Lebenshilfe Saar Beratungsangebote auf Augenhöhe

HOmburg/Neunkirchen · Ab Januar läuft bei der Lebenshilfe eine neue Form von Beratung für geistig Behinderte an – MdB Markus Uhl informierte sich vor Ort

 Der Bundestagsabgeordneter Markus Uhl, rechts, Hermann Scharf, links, Mitglied des Landesvorstandes der Lebenshilfe, Barbara Kronenberger Landesgeschäftsführerin Lebenshilfe, und deren Landesvorsitzender Bernhard Müller zu Besuch in den Räumlichkeiten der Lebenshilfe an der Bliespromenade.

Der Bundestagsabgeordneter Markus Uhl, rechts, Hermann Scharf, links, Mitglied des Landesvorstandes der Lebenshilfe, Barbara Kronenberger Landesgeschäftsführerin Lebenshilfe, und deren Landesvorsitzender Bernhard Müller zu Besuch in den Räumlichkeiten der Lebenshilfe an der Bliespromenade.

Foto: Jörg Jacobi

Es wird „eine spannende Aufgabe“. Wie Vorstandmitglied Hermann Scharf das sagt, klingt es nach einer echten Herausforderung, aber auch einer sehr willkommenen. Immerhin betritt der Landesverband der Lebenshilfe ab Januar „völliges Neuland“ – in dem er dank einer vom Bund finanzierten Stelle ein Beratungsangebot für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf die Beine stellt. Das Besondere daran ist die Ergänzung mittels Peer Counseling (übersetzt: Gleiche beraten). Bei dieser Methode geben Menschen anderen Menschen mit denselben Merkmalen beziehungsweise in derselben Lebenssituation wie der Beratene Auskunft, in dem Fall also eine Frau oder ein Mann mit geistiger Behinderung. Scharf, Geschäftsführer der Lebenshilfe St. Wendel, kann sich das gut vorstellen. „Dabei erzählt ein fitter Behinderter, wie es sich so im betreuten Wohnen lebt.“ Sagt es und improvisiert gleich mal ein solches Informationsgespräch: „Komm doch dazu, wir machen viel gemeinsam, spielen Tischtennis oder sehen zusammen fern. Und es gibt eine Nachtschwärmer-Gruppe, wo man abends miteinander in die Disco oder ins Kino geht. Wäre das nichts für dich? überlege dir das mal.“ Etwas Ähnliches existiert bereits seit einem Jahr im Saarland. Damals nahm Christa Maria Rupp ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Landesbehindertenbeauftragte auf. Von Geburt an blind, kann die zweifache Mutter und examinierte Pädagogin Betroffene und ihre Angehörigen ebenbürtig beraten, etwa im Falle von Altersblindheit. Wirklich vergleichen könne man das aber trotzdem nicht, erklärte der Vorsitzende des Landesverbandes, Bernhard Müller. Zwar wird Peer Counseling bundesweit schon mannigfaltig praktiziert, aber in der Regel beraten dort Behinderte, die über einen akademischen Hintergrund verfügen.

Der Inhalt der Beratungsgespräche ist „das Leben von A bis Z“. Ein Büro wird zwar eingerichtet – in den Lebenshilfe-Räumlichkeiten oberhalb der Bliespromenade. Doch soll die Tätigkeit selbst niederschwelligen, „aufsuchenden“ Charakter haben, sprich, die Berater kommen zu den Klienten vor Ort, saarlandweit. Besetzt wird die Stelle mit jemandem, der Sozialarbeit/Sozialpädagogik studiert hat.

Beim Pressetermin zu Gast war Bundestagsabgeordneter Markus Uhl aus Homburg. „Es interessiert mich, was mit den Geldern passiert, die aus Berlin kommen“, erklärte Uhl. „Geistig Behinderte dürfen nicht durchs Netz fallen“, betonte der CDU-Politiker. „Wir brauchen Menschen, die ihnen zur Seite stehen.“ Der Bedarf an Beratung sei hoch, zu viele kognitiv Beeinträchtigte seien in Seniorenheimen untergebracht und damit völlig „fehlplatziert“. Sie haben ein Recht auf eine „adäquate gute Versorgung“. Bis 2025 benötige man im Saarland 650 Plätze. Viele der heute noch bei ihren betagten Eltern lebenden Behinderten müssen nach deren Tod versorgt werden. Ein weiteres Dilemma: „Oft wird ein Umzug aus dem häuslichen Umfeld in betreutes Wohnen von einer Stunde auf die andere notwendig.“ Viel zu tun also für den zukünftigen Lotsen. Finanziert ist die Vollzeitstelle für drei Jahre, so Müller, eine Verlängerung beabsichtigt.

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