch "Wo Frauen nichts wert sind".

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