Ein offenes Haus für die Kunst

Saarbrücken. Boden und Tische sind mit Schutzfolie abgedeckt; Zeitungen, Küchenpapier, Scheren, Klebstreifen, Tapetenkleister und Wassereimer liegen und stehen bereit: Es darf gematscht werden! 20 kleine Künstler legen los. Derweil der Nachwuchs betreut ist, flanieren die Eltern mit Muße durch die Räume oder brunchen gemütlich

Saarbrücken. Boden und Tische sind mit Schutzfolie abgedeckt; Zeitungen, Küchenpapier, Scheren, Klebstreifen, Tapetenkleister und Wassereimer liegen und stehen bereit: Es darf gematscht werden! 20 kleine Künstler legen los. Derweil der Nachwuchs betreut ist, flanieren die Eltern mit Muße durch die Räume oder brunchen gemütlich. "Große Kunst für kleine Gäste" lautet die Devise: Zum ersten Familienfrühstück hat sich der Veranstaltungsraum der Stadtgalerie am Sonntag in ein Atelier-Café verwandelt. "Ich wollte mehr Leben ins Haus bringen", erklärt die neue künstlerische Leiterin Andrea Jahn, die an diesem Tag persönlich durch die Ausstellungen führt. Ein "offenes, generationenübergreifendes" Haus schwebt ihr vor. Eins, in dem Kunst Spaß macht. Und das trotz theoretisch schwieriger Ansätze eine unbedarfte Annäherung ermöglicht, indem es die unverstellte Haltung von Kindern nutzt: um sie darüber als Publikum von morgen zu gewinnen.

Weil die Stadtgalerie keine eigene Museumspädagogik hat, kooperiert Jahn mit der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar und konnte so ein festes Team aus fünf Studierenden der Fachrichtung Kunsterziehung rekrutieren. Unter deren Anleitung formen die Jungkünstler nun Pappmaschee-Skulpturen - passend zur aktuellen Ausstellung, denn die dreht sich um Körperkonstruktionen: Augenzwinkernd hinterfragen die Rauminstallationen des Genfer Künstlerpaares Delphine Reist und Laurent Faulon unter dem Namen "Body building" ästhetische Kategorien des Alltags. Dass dabei auf einem Monitor ein nicht eben sportiver nackter Mann von Tisch zu Tisch hüpft, scheint die Kinder nicht weiter zu irritieren.

"Schönheitsideale? Für Kinder zu abstrakt", lacht HBK-Studentin Hannah Schnur. "Der Prozess an sich ist das Interessante." Deswegen darf im Endeffekt jedes Kind kreieren, was es mag. Igor, 9 Jahre alt, hat etwa ein Alien geformt, denn er ist Fachmann für Außerirdische. "Mit Aliens kenn ich mich aus", erklärt er gewichtig. "Zuhause bastele ich auch welche."

Damit das Familienfrühstück nicht zur Massenveranstaltung verkommt und eine vernünftige Betreuung gewährleistet ist, setzt Jahn auf eine begrenzte Anzahl Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren und auf Anmeldepflicht. Ein Wiederholungs-Termin des Familientags steht zwar noch nicht fest, wird aber bei der großen Nachfrage wohl bald folgen: Schon beim Versuchsballon im Januar, sagt Jahn, hätten die Kinder gar nicht mehr heimgewollt.

Der nächste Termin in der Stadtgalerie ist am Freitag, 22. März. Dann findet ab 17 Uhr ein Künstlergespräch im Rahmen der Ausstellung "Andy Spyra - Faith and Land" statt. Das Gespräch mit dem Fotografen Andy Spyra leitet Andrea Jahn.

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saarbruecken.de

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