Fußball-Oberliga Zwei wollen abbrechen, einer weiterspielen

Kreis Neunkirchen · Die Fußball-Oberligisten FV Eppelborn und FC Wiesbach votierten Ende letzter Woche für einen Abbruch der aktuellen Spielzeit. Die SV Elversberg II würde dagegen gerne weiterspielen. Die SZ fragte bei den Clubs nach den Gründen für ihre Entscheidung.

Sollte die Saison in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar fortgesetzt werden, stehen sich Wiesbachs Yannick Bach (gelb) und Elversbergs Lars Brückner (weiß-schwarz) noch einmal als Gegner auf dem Feld gegenüber. Zur kommenden Spielzeit wechselt Brückner dann an den Wiesbacher Wallenborn. Während der FC Hertha und die Mehrzahl der Oberliga-Clubs die aktuelle Runde aber am liebsten abbrechen würden, plädieren die Elversberger dafür weiterzuspielen.   Foto: Andreas Schlichter

Sollte die Saison in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar fortgesetzt werden, stehen sich Wiesbachs Yannick Bach (gelb) und Elversbergs Lars Brückner (weiß-schwarz) noch einmal als Gegner auf dem Feld gegenüber. Zur kommenden Spielzeit wechselt Brückner dann an den Wiesbacher Wallenborn. Während der FC Hertha und die Mehrzahl der Oberliga-Clubs die aktuelle Runde aber am liebsten abbrechen würden, plädieren die Elversberger dafür weiterzuspielen. Foto: Andreas Schlichter

Foto: Andreas Schlichter

Das Meinungsbild war eindeutig: Bei einer Videokonferenz mit dem Fußball-Regionalverband (FRV) Südwest votierten Ende vergangener Woche 19 der 24 Clubs der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar für einen Abbruch der aktuell wegen der Corona-Pandemie unterbrochenen Spielzeit. Darunter waren mit den Lokalrivalen FV Eppelborn und FC Hertha Wiesbach auch zwei der drei Oberligisten aus dem Landkreis Neunkirchen. Bis Anfang April will der Regionalverband eine Entscheidung treffen, ob die Runde noch fortgesetzt, oder ob sie abgebrochen wird.

Tobias Saar, Sportvorstand von Aufsteiger Eppelborn, der für einen Abbruch plädiert, sagt: „Für uns waren vier Gründe ausschlaggebend. Zum einen halten wir das aus medizinischer Sicht nicht für sinnvoll, zum anderen wäre da der wirtschaftliche Aspekt. Dazu kommen organisatorische Faktoren und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Fußball im Moment kritisch gesehen wird. Beispielsweise dadurch, dass die Bundesliga immer noch spielt oder Champions-League-Partien von deutschen Vereinen in Ungarn ausgetragen werden. Deshalb wäre es ein Zeichen an die Gesellschaft, wenn zumindest der Amateurfußball ruhen würde.“

Mit den medizinischen Gründen meint der 35-Jährige vor allem die drohende Verletzungsgefahr, die nach einer kurzen Vorbereitungszeit nach fünf Monaten Pause für die Akteure bestehen würde. Der wirtschaftliche Aspekt bedeutet, dass bei einer Wiederaufnahme der Saison wohl Geisterspiele anstünden, die Löcher in die Kassen der Clubs reißen würden. Organisatorische Schwierigkeiten sieht Saar vor allem aufgrund des knappen Zeitfensters, in dem Partien ausgetragen werden müssten. Spätestens bis 13. Juni müsste die Runde nämlich nach dem Willen des Verbandes beendet sein.

Ein Abbruch würde für seinen FVE auch bedeuten, dass das aktuelle Schlusslicht der Oberliga Südstaffel den Ligaverbleib quasi am „grünen Tisch“ schaffen würde. Denn die Spielordnung des Regionalverbands sieht vor, dass es in diesem Fall keine Absteiger gibt. „Das war in unseren Gedankengängen aber nicht der primäre Grund, für einen Abbruch zu votieren“, stellt der Sportvorstand klar. „Wir hätten auch dafür gestimmt, wenn wir mehr Punkte hätten.“

Auch Helmut Berg, Präsident des Eppelborner Lokalrivalen FC Hertha Wiesbach führt einen Mix aus Gründen an, die seinen Verein dazu bewog, für einen Abbruch zu stimmen. „Aufgrund der Situation, dass wir fast ein halbes Jahr nicht gespielt haben, halte ich vier Wochen Vorbereitung einfach für zu kurz“, erläutert der Präsident, der lange Jahre auch Trainer der Hertha war. „Und ohne Zuschauer zu spielen, wäre wirtschaftlich eine Katastrophe.“

Zudem würde der 63-Jährige die Wertung einer stark verkürzten Saison auch schlichtweg unfair finden. Das derzeit wahrscheinlichste Modell, das bei einer Saisonfortsetzung zum Tragen käme, sieht vor, dass nach der Vorrunde in jeder Staffel diese in eine Auf- und Abstiegsrunde geteilt werden, wo im Anschluss weitere fünf Begegnungen absolviert werden. „Aufgrund von elf Spielen zu entscheiden, wer um den Aufstieg und wer gegen den Abstieg spielt, sehe ich ebenso kritisch, wie dass dann fünf weitere Begegnungen über Auf- und Abstieg entscheiden sollen“, so der Hertha-Präsident. Wiesbach ist aktuell Tabellenneunter der Südstaffel.

Jens Kiefer, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) der SV Elversberg, sähe es dagegen gerne, wenn das Oberliga-Team seines Clubs noch einmal auf den Platz zurückkehren könnte. „Natürlich mit der Einschränkung, dass wir nur spielen, wenn dies die Lage zulässt“, erklärt der 46-Jährige. „Als Fußballer wollen wir alle schnellstmöglich wieder auf den Platz“, erläutert der ehemalige Regionalligaspieler.

Eine verkürzte Saison zu werten, hält der 46-Jährige auch nicht für hundert Prozent fair. „Aber es ist halt die einzige Möglichkeit“, findet Kiefer. „Ich bin dazu auch der Meinung, dass wir nicht unbedingt vier Wochen Vorbereitung brauchen, zwei Wochen würden reichen.“ Auch das Argument der wirtschaftlichen Schäden durch Geisterspiele kann der NLZ-Leiter nur bedingt nachvollziehen, da es sich nur um wenige Begegnungen in einem kurzen Zeitrahmen handeln würde. „Es gibt mit Sicherheit Vereine, die Probleme haben, wenn sie ohne Zuschauer spielen müssen. Bei einigen halte ich das aber auch für einen vorgeschobenen Grund.“ Elversberg II steht aktuell auf Rang sechs der Oberliga-Südstaffel.

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