Konzert Ruhrpottler findet seine Freiheit in der Musik

An diesem Samstag gibt Stoppok mit seiner Künstler-Kollegin Tess Wiley ein Konzert in Saarburg.

 Liedermacher Stoppok geht musikalisch seinen ganz eigenen Weg.

Liedermacher Stoppok geht musikalisch seinen ganz eigenen Weg.

Foto: Lokomotiv Fotografie

Stoppok ist Sänger, Liedermachen und Gitarrist. Seine Musik ist eine besondere Mischung aus Rock, Blues und Folk. Der aus dem Ruhrpott stammende Künstler hat sich stets dem großen Erfolg verweigert und seinen ganz eigenen Weg in die deutsche Musiklandschaft gefunden. Am 18. November spielt er zusammen mit Tess Wiley in der Stadthalle in Saarburg.

Unter dem Namen Stoppok ist 1982 Ihr Debüt erschienen. Fühlen Sie sich nach so langer Zeit in der deutschen Musiklandschaft angekommen?

Stoppok: Das ist eine gute Frage. Ich habe mich ja immer so ein bisschen außerhalb gehalten und habe ganz bewusst den Independent-Status gewählt. Und ja, ich habe meine Stellung in der Szene gefunden, das aber schon seit Jahren. Ich bin wirklich in der glücklichen Lage, dass ich meine eigene Szene habe, dass ich ohne Medienrummel auskomme und auch ohne Plattenfirma dahinter. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das überhaupt nicht gut tut. Ich habe eine Eigenstellung. Ich bin, aus meiner Generation zumindest, der letzte, übrig gebliebene Independent Künstler. Ich bin wirklich unabhängig. Ich habe mein eigenes Team und meine eigene Plattenfirma. Bei uns hängt kein Konzern irgendwo mit drin - und das aus voller Überzeugung.

Kann man so besser Musik machen?

Stoppok: Ich fühle mich auf jeden Fall sehr viel wohler. Ich bin kreativ wie noch nie und ich glaube, dass diese Unabhängigkeit für die Kreativität förderlich ist. Ich glaube, dass zu viel Einbindung in das große Geschäft Künstlern schadet. Es gibt wirklich nur wenige, die damit umgehen können. Wenn sich etwas erfolgreich entwickelt, dann ist der Druck extrem groß. Die großen Firmen arbeiten dann daraufhin, die Kuh so weit zu melken, wie es nur geht. Das habe ich Anfang der 90er Jahre am eigenen Leib erfahren müssen. Mit dem Song „Dumpfbacke“ hatte ich einen so großen Erfolg, dass er überall rauf und runter gelaufen ist. Meine Plattenfirma hat mir dann richtig Druck gemacht, weil sie davon überzeugt waren, dass das nächste Album dann der große Durchbruch ist. Diese Art habe ich aber total abgeblockt.

Genießen Sie ihre Stellung abseits des Mainstreams?

Stoppok: Absolut. Es gibt wirklich nichts Schöneres. Wir leben ja zum Glück in einem Land, in dem sich die Leute noch individuelle Kultur leisten und auch begierig danach sind. Es gibt ganz viele Leute, die sich nicht vorschreiben lassen, was sie zu hören oder gut zu finden haben. Das ist wirklich ein großes Glück. Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut ich das finde.

Wie beschreiben Sie ihre Musik?

Stoppok: Meine Musik ist eine Reflexion der Musik, die ich seit Ende der 60er Jahre gehört habe. Ich bin mit der Beat-Musik groß geworden. Dann habe ich mich von der Rock-Musik bis hin zu der englischen Folk-Musik entwickelt. Das hat mich einfach sehr begeistert. Im Prinzip ist mein Input die ganze Musikgeschichte der letzten 50 Jahre, aber ich habe nie etwas klischeemäßig ausgebeutet. Ich habe immer geschaut, dass ich meinen eigenen Weg finde und das von Anfang an mit der deutschen Sprache.

Sie sind mitte der 70er Jahre drei Jahre als Straßenmusiker durch Europa gezogen. Was sind für Sie rückblickend die wertvollsten Erfahrungen aus dieser Zeit?

Stoppok: Das Freiheitsgefühl. Das hat mir dann auch das Rückgrat gegeben meiner Plattenfirma zu sagen: „Ihr könnt mich mal und ich lasse mich von euch nicht verwursten.“ Ich bin dadurch selbstsicherer geworden und habe gelernt, dass ich mich von niemandem abhängig machen muss. In der Zeit habe ich auch mit unglaublich vielen Musikern zusammengespielt, hab mir Sachen angeeignet, in den verschiedensten Formationen gespielt. Es war ein unglaublicher Input an Musik und Kreativität. Das reicht bis heute.

Sie haben 2011 mit den drei Trilogie-Platten „Tagore & We“ monatelang die bengalischen Charts angeführt. Wie kam es dazu?

Stoppok: Ein Einfluss war Anfang der 70er Jahre Ravi Shankar, der Vater von Norah Jones. Das ist wirklich ein großartiger Musiker. Vor zehn oder zwölf Jahren hat ein Musiker in Köln die indischen Kollegen kennengelernt und mit denen zusammen einen Song von mir gemacht. Den hat er mir geschickt und ich habe daraufhin den Kontakt gesucht. Wir haben hier einige Konzerte zusammen gemacht, weil das auf Anhieb einfach gut funktioniert hat. Danach haben wir zwei Alben in Kalkutta und eines in Mumbai mit indischer Musik aufgenommen.

 Sänger, Liedermache und Gittarist Stoppok kommt am 18. November nach Saarburg.

Sänger, Liedermache und Gittarist Stoppok kommt am 18. November nach Saarburg.

Foto: Lokomotiv Fotografie

Was inspiriert Sie zu neuer Musik?

Stoppok: Ich habe so eine Fülle an Input aus den letzten Jahrzehnten, dass ich jeden Tag einen Song schreiben könnte. Ich bin von dem ganzen Leben inspiriert. Ich empfinde mich wirklich als Glückspilz und privilegiert Musik so zu machen, wie ich es möchte. Ich habe dabei ja keine Einschränkungen und kann selbstbestimmt arbeiten. Das inspiriert mich jeden Tag.

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