Entwicklungshelfer in Sachen Energie

Orscholz · Stefan Ollinger setzt seit Jahren auf alternative Energien. In Afrika leistet er Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg zu Wind- und Sonnenenergie. Er hat auch dafür gesorgt, dass Afrikaner im Saarland ausgebildet werden.

 Information vor Ort – die Windkraftanlage Schwarzbruch. Fotos: Rolf Ruppenthal

Information vor Ort – die Windkraftanlage Schwarzbruch. Fotos: Rolf Ruppenthal

Schon früh hat Stefan Ollinger (52) auf alternative Energien gesetzt. Seit 23 Jahren ist der Heizungs- und Lüftungsbau-meister und Gebäudeenergieberater nun selbständig, und Wind- und Sonnenenergie werden für ihn immer wichtiger. Kein Wunder also, dass dieser Handwerkszweig boomt.

Stefan Ollinger, zudem Ortsvorsteher von Wehingen und Gemeinderatsmitglied in Mettlach, hat darüber hinaus stets versucht, seine Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich der alternativen Energien weiterzugeben - im eigenen Unternehmen Hoffmann & Ollinger, aber auch bei der Handwerkskammer und darüber hinaus im Ausland.

20 Mal in Tunesien

Viele Male war er inzwischen auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs, um praktische Entwicklungshilfe in Sachen regenerative Energien zu leisten. Photovoltaik und Wind spielen auch in den afrikanischen Staaten eine immer größere Rolle, auch wenn dort vielerorts die technische Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. An die 20 mal war Stefan Ollinger bereits in Tunesien und in Dschibuti unterwegs, um mit seinen profunden Kenntnis Pionierarbeit zu leisten. Eine wichtige Kontaktstelle bildete dabei das Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum mit seinem Geschäftsführer Hans-Ulrich Thalhofer, eine gemeinsame Einrichtung der Handwerksammer und der Umweltministeriums des Saarlandes.

Gegenbesuch aus Afrika

Jetzt kam der Präsident der Handelskammer von Dschibuti Youssouf Moussa Dawaleh ins Saarland, um sich vor Ort über die neusten Erkenntnisse in Sachen Windkraftanlagen und Solarstrom zu informieren. Begleitet wurde er dabei vom dschibutanischen Botschafter Adan Mohamed Dileita, dem einheimischen Landtagsabgeordneten Stefan Thielen (CDU ) sowie Vertretern des Saar-Lor-Lux-Umweltzentrums, der Handwerkskammer und der Gemeinde.

In Wehingen lernten die Gäste den Handwerksbetrieb von Stefan Ollinger näher kennen. Darüber hinaus konnten sie sich vor Ort über die praktische Nutzung einer modernen, neuzeitlichen und leistungseffektiven Solaranlage informieren. Der im Bau befindliche Windpark im Schwarzbruch bildete eine weitere Besuchsstation. Die beiden leistungsstarken Großwindanlagen sind fast fertig gestellt und die ABO-Wind-Projektleiter Albrecht Gölzer (Planung) und Frank Seiler (Bau) standen den Besuchern zusammen mit Pressesprecherin Kathrin Dorscheid Rede und Antwort.

540 Anlagen errichtet

ABO-Wind hat in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen im Saarland bislang 21 Windenergieanlagen errichtet. Die beiden Anlagen im Schwarzbruch sind so gut wie fertiggestellt und sollen noch dieses Jahr in Betrieb gehen. ABO-Wind hat mit seinen 350 Mitarbeitern in Deutschland rund 540 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1100 Megawatt errichtet, ist darüber hinaus aber auch in sechs europäischen Ländern sowie im Iran und Lateinamerika aktiv.

In diesen Dimensionen denkt man in Dschibuti längst noch nicht. Seit 2011 leistet Ollinger praktische Entwicklungshilfe in Sachen Energietechnik in Tunesien und Dschibuti. Erste Schritte erfolgten im gleichen Jahr, als man in einer Schule eine Photovoltaik-Anlage installierte. Derzeit wird eine Kleinwindanlage gebaut.

Präsident Dawaleh will zudem versuchen, die Handelskammer in der Stadt Dschibouti mit Solartechnik energietechnisch autark zu machen. In Tunesien setzt man, so Stefan Ollinger, vor allem auf die Solartermie.

Praktisch keine Bodenschätze

Wie Stefan Ollinger weiter zu berichten weiß, arbeitet man im Land Dschibuti, zwischen Somalia, Eritrea und Äthiopien am Horn von Afrika gelegen, mit Hochdruck an einem Strukturwandel. Das Land verfügt über praktisch keine Bodenschätze und Energie ist sehr teuer. Bis 2025 sollen Sonnenenergie und Windkraft eine herausragende Rolle spielen. Ob das aber in dieser kurzen Zeit gelingen wird, sieht Stefan Ollinger aber noch skeptisch. Dass jedoch ein Energiemix zunehmend an Bedeutung gewinnen wird, davon ist der 52-jährige Fachmann von der Unteren Saar überzeugt. Bis jedoch gravierende Veränderungen zu verzeichnen sein werden, muss er sicherlich noch viele Male nach Afrika reisen.

Zusammen mit der Handwerkskammer und dem Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum geht man allerdings noch einen zweiten Weg. Im Saarland werden seit 2012 afrikanische Schüler und Lehrer als Praktikanten in saarländischen Betrieben ausgebildet, um auf diese Weise Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

 Dschiboutis Handelskammer-Präsident und Stefan Ollinger (l.).

Dschiboutis Handelskammer-Präsident und Stefan Ollinger (l.).

 Stefan Ollinger (3.v.r.) begrüßte in seinem Betrieb in Wellingen die afrikanischen Gäste.

Stefan Ollinger (3.v.r.) begrüßte in seinem Betrieb in Wellingen die afrikanischen Gäste.

Das Engagement von Stefan Ollinger und seinen saarländischen Mitstreitern beginnt wenn auch nur langsam Früchte zu tragen. Die Ausbildung sichert immer mehr Menschen in Dschibuti und Tunesien ihren Lebensunterhalt. Die Installation von Photovoltaik-Anlagen sorgt vor allem in den Städten für Verbesserungen in der Elektrifizierung und garantiert vielerorts die Stromversorgung in den Bereichen Licht und Kommunikation. Bereits im August wird Stefan Ollinger wieder vor Ort reisen, um in Dschibuti weiter beim Aufbau einer gesicherten Stromversorgung über erneuerbare Energie mitzuwirken.

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