„Bei uns liefen immer Bach und Beethoven“

Nunkirchen · Countertenor Roland Kunz tritt mit seiner Tochter und begleitet von Gitarre und Percussions am Freitag, 16. Dezember, 20 Uhr, in der Nunkircher Herz-Jesu Pfarrkirche auf. Das Besondere an den Weihnachtlichen Lichtsinfonien: Instrumente und Gesang werden durch eine besondere Beleuchtung unterstützt. Mit SZ-Mitarbeiterin Gianna Niewel hat Kunz sich über den Abend unterhalten und darüber, was bei DSDS und dem Eurovision Song Contest lichttechnisch falsch läuft.

 Countertenor Roland Kunz. Fotos: Kulturzentrum Villa Fuchs

Countertenor Roland Kunz. Fotos: Kulturzentrum Villa Fuchs

Sie sind gerade im Auto unterwegs. Wohin geht's?

Roland Kunz: Ich moderiere gleich für das SR2 Kulturradio die Sendung "Der lange Samstag". Bei mir ist es nicht so, dass ich freitagnachmittags sage: Schönes Wochenende.

Sie sind Moderator und Musiker . Wie sehen Ihre Tage aus?

Kunz: Ganz unterschiedlich. Manchmal verkleide ich mich als Beethoven und erkläre Menschen, wie ich - also er - die 5. Sinfonie komponiert habe. Und wenn ich abends nach Hause komme, übe ich noch Klavier oder Keyboard. Manchmal schreibe ich aber auch zwei Wochen fast ausschließlich an einer eigenen Komposition. Mein Leben setzt sich aus vielen musikalischen Momenten zusammen.

In Nunkirchen werden Sie singen.

Kunz: Genau, ich singe Countertenor, das ist eine sehr hohe Stimmlage. Ich finde, die klingt im sakralen Ambiente, etwa in Kirchen, besonders gut. Meine Tochter, eine Sopranistin, wird mit mir singen. Die beiden Stimmen ergänzen sich zu einer tollen Harmonie.

Wie kamen Sie zur Musik?

Kunz: Bei mir war es das Elternhaus, bei uns liefen immer Bach und Beethoven. Mit 16, als Jugendlicher, habe ich dann das Schlagzeug entdeckt und die Musik von Genesis und Pink Floyd . Irgendwann habe ich eigene Stücke geschrieben. Es dauert, bis man Menschen erreicht. Und selbst wenn man es einmal geschafft hat, muss man sich immer darum bemühen, es wieder zu schaffen.

Sie haben dann auch Musikwissenschaft in Saarbrücken studiert.

Kunz: Stimmt, aber nicht nur. Ich hatte zudem Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, Gesang habe ich während einem Privatstudium in Holland gelernt. Aber gerade Kunstgeschichte hat mich geprägt, dass wir da oft in Frankreich waren und uns die großen gotischen und romanischen Kirchen angeschaut haben. Kirchenräume sind meiner Meinung nach Krafträume.

Wie verändern Sie die Kirche bei Ihren Lichtsinfonien?

Kunz: Die Kirche wird ein komplett anderer Ort, wenn sie besonders beleuchtet ist. Plötzlich erhält der Raum eine Tiefe, die er vorher nicht hatte. Es geht uns ja nicht darum, die Musiker zu beleuchten, es geht darum, den Raum mit dem Licht zu inszenieren, Musik und Stimmung, das soll ein Wechselspiel sein.

Wie funktioniert das?

Kunz: Das hängt jeweils vom Lied ab. Das "Hallelujah" von Leonard Cohen zum Beispiel ist ein Lied, das nicht nach hellem Licht schreit. Da reicht eine Kerze, um die Stimmung aufzugreifen. Auch beim Licht gilt: Mehr ist nicht immer besser.

Was meinen Sie damit?

Kunz: Naja, wenn man sich Deutschland sucht den Superstar anschaut oder den Eurovision Song Contest , was die an Lichteffekten verwenden! Ich finde, das ist nicht gut für Geist und Körper und das entspricht auch nicht der Musik. Da wird Belangloses künstlich überhöht.

Seit wann beschäftigen Sie sich denn mit dem Zusammenspiel von Licht und Musik?

Kunz: Da muss ich mal überlegen. Also die erste Lichtsinfonie war 2005 in Blieskastel. Die in Nunkirchen dürfte jetzt etwa die zwanzigste sein. Aber Lichtsinfonie ist bei mir nicht gleich Lichtsinfonie, wir überlegen uns immer wieder neue Stücke.

Wie lang bereiten Sie sich vor?

Kunz: Also für den Abend in Nunkirchen laufen die Vorbereitungen seit etwa Oktober. Ich wähle die Lieder aus, manchmal schreibe ich auch Arrangements dazu. Alexander Kiefer von "Audio Check" hat schon geschaut, wie wir die Herz-Jesu Pfarrkirche beleuchten können. Die Generalproben mit Musikern und Licht fangen meist eine Woche vorher an.

Was nehmen die Zuschauer und Zuhörer denn nach einem Abend mit?

Kunz: Also im Idealfall fragen sie sich nach anderthalb Stunden: Oh, ist es schon zu Ende? Das ist mir natürlich lieber, als wenn sie ständig auf die Uhr schauen, frei nach dem Motto: Wann ist es endlich vorbei? Wir singen zum Beispiel Folkmelodien, meine Tochter und ich, Eigenkompositionen und ein bisschen was Vorweihnachtliches. Die Menschen sollen aus der Kirche gehen, ein bisschen verzaubert sein von dem Licht und der Musik und dem Raum und sich denken: Stimmt, bald ist Weihnachten.

Konzertkarten gibt es für 25 Euro im Vorverkauf unter anderem bei allen WOCHENSPIEGEL- und DIE WOCH-Verlagsbüros saarlandweit sowie im Kulturbüro der Villa Fuchs in der Stadthalle Merzig, www.villafuchs.de , unter Telefon

(0 68 61) 9 36 70.

Zum Thema:

Auf einen Blick Der Musikartist Roland Kunz, geboren am 18. September 1960 in Saarlouis, studierte unter anderem Musikwissenschaft , absolvierte ein Gesangsstudium und mehrere Meisterkurse. Er gewann 1995 den Kulturpreis des Landkreises Saarlouis und 2011 den Kulturpreis der Stadt Saarlouis. Nach zwölf Jahren als Bandleader der Formation "Orlando & die Unerlösten" gründete er 2011 den Orlando Circle, ein Zusammenschluss verschiedener Musiker . Er singt gemeinsam mit seiner Tochter Paula-Maria Kunz, einer Sopranistin. Sie hat Operngesang studiert und hat eine Schauspiel-Ausbildung aufgenommen. Wenn er nicht singt, moderiert er, insbesondere Kultursendungen beim Saarländischen Rundfunk. gin

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 Sopranistin Paula-Maria Kunz, Tochter des Countertenors.

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Hintergrund Begleitet werden Countertenor Roland Kunz und seine Tochter, die Sopranistin Paula-Maria Kunz, von dem Percussionisten Bernd Wegener und dem Gitarristen Guido Allgaier. Die Orgel spielt Christian Holz. Für das Lichtdesign ist die Firma Audio Check aus Merzig zuständig. gin

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