Dorfgeschichte zum Erwandern

Münchwies. Oft geben in Waldgebieten Steinformationen, Vertiefungen oder sonstige Spuren offensichtlicher Aktivitäten unserer Vorfahren vorbeigehenden Wanderern Rätsel auf. Und noch viel öfter werden ehemals bedeutsame Orte gar nicht erst wahrgenommen, weil sie unter Moos und Farn verborgen liegen

Münchwies. Oft geben in Waldgebieten Steinformationen, Vertiefungen oder sonstige Spuren offensichtlicher Aktivitäten unserer Vorfahren vorbeigehenden Wanderern Rätsel auf. Und noch viel öfter werden ehemals bedeutsame Orte gar nicht erst wahrgenommen, weil sie unter Moos und Farn verborgen liegen. Das wollten Günther Raber und Gerhard Breit aus Münchwies ändern und so reifte in zwei Köpfen unabhängig voneinander die gleiche Idee: Auf dem alten Rundwanderweg um das "Dorf am Himmel", der ohnehin dringend eine neue Beschilderung brauchte, sollten Geschichte und Geschichten des Ortes wieder aufleben. Mit einem Team von Helfern, vor allem auch örtlichen Vereinen, gestalteten Raber und Breit den "Spitzbubenweg Münchwies 13/14". Der Name geht auf den Ruf des kleinen Dorfes zurück: "13 Häuser, 14 Spitzbuben. Mehr Spitzbuben als Häuser", erklärte Breit lachend."Kern der Idee ist das Heimatbuch von Kurt Schulz, das vieles über die Tradition des Ortes, das Leben früherer Bewohner und die Herkunft von Straßen- und Gemarkungsnamen berichtet", so Breit weiter. Theoriemuffel können nun direkt vor Ort Heimatgeschichte entdecken. Das Konzept hat offensichtlich voll ins Schwarze getroffen: Rund 120 Wanderfreunde begaben sich zur Eröffnung des Weges mit Sack und Pack auf die Suche nach bisher Verborgenem. Los ging es am Friedhof. Es folgten auf 11,8 Kilometern 13 Info-Steinsäulen mit Bild- und Texttafeln zu den unterschiedlichsten Themen. So zum Beispiel zum Schacht III der Grube Frankenholz, von dem heute vom Weg aus nichts mehr zu sehen ist. Eine historische Aufnahme zeigt hier Männer, für die der Schacht Alltag war. Im Schönbachtal dokumentiert ein Bild die frühere landwirtschaftliche Nutzung. Auch an der Ebertsquelle hat es einmal ganz anders ausgesehen. Bis in die 80er Jahre gab es hier einen künstlich aufgestauten Weiher, der später aus naturschutzrechtlichen Gründen wieder beseitigt wurde.

Dank einer besonderen Idee sorgen die Steinsäulen gleichzeitig auch für Sicherheit: "Ein Plan des Spitzbubenweges ist bei der Rettungsleitstelle hinterlegt. Im Notfall braucht man nur die Nummer eines nahen Steines durchzugeben und die Zentrale weiß, wo sie einen findet", erklärte Raber. Und auch jenseits der Infosäulen hat der Spitzbubenweg viel zu bieten. Etwa die "Himmelsleiter", ein steiler Aufstiegspfad der früheren Bergleute. Und natürlich jede Menge Natur, frische Luft und tolle Aussichten: "Der Wanderweg gibt immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven den Blick auf das Dorf frei", stellte Wanderer Pascal Schmidt fest. Und auch Caroline Collet war begeistert: "Sonst gehe ich nicht oft wandern, aber das hier macht auch uns jungen Leuten richtig Spaß." "13 Häuser, 14 Spitzbuben. Mehr Spitzbuben

als Häuser."

Erläuterung von Gerhard Breit zur Entstehung des Namens Spitzbubenweg

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