Laute Probleme mit dem Verständnis

Bei uns verlangt niemand von simplen Geschäftsangestellten, Kunden unterschiedlicher Herkunft in deren Muttersprache zu bedienen. Aber freundlich sollten die Beschäftigten schon sein. Ein Blick in die Schweiz: Dort war ich kürzlich perplex, wie sich Bedienungen in einer nicht einmal ausgesprochenen Touristengegend auf Käufer sprachgewandt und ohne Murren einstellen

Bei uns verlangt niemand von simplen Geschäftsangestellten, Kunden unterschiedlicher Herkunft in deren Muttersprache zu bedienen. Aber freundlich sollten die Beschäftigten schon sein.Ein Blick in die Schweiz: Dort war ich kürzlich perplex, wie sich Bedienungen in einer nicht einmal ausgesprochenen Touristengegend auf Käufer sprachgewandt und ohne Murren einstellen. Ob Deutsch, Italienisch oder Französisch. Einige Angestellte beherrschen gar ein paar Wörter des eher vereinzelt gesprochenen Rätoromanisch. Ein kleines Land mit vier Sprachzonen macht's eben möglich.

Und in unserem ausnahmslos Dialekt geprägten Grenzland? Mag sein, dass ein Hamburger auf seinen Ursprungshinweis hin erzwungenes Hochdeutsch vernimmt. Mundart unsichere und als Ausländer zu erkennende erwischt's mitunter härter.

Dieser Tage in einem hiesigen Supermarkt: Die Frau hinter der Kasse zieht im Sekundentakt Waren über den Scanner. Mit schnoddriger Stimme nennt sie den Preis, fügt hastig ein Bitte an, kassiert. Dank spart sie aus.

Der nächste Kunde: Ein Mann legt ein Stück Butter sowie zwei Büchsen Kondensmilch aufs Laufband. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch mit sonnengebräunter Haut und schwarzen Haaren wirkt der Mittfünfziger südländisch. "Zwosiewenevärzisch" brabbelt sie ihm undeutlich und erheblich unfreundlicher als seinem deutschen Vorgänger entgegen. Trotzdem lächelt er, erwidert mit französischem Akzent: "Bitte?" Die Kassiererin verdreht die Augen. Abermals kaum verständlich, jetzt jedoch im Staccato, wiederholt sie extrem laut: "Zwo - siewen - unn - vierzisch!" Der Herr, ein des Deutschen kaum mächtiger Franzose, lässt sich nichts anmerken und bezahlt mit einem Zehn-Euro-Schein.

Ich selbst spreche kein Russisch. Sollte ich nach Moskau reisen, wird es mich also nicht weiterbringen, mich in dieser Sprache ungehobelt anzubrüllen. Auch dann werde ich nichts verstehen. Verstanden?

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