Fünf Frauen zeigen sich wortakrobatisch

Illingen · „Die Bedenken sind frei“ ist der Titel des neuen Programms des Homburger Frauenkabaretts. Am Samstagabend sorgten die fünf Frauen in der Illinger Illipse für viele Lacher, aber auch für etliche „Piekser“ dazwischen.

 Birgit Schöndorf (links) und Ursula Pfeiffer-Anslingen überzeugten beim Homburger Frauenkabarett unter anderem als Hedwig und Gerda. Foto: Anika Meyer

Birgit Schöndorf (links) und Ursula Pfeiffer-Anslingen überzeugten beim Homburger Frauenkabarett unter anderem als Hedwig und Gerda. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Kein Thema, das sie scheuen, keine Spitze, die sie dem Publikum nicht zuzumuten wagen, kein Missstand, der ihnen den Humor verderben könnte. Da stampfen fünf Frauen in Schürzen aus Discounter-Plastiktüten den Takt von Akkord-Produktion, vollführen Handbewegungen wie bei Fließbandarbeit und gipfeln ihren sarkastischen Sprechgesang über Massenfleischproduktion und gedankenlose Konsumfreude mit: "Und sollten Sie jetzt eine Lösung vermissen, dann heulen Sie doch in Ihr Designerkissen!"

Da muss man schon mal schlucken. Die Dinge werden eben beim Namen genannt beim Homburger Frauenkabarett, das hat sich im neuen Programm "Die Bedenken sind frei" nicht geändert, wie dem Publikum in der Illipse Illingen am Samstagabend schnell klar geworden sein dürfte. Und doch ist man immer wieder ein bisschen überrumpelt von den Pieksern zwischen den Dauerlachern. Regelrecht philosophisch geht es manchmal zu, manchmal wortakrobatisch und manchmal herzerfrischend platt. So verlieren sich, nachdem sich herausgestellt hat, dass die besten Männer aus Schokolade sind, Heidi Hennens Warnungen vor Schoko-Osterhasen, die sich als Schoko-Weihnachtsmänner ausgeben, dermaßen in herrlicher Albernheit, dass man gar nicht mehr weiß, ob sie von echten Männern oder der Süßigkeit spricht.

Doch das ist auch gar nicht wichtig. Erstaunlich auch die Wandlungsfähigkeit der Kabarettistinnen: Vom besserwisserischen Macho bis zum "Lieschen Müller" ist alles drin. So klagt Birgit Schöndorf als technisch nicht versierte Luxusschlittenfahrerin dem ADAC ihr Leid: "Es raffelt und knurzelt. Es pfeift, knarzt und knödelt und es riecht pene trant nach Ampere!". Und so findet Ursula Pfeiffer-Anslinger als It-Woman mit Au-Dessus-Dessous, im Klartext mit BH und Tanga über dem Kleid, ihre Erfüllung als begabungsfreier Party-Hase.

Mit von der Partie sind auch Hedwig (Schöndorf ) und Gerda (Pfeiffer-Anslinger), beliebt-bewährt hausmütterlich. Ganz anders gestrickt sind die beiden illustren Kreuzfahrt-Passagierinnen aus Russland (Pfeiffer-Anslinger, Gisela Walter), deren Übersetzerin jeden Satz mit "Prosit!" schließen muss. Auch die Politik bekommt hier und da eins auf die Mütze. Oskar Lafontaine (Silke Müller) beispielsweise betont seine tadellose moralische Gesinnung, auch was die Beziehung zur "zweitattraktivsten Politikerin" Deutschlands betrifft: "Wie jeder weiß, lege ich keinen Wert auf Äußerlichkeiten und das erwarte ich auch von meiner Partnerin!" Gekreische im Publikum, als im "Synchronisationsstudio" ein Dialog hohler Phrasen und abgebrochener Sätze gleich passend auf eine Hollywood-Schnulze, einen Psycho-Thriller und eine Sitcom gelegt wird - vielleicht der Höhepunkt der schreiend komischen Mimik, mit der die Fünf ihre Pointen zu krönen wissen.

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