Keine Angst vor Experimenten

Merchweiler · Die Saarbrücker Zeitung präsentiert wieder die Serie „Ich lebe gerne in . . .“. Eine Woche lang berichten wir jetzt über Menschen aus Merchweiler. Heute: die kreative 80-jährige Christel Kitzinger.

 Christel Kitzinger in ihrem Atelier, das Arbeits- und Ausstellungsraum zugleich ist. Aber nicht nur im Haus ist überall ihre Kunst zu sehen: Ihr Garten ist voll mit den eigenen Produkten, von der kleinen figürlichen Arbeit bis hin zu massigen abstrakten Skulpturen. Foto: Engel

Christel Kitzinger in ihrem Atelier, das Arbeits- und Ausstellungsraum zugleich ist. Aber nicht nur im Haus ist überall ihre Kunst zu sehen: Ihr Garten ist voll mit den eigenen Produkten, von der kleinen figürlichen Arbeit bis hin zu massigen abstrakten Skulpturen. Foto: Engel

Foto: Engel

. Was macht Christel Kitzinger eigentlich nicht? Sie ist zwar besonders wegen ihrer Schöpfungen aus Ton in der Region bekannt, doch zeigt ein Blick in ihr Atelier "Form und Gestalt" in Merchweiler , dass da weit mehr Talente in der nun 80-Jährigen stecken. Vor 30 Jahren kam sie erstmals mit Ton als formbarem Material in Kontakt, machte wie alle Anfänger mit diesem Stoff die ersten Versuche mit Schalen und Vasen, um dann zu merken, dass sie mehr konnte und wollte.

Spiel mit den Glasuren

Immer wieder andere Werkstoffe wie Draht, Holz und Metall-Fundstücke, kamen dazu, wurden von Christel Kitzinger in neue künstlerische Aggregatzustände versetzt. Ihr Garten ist voll mit den eigenen Produkten.

Spannend die Mischung zwischen kleinen, figürlichen Arbeiten und massigen, abstrakten Skulpturen. Spannend auch das Spiel mit den Glasuren, denen alle Fachleute nachsagen, dass sie manchmal "machen, was sie wollen". Aufwändige Verfahren, wie der Raku-Brand mit extremen Temperaturen, der teilweise spröd-metallische Oberflächen erzeugt, sorgten für Abwechslung von töpferischer Beliebigkeit.

Bestens vernetzt

"Zurzeit töpfere ich allerdings recht wenig, im Winter ist die Arbeit draußen am Brennofen zu anstrengend", erzählt Christel Kitzinger beim Besuch der SZ in ihrem Atelier, das Arbeits- und Ausstellungsraum zugleich ist. Die Arbeit des Brennens bei hohen Temperaturen hat früher ihr Mann Reinhold übernommen, der auch mit Ton arbeitete, sich aber mehr Fein-Figuralem widmete. Das Expressive überließ er seiner Frau.

Auch wenn ihr Ehemann nach langer Pflegebedürftigkeit starb, hat Christel Kitzinger ihre Lebensfreude nicht verloren.

Sie fühlt sich in ihrem Geburtsort Merchweiler bestens vernetzt, ihr Bruder Theo Kessler Bruder betreibt im Nachbarhaus das beliebte Gasthaus Solch, zwei ihrer Kinder leben ganz in der Nähe. Sohn Thomas, mittlerweile in Freiburg zu Hause, hat es geschafft, durch seine künstlerischen Arbeiten seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.

"Merchweiler bietet alles, was man so braucht", sieht sich Christel Kitzinger in der Gemeinde mit ihren zwei Ortsteilen (Wemmetsweiler gehört bekanntlich auch dazu) bestens aufgehoben. Bei der örtlichen VHS hat sie sich aus dem vielseitigen Angebot für einen Gitarren-Kurs entschieden.

Da ist sie nun schon im zweiten Semester dabei. Und wer die immer Neuem aufgeschlossene Christel Kitzinger kennt, weiß, dass sie auch in der Musik, wie beim kreativen Gestalten, keine halben Sachen machen wird. Sie kniet sich jetzt mit Elan in diese neue Passion.

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