Der Jahrgang 2018 Erstklässler überspringen 1000er-Marke

Kreis Neunkirchen · Zuwachs durch Zuwanderung setzt sich im Landkreis fort. Wo die Schulanfänger besonders oft im Sportverein sind.

 Das Team Schulärztinnen und Sozialmedizinische Assistentinnen vor seinem Arbeitsplatz Gesundheitsamt, Lindenallee Neunkirchen (v.l.): Anja Reinsch, Natalina Schmidt, Sandra Geib, Ruth Wolff, Birgit Omlor, Sissy Kuhn, Manuela Kolling-Paul, Julia Hagenbourger. Es fehlt Andrea Grenner-Geib.

Das Team Schulärztinnen und Sozialmedizinische Assistentinnen vor seinem Arbeitsplatz Gesundheitsamt, Lindenallee Neunkirchen (v.l.): Anja Reinsch, Natalina Schmidt, Sandra Geib, Ruth Wolff, Birgit Omlor, Sissy Kuhn, Manuela Kolling-Paul, Julia Hagenbourger. Es fehlt Andrea Grenner-Geib.

Foto: Matthias Schilhab/Landkreis

Im Vorjahr titelte unsere Zeitung „Erstklässler kratzen an der 1000er-Marke“. In diesem Jahr nun überspringen sie diese Zahl. 1004 Kinder machen an diesem Montag, 6. August, ihre ersten Schritte auf ihrer Schullaufbahn – 486 Jungen und 518 Mädchen. Seit drei Jahren steigen die Zahlen wieder, auch eine Folge der Zuwanderung.

„Ich bin froh über den Zuwachs, egal wo die Kinder geboren wurden“, sagt Schulärztin Ruth Wolff vom Kreisgesundheitsamt im Gespräch mit unserer Zeitung. Mit ihren Kolleginnen Sissy Kuhn und Julia Hagenbourger sowie sechs Sozialmedizinischen Assistentinnen hat Wolff die künftigen Erstklässler auf altersgerechte Entwicklung und Schulreife untersucht. Das Team schaut sich die Kinder in der Regel mit Beginn des Vorschuljahres an. Der frühe Blick soll Entwicklungsrisiken oder Verzögerungen frühzeitig aufdecken, um Hilfen anzubieten. 1051 Kinder haben sie als mögliche Abc-Neulinge 2018 untersucht (und statistische Daten abgefragt) – bei 16 wurde die vorzeitige Einschulung nicht empfohlen, 25 wurden zurückgestellt, ein paar sind nicht zur Nachuntersuchung erschienen. „Keine Angst vor Therapie“ lautet der Appell von Ruth Wolff und ihren Kolleginnen: Für die Kleinen mit Förderbedarf ist mit passgenauen Hilfen eine normale Einschulung möglich.

Zuwachs durch Zuwanderung also: Die Zahl der untersuchten Kinder, die in Deutschland geboren wurden, ist im Vergleich zu 2017 auch minimal gestiegen, der Anteil der nicht in Deutschland geborenen Kinder deutlich, so Wolff weiter. Bei jetzt 14 Prozent liegt ihr Anteil – 2016 waren es elf Prozent, 2017 zwölf Prozent. Von diesen 150 Kindern kommen 94 aus Kriegsgebieten wie Syrien (2016: 50, 2017: 87).

Wichtig für den Schulstart sind gute Deutschkenntnisse. Helfen soll hier bei Lücken auch das Programm „Früh Deutsch lernen“, das die Schulen im Halbjahr vor Schulbeginn Kindern mit wenig Deutschkenntnissen anbieten. Bei den kleinen Schul-Kandidaten 2018 ist dieses Programm 175 Mal vom Experten-Team des Kreisgesundheitsamtes vorgeschlagen worden (die Entscheidung über die Teilnahme liegt bei den Schulen). Die Empfehlung ging an vier von fünf Kindern, die nicht in Deutschland geboren wurden, aber auch immer noch an sechs Prozent der hier geborenen Kinder.

Greifen wir aus der Fülle der Daten einige Aspekte auf. So hat jedes vierte Kind vor der Schuluntersuchung bereits OP-Erfahrung – Polypen, Mandeln. Brüche, aber auch Zähne: „Keine zuckerhaltigen Säfte, auch keine Saftmischungen für kleine Kinder und in die Trinkflasche“, appelliert Sissy Kuhn in diesem Zusammenhang an die Eltern. Jedes 14. Kind nimmt regelmäßig Medikamente ein. 99 der untersuchten Kinder litten an einer Allergie, 47 an Neurodermitis und 101 an chronischer Bronchitis oder Asthma. Unfallprävention im Vorschulalter bleibt ein großes Thema, so die Schulärztinnen weiter. Jedes vierte der 1051 Kinder erlitt bereits schwere Verletzungen, die ärztlich zu versorgen waren (von Stürzen über Vergiftungen bis Verbrennungen/Verbrühungen). Jeder zweite Unfall hierbei passierte zu Hause, jeder vierte in einer Gemeinschaftseinrichtung oder auf dem Weg dahin.

Auch ein Ergebnis der Untersuchung für den Schulanfänger-Jahrgang 2018: Im Landkreis liegt da die Kaiserschnitt-Quote mit knapp 40 Prozent relativ hoch, so die Schulärztinnen. Mehr Mütter entschieden sich jedoch wieder fürs Stillen: Gut jedes zweite Kind wurde gestillt.

Nachdenklich reagiert Ruth Wolff auf die Auswertung Mitgliedschaft in einem Sportverein. Kreisweit ist jedes zweite Kind organisiert sportlich. Aber es zeigt sich ein starkes Stadt-Land-Gefälle (siehe Grafik). In der Stadt Neunkirchen sind lediglich 30 Prozent der Schulanfänger in einem Sportverein. Wolff: „Das macht mir Sorge.“ Der Spitzenwert liegt in der Gemeinde Eppelborn mit 72 Prozent.

 Wie der kleine Moritz riskiert am kommenden Montag sicher so mancher Schulanfänger einen Blick in die Schultüte.

Wie der kleine Moritz riskiert am kommenden Montag sicher so mancher Schulanfänger einen Blick in die Schultüte.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Startvoraussetzungen für die Kinder, das legt jede Einschulungsuntersuchung dem Team vom Kreisgesundheitsamt immer wieder offen, sind unterschiedlich. Wolff: „Ich bin angetan, wie Kinder sich trotz widriger Lebensumstände oft ganz wunderbar entwickeln können.“

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