Kreisel oder Ampelkreuzung?

Merzig · Heute entscheidet der Merziger Stadtrat darüber, ob der Kaufland-Kreisel in Merzig in eine Ampelkreuzung umgebaut werden soll. Einen einmütigen Beschluss wird es nicht geben: Zwei Oppositionsfraktionen im Merziger Stadtrat haben schon vorab ihre Ablehnung bekräftigt.

 Ist der Kaufland-Kreisel bald Geschichte? Fotos: Rolf Ruppenthal

Ist der Kaufland-Kreisel bald Geschichte? Fotos: Rolf Ruppenthal

Zum wiederholten Male wird sich der Stadtrat von Merzig am heutigen Donnerstag (Beginn der Sitzung: 17.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses) mit dem Umbau des Kreisels am Kaufland-Supermarkt in eine Ampelkreuzung beschäftigen. Und wie in den Jahren zuvor werden auch bei der Debatte am heutigen Abend die Meinungen im Rat auseinander gehen. Denn bereits im Vorfeld der Sitzung haben sowohl das Fraktionsbündnis aus Grünen, Piraten und Freien Wählern als auch die Zwei-Personen-Fraktion der Linkspartei angekündigt, dass die den vorgeschlagenen Umbau ablehnen werden.

"Die Mehrheit der Bürger will das nicht", begründet Klaus Borger, Grünen-Vertreter im Fraktionsbündnis, das Nein seiner Fraktion. Für ihn gibt es noch weitere wichtige Aspekte zu beachten: "Zurzeit laufen umfangreiche Verkehrs-Untersuchungen und Planungen im Zusammenhang mit dem beschlossenen Mobilitätskonzept für Merzig ." Ziel des Konzeptes sei es, Verkehrsströme neu zu ordnen, ein Parkraumkonzept zu erarbeiten, Alternativen zum Individualverkehr zu stärken und sinnvolle Entlastungen zu suchen. Borger: "Zum Beispiel könnte schon jetzt eine Abbiegespur am Merziger Tierpark unmittelbar den Kauflandkreisel entlasten." Auch an Fußgänger und Radfahrer müsse gedacht werden. "Erstes Ziel muss es sein, Möglichkeiten zu schaffen, dass weniger Verkehr durch Merzig rollt. Das könnte zum Beispiel durch den Ausbau des ÖPNV und durch einen Ausbau des "Park & Ride"-Angebotes zwischen Losheim und Merzig erreicht werden", findet Michael Grauer, Vertreter der Piraten in der Fraktion. Zudem diene die Kreuzung aus Sicht des Fraktionsbündnisses vor allem einer Verbesserung der Verkehrssituation in der Rieffstraße - was die dort diskutierten Erschließungen auf der "grünen Wiese" erleichtern könnte. Und genau diese werden vom Bündnis ebenfalls abgelehnt. Klaus Borger: "Diesen Umbau wollen nur das Land und die Investoren für die Rieffstraße." Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen der Stadt sich bei diesem für Merzig so zentralen Thema so zurückhalten und es anderen überlassen. "Wir machen keine Landespolitik, sondern Politik im Interesse der Merziger" betont Borger.

Auch stünden Aufwand und Ertrag für dieses Vorhaben, das rund 1,5 Millionen Euro kosten soll, in keinem vernünftigen Verhältnis, findet Bernhard Morbe von den Freien Wählern: "Wir erreichen dadurch für eine Stunde am Tag einen Zeitgewinn für Autofahrer, diese werden dafür aber an den restlichen 23 Stunden Zeit verlieren." Zudem sei, darauf sei bei der Vorstellung der Gutachter-Vorschläge im Besseringer Bürgerhaus aufmerksam gemacht worden, die Vekehrssicherheit an Kreisverkehren statistisch höher als an Ampelkreuzungen.

Frank Hackenberger von der Linksfraktion äußert Unverständnis über die Eile, die bei der Entscheidung über das Vorhaben an den Tag gelegt wird. "Warum wird die Entscheidung innerhalb von zwei Wochen erzwungen, obwohl die Realisierung frühestens in zwei Jahren stattfindet?", fragt er und wirft der Verwaltungsspitze vor, den Bürgerwillen nicht angemessen zu respektieren. An Bürgermeister Marcus Hoffeld richtet er den dringenden Appell: "Lassen Sie endlich eine Bürgerbeteiligung durchführen, die diesen Namen auch verdient. Lassen Sie die Merziger Bürger darüber abstimmen, ob sie eine Ampel- oder eine Kreisellösung wollen." Hackenberger zeigt sich ebenfalls überzeugt, dass eine Mehrheit der Merziger den Umbau ablehnt. Auch die Linkenfraktion kritisiert, dass der Rieffstraße bei den Planungsvorgaben wieder so große Aufmerksamkeit geschenkt werde - obwohl nach den Beteuerungen der Veraltungsspitze noch gar nicht klar sei, wie die Entwicklung dort verlaufen werde. "Man könne den Eindruck gewinnen, dass mit Steuergeldern Fehlentscheidungen der Vergangenheit nicht korrigiert, sondern nur kaschiert und somit verschlimmert werden." Der FDP-Stadtverband Merzig veranstaltet am Donnerstag, 7. Juli, um 19 Uhr in der Villa Fuchs, Bahnhofstraße 25, eine offene Mitgliederversammlung zur Verkehrssituation in Merzig . "Insbesondere soll die Position der FDP zum Ersatz des Kaufland-Kreisels durch ein Ampelsystem beraten werden", teilt FDP-Sprecher Burkhard Winter mit. Alle interessierten Merziger Bürger sind eingeladen teilzunehmen. Weitere Themen sind die Staus im Bereich Merzig-Ost rund um das Marienkapellchen (Kreuzung am ehemaligen Kreiskrankenhaus), der Neubau der Bahnüberführung in der Lothringer Straße an der Kreissparkasse und der Verkehr in der Trierer Straße.

Der Neubau der Bahnunterführung ist auch Gegenstand eines Schreibens des Merziger Grünen-Chefs Klaus Borger an Bürgermeister Marcus Hoffeld . In seinem Brief mahnt Borger eine aktivere Rolle der Stadt bei den konkreten Planungen für die neue Unterführung an. Denn es wären damit "viele Möglichkeiten verbunden, bekannte Defizite zu korrigieren (deutliche Verbreiterung beziehungsweise zusätzliche Fahrspur, Verbesserung des rad- und fußläufigen Verkehrs)".

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Hintergrund Im ursprünglichen Verkehrs-Konzept des Planungsbüros Brilon-Bondzio-Weiser für die Innenstadt war der Ausbau des Kaufland-Kreisels zu einem "Turbokreisel" (mit separater Spur für den Verkehr von Hilbringen zur Stadthalle) vorgesehen. 2012 ließ die Stadt durch die Planer prüfen, wie eine direkte Zufahrt von der L 174 über die Brücke in die City geschaffen werden kann. Die Gutachter schlugen hierfür den Umbau des Kreisels in eine Ampelkreuzung sowie die Einrichtung einer zweiten Ampel bei der Zufahrt von der L 174 auf die Hilbringer Brücke vor. Der Stadtrat stimmte dem Vorschlag Ende 2012 mehrheitlich zu. Wegen neuer Planungen für die City ließ die Stadt 2015 die Gutachter erneut prüfen, ob diese Verkehrsführung den geänderten Rahmenbedingungen genügt. Im Juni 2016 präsentierte die Experten ihre Resultate. Sie halten am Umbau des Kreisels in eine Ampelkreuzung fest, lassen aber die direkte Anbindung der L 174 an diesen Knotenpunkt fallen. cbe

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