Mit Goethe auf dem Pilgerweg

Dirmingen · Den Küsten-Jakobsweg haben Klaus Maria Müller aus Biesingen und Bernd Schmidt aus Dirmingen zurückgelegt. Ihre Erlebnisse haben sie in zwei Büchern beschrieben. Nun treffen die beiden in ihrem neuen Buch auf den reisenden Johann Wolfgang von Goethe. Groß war das Interesse bei der Lesung.

 Klaus Maria Müller (links) und Bernd Schmidt lasen aus „Urlaub mit Goethe“. Foto: Hans Hurth

Klaus Maria Müller (links) und Bernd Schmidt lasen aus „Urlaub mit Goethe“. Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Im Sportheim Biesingen gab es die erste Lesung und Vorstellung des Buches "Urlaub mit Goethe", weitere Lesungen folgen. Der Jakobsweg hat seit Hape Kerkeling einen wahren Aufschwung erlebt. Klaus Maria Müller aus Biesingen (61) und Bernd Schmidt (56) aus Dirmingen kennen sich vom Dienst beim Landeskriminalamt und sind den Jakobsweg im Norden Spaniens in 21 Etappen gelaufen, haben 512 Kilometer erwandert und die Erlebnisse 2008 und 2011 in zwei Büchern festgehalten.

Nach diesen Saarland-Bestsellern "Iss mei Hut noch do?" und "Immer de Pfeile noh" begegnet Autor Klaus Maria Müller mit Reisebegleiter Bernd Schmidt nun Goethe und anderen historischen Personen der Weimarer Klassik. Es handelt sich um eine irrwitzige, grotesk-illustre Zeitreise, ein Wechselspiel zwischen Stationen auf den spanischen Jakobswegen, die lediglich als beschauliche Kulisse dienen, und dem idyllischen Weimar in Thüringen, fast 60 Jahre Goethes Lebensmittelpunkt. Klaus Maria Müller schildert in dieser Satire locker-frech Episoden an unterschiedlichen Orten in verschiedenen Zeitzonen mit den sich ständig verändernden Gesichtern Goethes sowie den übrigen Protagonisten wie August, dem Sohn Goethes, der Hofdame Charlotte von Stein oder auch Friedrich Schiller und lässt seinen Reisebegleiter daran teilhaben. Denkbar anregende wie ernst-amüsante Karikaturen entstehen, die dank eines Zeitfensters von zwei Jahrhunderten ihre besondere Würze finden.

In 352 Seiten werden die spritzigen Dialoge zwischen den beiden Urlaubern in einem abgeschwächten saarländischen Dialekt wiedergegeben. Köstlich die vergeblichen Bemühungen, mit Goethe und den anderen historischen Figuren Hochdeutsch zu reden. Amüsant auch die Annäherung an die damalig ausschweifende, blumig gestelzte Sprache. Die unmöglichsten Momentaufnahmen entstehen. Das Buch beleuchtet Hintergründe und liefert Informationen über Goethe selbst und seine Zeit, die federleicht mit anderen herausragenden Persönlichkeiten dieser Epoche ihren ganz besonderen Ausdruck finden. "An der Bucht in San Sebastian stand Johann Wolfgang Goethe plötzlich vor uns, er, der Meister des Wortes, der Magier der Poesie und der Verseschmied", erzählte Klaus Maria Müller bei der Lesung. Goethe war froh: "Endlich jemand, der meine Sprache spricht. Können Sie mir aus einem kleinen Dilemma helfen und mir darüber Stand geben, wo ich mich gerade befinde?" Natürlich konnten wir das, so Müller. "Mir sin in Spanie, Herr von Goethe. Genauer gesaat in San Sebastian. Mir wannere off dem Jakobsweg gewisse Statione ab. Ich heiße Klaus und das do iss mei Pilgerkumpel Bernd." Auf meinen krampfhaften Versuch Hochdeutsch zu sprechen, antwortete Goethe: "Ich dächte mir, ich befinde mich gen Italien, mein Herr. Sind Sie ihrer Einschätzung sicher?" Die beiden Saarländer nahmen Goethe in ihrer Pilgermitte auf - und los ging es. Im neuen Buch berichten 20 Kapitel davon.

"Urlaub mit Goethe, zwei Saarländer auf Tour", von und mit Klaus Maria Müller und Bernd Schmidt, 352 Seiten,

erschienen im Conte Verlag

St. Ingbert, Preis 16,90 Euro.

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