Nabu startet Aktion für Zugvögel, die übers Saarland fliegen

Merzig. Kraniche machen im Herbst und im Frühjahr bei ihrem Durchzug auf dieser großzügigen Wiese Station, ebenso Kiebitze und Brachvögel oder gar Weißstörche. Zumindest für eine kurze Zeit tummeln sich in der Saaraue zwischen Merzig, Schwemlingen und Besseringen diese seltenen Vögel

 Der Vorstand des Nabu Merzig von links: Katharina Backes, Markus Austgen, Hildegard Gottfrois-Bartel, Sebastian Kiepsch, Rolf Klein, Jörg Conrath, Robin Speicher, Fabian Feß, Martin Thiery, Dieter Ulrich. Foto: SZ/Nabu

Der Vorstand des Nabu Merzig von links: Katharina Backes, Markus Austgen, Hildegard Gottfrois-Bartel, Sebastian Kiepsch, Rolf Klein, Jörg Conrath, Robin Speicher, Fabian Feß, Martin Thiery, Dieter Ulrich. Foto: SZ/Nabu

Merzig. Kraniche machen im Herbst und im Frühjahr bei ihrem Durchzug auf dieser großzügigen Wiese Station, ebenso Kiebitze und Brachvögel oder gar Weißstörche. Zumindest für eine kurze Zeit tummeln sich in der Saaraue zwischen Merzig, Schwemlingen und Besseringen diese seltenen Vögel. "Diese einzigartigen Rastplätze haben sich in den vergangenen Jahren durch Drainagen und Auffüllungen verschlechtert", sagt Rolf Klein, neuer Chef des Merziger Naturschutzbundes. Der 25-Jährige, sein Stellvertreter Dieter Ulrich und Schriftführerin Katharina Backes planen mit ihrem neuen Vorstand, Flächen zu fluten und Flachwasserzonen zu etablieren. "Damit geben wir seltenen Zugvögeln den wertvollen Auenbereich als Rastplatz zurück, der auf ihrem Weg immer mehr verschwindet", sagen Klein und Ulrich. Und für brütende Arten, wie etwa den Wiesenpieper, ist es nach ihrer Darstellung eine hervorragende Nahrungsgrundlage. Sollten sich die Flächen gut entwickeln, ist für die Naturschützer durchaus denkbar, dass der Weißstorch in dieser Auenlandschaft auch wieder brütet. Aber nicht nur deshalb hat das rührige Team um Klein, Ulrich und Backes die Ortsgruppe wieder neu belebt. "Wir haben eine große Artenvielfalt im Stadtgebiet von Merzig - neben der Saaraue gibt es hier artenreiche Laubwälder", zählt Bio-Geographie-Student Klein auf. "Wir haben den strukturreichen Kammerforst, Wiesen und Äcker, Streuobstwiesen, den Nackberg, das älteste Naturschutzgebiet der Region, und die orchideenreichen Halbtrockenrasen an den oberen Hängen des Saartals." Für alle diese Gebiete haben die Mitglieder des Nabus Pläne entwickelt, wie diese Besonderheiten zu schützen und auszubauen sind - so auch für den Halbtrockenrasen. Er entstand als Weideland für Schafe und Ziegen auf mageren Böden, die sich für den Ackerbau oder die Streugewinnung nicht eigneten. "Dieser Lebensraum ist mehr und mehr aus unserem Landschaftsbild verschwunden", sagt Klein. "Da sie keinen wirtschaftlichen Nutzen haben, werden sie aufgedüngt, oder man lässt sie brachliegen." Dabei sind sie nach Aussagen von Ulrich und Backes immens wichtige Lebensräume für Schmetterlinge und Orchideen. "Wir wollen diese Halbtrockenrasen, die am Nackberg, Kreuzberg und Gipsberg sowie an den Saarhängen östlich der Saar zu finden sind, miteinander vernetzen. Dadurch können sich verschiedene Arten genetisch austauschen und verbreiten." Auch haben die Naturschützer Streuobstwiesen im Visier. "Gerade das Merziger Land besitzt aus kulturhistorischer und ökologischer Sicht eine besonders starke Bedeutung beim Erhalt und der Reaktivierung von Streuobstwiesen." Die gelte es, aufrecht zu erhalten und Teile zu reaktivieren. Bei diesem Projekt wollen die Leute vom Nabu ursprünglichere Obstsorten erhalten, "etwa den Roten Trierer Weinapfel", wie Beisitzer Markus Austgen ergänzt. Wie der Name sagt, ist das ein Viezapfel, der als einer der besten in der Kategorie Mostäpfel gilt. Auch den "Gelben Edelapfel" nennt der Fachmann, "eine Apfelsorte, die sich besonders gut zum Backen von Kuchen eignet und gerade dann ein so feines Aroma entwickelt, wie sonst fast kein Apfel. Zudem kommen der "Rheinische Winterrambour", ein Allround-Apfel, der sich gut lagern lässt, das "Christkindel", eine ursprünglich elsässische Sorte, deren Fruchtfleisch sich beim Lagern rot färbt und ein würziges Dörrobst ergibt, die "Wintergoldparmäne", eine seit dem Mittelalter bekannte und beliebte Sorte. "Und der französische Name "Reine de Renettes" sagt eigentlich schon alles", ergänzt Austgen. "Im Rahmen des Projektes wollen wir die Bevölkerung auch für Baumpatenschaften interessieren." Mithelfen, dass der strukturreiche Kammerforst samt des Wolfsparks ein artenreicher Naturwald bleibt, wollen die Merziger Naturschützer außerdem. Und "mitnehmen in die Natur" wollen Klein und sein Team Interessierte ebenfalls - mit Vorträgen und Wanderungen. "Auch politisch wollen wir mitmischen", kündigt Dieter Ulrich an. "Wir werden uns in alle umweltrelevanten Planungen und Entwicklungen in Merzig und im Umland einbringen", macht er ein weiteres Feld des Nabu deutlich. "Mit unserer Initiative geben wir seltenen Zugvögeln wertvollen Auenbereich als Rastplatz zurück, der auf ihrem Weg, der sie zwei Mal im Jahr über unsere Region führt, immer mehr verschwindet." Nabu-Vorsitzender Rolf Klein

Auf einen BlickDer Vorstand: Rolf Klein, Vorsitzender, Dieter Ulrich, Stellvertreter, Hildegard-Gottfrois-Bartel, Kassiererin, Katharina Backes, Schriftführerin, Sebastian Kiepsch, Internetbeauftragter, Markus Austgen, Jörg Conrath, Fabian Feß, Robin Speicher, Martin Thiery, Beisitzer. mst

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