"Müssen Strukturen verändern"Linke üben scharfe Kritik, CDU für Runden Tisch

Merzig. "Die Geburtshilfe-Station und die Gynäkologie in Merzig bleiben erhalten", versicherte der jetzige SHG-Geschäftsführer und langjährige Verwaltungsdirektor des Merziger Klinikums, Kurt Wahrheit, im Gespräch mit der SZ. Wahrheit hatte zum 1. März den Posten des Verwaltungsdirektors in Merzig an Rolf Beckstein übergeben

 Am Merziger Krankenhaus fällt die Pädiatrie weg. Foto: SHG

Am Merziger Krankenhaus fällt die Pädiatrie weg. Foto: SHG

Merzig. "Die Geburtshilfe-Station und die Gynäkologie in Merzig bleiben erhalten", versicherte der jetzige SHG-Geschäftsführer und langjährige Verwaltungsdirektor des Merziger Klinikums, Kurt Wahrheit, im Gespräch mit der SZ. Wahrheit hatte zum 1. März den Posten des Verwaltungsdirektors in Merzig an Rolf Beckstein übergeben. Nach Wahrheits Worten verzeichnet die Geburtshilfe-Station am Klinikum wachsenden Zulauf. Allerdings müssten in Zukunft werdende Eltern bei Risiko-Schwangerschaften oder Geburten, bei denen Komplikationen vorhersehbar seien, auf ein anderes Krankenhaus mit pädiatrischer Fachstation ausweichen. Die nächstgelegenen befinden sich nach Wahrheits Worten in Saarlouis (St. Elisabeth-Klinik) und Trier (Mutterhaus). Im Saarland gebe es außer in Saarlouis künftig nur noch am Klinikum Saarbrücken, an der Homburger Uni-Klinik und am Neunkircher Kohlhof-Klinikum eine Pädiatrie. Wahrheit sagte, die SHG bemühe sich um eine Fortführung der zuletzt praktizierten Kooperation mit dem Klinikum Saarbrücken, damit in Zukunft zumindest jeden Tag halbtags ein Pädiater in Merzig Dienst tue. Man hoffe, dass nach der angekündigten Schließung der Geburtshilfe im St. Josef-Krankenhaus Hermeskeil ein Teil der Geburten, die bislang dort angefallen seien, künftig in Merzig stattfinden würden.Die fünf Betten, die bei der Schließung der Pädiatrie wegfallen, sollen nach dem Willen des Krankenhausträgers im neuen Krankenhaus-Strukturplan des Landes zukünftig der neurologischen Station in Merzig zugeschlagen werden, um dort die bislang fehlende Möglichkeit einer neurologischen Frühreha aufzubauen.

Alfons Vogtel, zweiter SHG-Geschäftsführer neben Kurt Wahrheit, bedauerte: "Die Leistungen in der Pädiatrie werden im bestehenden System der Finanzierung von Krankenhausleistungen ganz schlecht entlohnt." Das Defizit der Kinderklinik habe in den vergangenen Jahren ein bedrohliches Ausmaß erreicht. "Wenn wir hier nicht die Strukturen verändern, könnte über kurz oder lang der gesamte Klinik-Standort in Gefahr geraten", sagte Vogtel. Er betonte, trotz der Schließung der Pädiatrie werde in Merzig auch weiterhin die Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen bei chirurgischen oder internistischen Notfällen über die entsprechenden Fachabteilungen gewährleistet sein. Vogtel: "Wir wollen durch organisatorisch-strukturelle Maßnahmen auch so etwas wie eine Kinderstation schaffen, wo die Patienten dann nach der Akutbehandlung untergebracht sind - damit nicht der Neunjährige mit einem gebrochenen Arm mit einem 85-jährigen Schlaganfallpatienten das Zimmer teilt."Merzig. Astrid Schramm, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag kritisiert die angekündigte Schließung der Pädiatrie scharf. "Schon im Hinblick auf die Geburtshilfe-Abteilung des Klinikums wäre ein Erhalt der Pädiatrie geboten, da nicht alle eventuell eintretenden Komplikationen einer Geburt vorhersehbar sind." Anlässlich der durch die Landes-Krankenhausgesellschaft erörterte finanzielle Notlage aller saarländischen Kliniken sei ein Gesamtkonzept dringend notwendig. Daher müsse von einer Schließung der Pädiatrie in Merzig vorerst Abstand genommen werden. Dagmar Ensch-Engel, Linken-Landtagsabgeordnete aus Beckingen, ergänzt: "Merzig-Wadern ist der größte Landkreis im Saarland. Ein Einschnitt in die medizinische Infrastruktur kann alleine wegen der Entfernungen nicht hingenommen werden."

Die CDU Merzig fordert derweil in einem Schreiben an Oberbürgermeister Alfons Lauer die Wieder-Einberufung des Runden Tischs, der 2005/2006 bei dem damaligen Kampf für den Erhalt der Kinderklinik gebildet worden war. Dem informellen Gremium gehörten unter anderem Merziger Kinderärzte, Hebammen, Vertreter der SHG und Kommunalpolitiker an. "In diesem Gespräch soll die SHG die zukünftige Organisationsstruktur und die Gründe, weshalb es zu dieser Änderung kommen soll, detailliert vorstellen", ergänzt Bernd Seiwert, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion. Außerdem habe die CDU beantragt, dass ein- bis zweimal jährlich die SHG die Verwaltung und die Stadtrats-Fraktionen über die Entwicklung am Standort Merzig informiert. Marcus Hoffeld, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Merzig, ergänzt: "Es muss auch zukünftig gewährleistet sein, dass in Notfällen Kinder im Merziger Krankenhaus medizinisch versorgt und unsere jüngsten Mitbürger auch dort behandelt werden können." cbe

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