Diakonie sieht Bedarf an Notschlafstellen

Neunkirchen · Wohnraum ist in Neunkirchen derzeit knapp. Das ist ein Problem, wenn jemand kurzfristig einen Platz zum Schlafen braucht. Das Diakonische Werk hat im Stadtrat die Situation sogenannter Randständiger beleuchtet.

Randständige - ein Begriff, den die Menschen, die sich unter anderem im Neunkircher Postpark treffen, nicht gerne hören. Und ein "schillernder Begriff", wie es Wolfgang Biehl, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes an der Saar, kürzlich im Neunkircher Stadtrat formulierte. Mit Sozialarbeiter Achim Ickler stellte er dem Gremium die aktuelle Situation der Menschen, die unter dem Begriff subsumiert werden, vor. Die SPD hatte das Thema auf die Tagesordnung gebracht. Biehl und Ickler machten auf ein aktuelles Problem aufmerksam: Es bestehe Bedarf an Notschlafstellen, die aktuelle Wohnraumknappheit, besonders an kleinen Wohnungen , sorge für Engpässe.

Randständige - Sozialarbeiter Ickler bemühte sich um eine Wort-Erklärung. Es handele sich um Leute, die mit besonderen sozialen Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, die sie nicht selbst überwinden könnten. Damit einhergehend sind oft Abhängigkeit von legalen und illegalen Suchtmitteln, gesundheitliche Probleme, bestehende oder drohende Wohnungslosigkeit, Probleme mit Behörden. Der Diakonie-Mitarbeiter kümmert sich seit 2014 im Rahmen der aufsuchenden Sozialarbeit mit einer halben Stelle um die Betroffenen. Daneben arbeitet er in der Neunkircher Wärme-stubb, eine ökumenische Einrichtung von Caritas und Diakonie . Neben dem Postpark seien die sogenannten Randständigen auch in der Lutherstraße, nahe der Herz-Jesu-Kirche, im Vogelpark oder vereinzelt auf dem Stummplatz anzutreffen. Ickler: "In Neunkirchen ist dies keine homogene Gruppe." Ganz im Gegenteil grenzten sich einzelne Gruppen bewusst voneinander ab. Mit knapp unter 50 Menschen habe er in den vergangenen beiden Jahren zu tun gehabt. Vorwiegend handele es sich um Männer, meist zwischen 30 und 49 Jahren alt, deutsche Staatsangehörigkeit und in Neunkirchen beheimatet. Sein Job sei es, diese Leute "wieder an die Institutionen heranzuführen". Begleitung zu Ämtern wie zu Kreisverwaltung und Bewährungshilfe gehört dazu, aber auch zum Substitutionsarzt oder einer Therapieeinrichtung. Daneben sei es wichtig, die Menschen mit Lebensmitteln und Wohnraum zu versorgen. Zunächst allerdings helfe es schon weiter, wenn ihnen jemand einfach mal zuhört. Er beobachtet zudem, dass eine steigende Zahl von Menschen aus anderen EU-Ländern hinzukämen, die meist keinerlei Sozialansprüche und in der Regel auch keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten.

Alles in allem, erläuterte Ickler, bestehe ein sehr gut ausgebautes Hilfesystem, dennoch sei es schwierig, die Betroffenen zu motivieren, da viel an der Tagesform hänge. Was den Wohnraum betrifft, brauche es Alternativen zum Hotel am Ellenfeld und zum Haus Ursula. Für kleine Wohnungen zahle das Sozialamt 338 Euro, tatsächlich kosteten die auf dem Markt derzeit 380 bis 400 Euro. Ein Angebot an Notschlafstellen müsse es in der Innenstadt geben, sagte Diakonie-Geschäftsführer Biehl. Er regte an, mit dem Sozialministerium in Verhandlungen zu treten, um in diesem Bereich Möglichkeiten zu bekommen, wie sie andernorts im Land existierten.

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