Tierpark in Merzig Abschied von Alpaka, Nandu und Co.

Merzig · In den nächsten Jahren soll der Tierpark in Merzig die Anerkennung als Archepark erwerben: Anstelle exotischer Wildtiere sollen dort aussterbende heimische Haustierrassen ein neues Zuhause finden. Der Stadtrat entscheidet heute über das Konzept.

 Die Alpakas sollen an landwirtschaftliche Betriebe oder Tierparks abgeben werden.

Die Alpakas sollen an landwirtschaftliche Betriebe oder Tierparks abgeben werden.

Foto: Stadt Merzig

Wilde Tiere in Gefangenschaft - was früher als Attraktion galt, stößt heute bei vielen Menschen auf Ablehnung. Seit der Gründung des Merziger Tierparks 1962 haben sich nicht nur die Einstellung der Bevölkerung, sondern auch die Anforderungen, die der Tierschutz an die Haltung von Tieren stellt, gewandelt.

Daher hat die leitende Pflegerin des Parks am Blättelbornweiher, Daniela Becker-Kirsch, in Abstimmung mit dem Fachamt der Stadt und dem Merziger Bürgermeister Marcus Hoffeld (CDU ) vorgeschlagen, den Tierpark konzeptionell umzustrukturieren. In den nächsten Jahren soll, so ihr Vorschlag, der Tierpark die Anerkennung als Archepark erwerben: Anstelle exotischer Wildtiere sollen dort aussterbende heimische Haustierrassen ein neues Zuhause finden. Ins Leben gerufen wurde das Arche-Projekt von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH). Der Merziger Stadtrat entscheidet heute (17.30 Uhr, Sitzungssaal des Rathauses) in öffentlicher Sitzung über das Konzept.

Alleinstellungsmerkmal

"Als anerkannter Archepark hätte der Merziger Tierpark ein Alleinstellungsmerkmal in der Großregion", heißt es auf SZ-Nachfrage aus dem Merziger Rathaus. Die Umstrukturierung bedeute nicht, dass die Wildtierhaltung komplett aufgegeben werde. Die beiden betagten Affen Gustel und Christel dürften beispielsweise im Tierpark in Ruhe altern, das gelte auch für die Nasenbären. Der Fokus liege zukünftig allerdings auf der Haltung bedrohter Haustierrassen. Ein wichtiges Standbein eines Tierparks sei auch die Pädagogik, teilt die Stadtverwaltung mit. Für Erwachsene sei interessant zu erfahren, wo die Vorteile von alten Rassen in der Nutztierhaltung liegen. Kindern könnten Fragen zum Nutzen der Tiere oder deren Anatomie am "lebenden Objekt" beantwortet werden.

Damit der Tierpark als Archepark anerkannt werden könnte, müssten bestimmte Kriterien erfüllt werden: Der Park müsste Mitglied der GEH und ein Haustierpark sein. Außerdem müssten sich die Tierbestandszahlen an den Vorgaben der GEH orientieren. Fünf verschiedene Arten aus drei Kategorien müssten präsentiert werden - zur Kategorie A zählen Pferde, Rinder, Esel, Schweine, zur Kategorie B Schafe sowie Ziegen und zur Kategorie C Kleintiere wie Hühner, Kaninchen und Puten. Alternativ würden auch sieben verschiedene Rassen aus zwei Tierkategorien genügen, um die Voraussetzungen zur Anerkennung zu erfüllen, heißt es in der Sitzungsvorlage des Stadtrats. Die Tierbetreuer müssten sich fundiertes Fachwissen aneignen, der Betrieb und die Tiere "ansprechend präsentiert" werden. Diese Kriterien seien mit relativ wenig Aufwand zu erfüllen, heißt es von der Stadt.

In den kommenden Jahren sollen einige Alpakas, Burenziegen, Kamerunschafe, Nandus und Zwergkaninchen an landwirtschaftliche Betriebe oder Tierparks abgegeben werden, die eine Betriebsregistriernummer der Landwirtschaftskammer besitzen. Im Gegenzug sollen für den neuen Archepark Thüringer Waldziegen, Sundheimer Hühner, Deutsche Karakulschafe, Hinterwälder Rinder, Cöllwitzer Puten und Meißner Widder-Kaninchen erworben werden.

Positive Rückmeldung

"Von Seiten des Tierpark-Vereins habe ich nur positives Feedback erhalten", informiert Becker-Kirsch, die auch im Vorstand der Interessen- und Fördergemeinschaft Tierpark Merzig sitzt, auf SZ-Anfrage. Thüringer Ziegen und Deutsche Karakulschafe seien bereits gekauft worden, die Kosten habe der Verein getragen.

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