Nach Enthüllungsbuch Abtei Tholey reagiert auf Vorwürfe

Exklusiv | Tholey · Zum Buch „Abtei Tholey Quo vadis?“ von Meinrad Maria Grewenig äußert sich der Generalbevollmächtigte der Abtei Tholey GmbH und spricht von „Trittbrettfahrern“.

Die Stellungnahme der Abtei Tholey zum Buch Meinrad Maria Grewenigs  im Wortlaut
Foto: B&K/Bonenberger / B&K

Am 24. Mai erreichte die Redaktion der Saarbrücker Zeitung folgendes Schreiben des Generalbevollmächtigten der Abtei Mauritius GmbH Rechtsanwalt Matthias Bayer (St. Ingbert, Koblenz, Saarbrücken). Wir veröffentlichen es im Wortlaut.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

nach Abstimmung mit dem Abt Mauritius gebe ich als Rechtsbeistand der Abtei Tholey aus gegebenem Anlass in Ergänzung der Erklärung des Abtes von vergangener Woche folgende Stellungnahme ab: Die Abtei kannte zum Zeitpunkt Ihrer Presseveröffentlichungen der vergangenen Woche weder die dort angesprochene angeblich bevorstehende Publikation, noch deren umfangreichen Inhalt, noch konnte Sie diesen prüfen, selbst wenn sie das gewollt hätte, noch wurde sie vor Ihrem Artikel mit der beabsichtigten Meldung und Ihrer bereits gefassten und kommentierten Meinung vorab konfrontiert, noch ist eine besondere Dringlichkeit zu erkennen, die dies entbehrlich gemacht hätte. Die angekündigte Publikation ist in ordentlichen Buchhandlungen noch nicht erhältlich. Sie wird offenkundig aber unaufgefordert an vermeintlich Interessierte verschickt. Die Abtei behält sich vor ihren Inhalt, sofern er denn vorliegt, in Ruhe hinsichtlich der enthaltenen Angaben, des veröffentlichten Bildmaterials, der Wahrung von Persönlichkeits- sowie Urheberrechten etc. prüfen und zu gegebener Zeit entscheiden, ob überhaupt und wenn ja wie darauf rechtlich reagiert wird.

Die Abtei ist unstreitig ein großartiger und kulturgeschichtlich bedeutsamer Ort. Sie ist indes in erster Linie ein Kloster, dessen Autonomie es zu bewahren gilt. Ein solches hat jedwede Einnahme am Ende an seinen geistlichen Aufgaben auszurichten. Reine Gewinnerzielungsabsicht kann eine Abtei nicht beherrschen oder Selbstzweck werden. Eine strikte Trennung von kontemplativem Leben und wirtschaftlichem Betrieb ist nicht möglich.

Selbstverständlich ist notwendig, dass die wirtschaftlichen Zweckbetriebe der Abtei inkl. der St. Mauritius Tholey GmbH die finanzielle Grundlage schaffen, um ihre langfristige und finanzielle Unabhängigkeit zu garantieren, schließlich hat sie – im Vergleich zu konservierten staatlichen Sehenswürdigkeiten - keinen Gesellschafter, der jährlich erhebliche Defizite in 6-7 stelliger Größenordnung ausgleicht. Dabei muss aber die richtige Balance aus würdiger, professioneller und zurückhaltender, auch touristischer Vermarktung der besonderen Kunst einerseits und lebendigem geistlichem, kontemplativem Leben andererseits, welches gerade zusammen mit der Kunst die Besonderheit des Ortes ausmacht, gefunden werden. Das ist herausfordernd, braucht Zeit, Mut, Zuversicht, ist kein abgeschlossener Prozess, war das Interesse des Stifters und der Spender und muss im Gleichgewicht mit den vorhandenen wirtschaftlichen Ressourcen sein. Das ist weder undankbar noch provinziell, sondern liegt in der Natur der Sache.

Für die Renovierung von Abteigebäuden hat der Konvent vor Jahren staatliche Unterstützung erhalten in Höhe von ca. 350.000 € und im Gegenzug vereinbarungsgemäß Arbeitsplätze geschaffen. Die seinerzeitigen Aufwendungen waren deutlich höher. Für die Renovierung der Abteikirche selbst hat das Kloster keine staatliche Hilfe / Fördermittel „im Vertrauen auf Teilhabe der Bevölkerung und Ausstrahlung der Abtei“ erhalten. Ganz im Gegenteil: aufgewendet wurden dafür tatsächlich allein hierfür bislang über 10 Mio €. Die Mittel stammen aus freigiebigen Spenden, einer Förderung des Bistums Trier und Eigenmitteln des Konvents. Auch für den laufenden Unterhalt erhält die Abtei bislang keine staatliche Förderung. Sie erhebt keinen Eintritt und heißt jeden Besucher auch in Zukunft weltoffen willkommen.

Das Besucherzentrum / Tourist - Information wird professionell betrieben von der Gemeinde Tholey in regelmäßiger und enger Abstimmung und Kooperation mit der Abtei, die auch hier via ihrer GmbH signifikant in Gebäude und hochwertige Infrastruktur investiert hat. Hohe fünfstellige Besucherzahlen pro Jahr, die parallel zu und mit dem monastischen Leben sowie der Nutzung der Abteikirche durch die Pfarrgemeinde von den tatkräftigen Mitarbeitern der Gemeinde - zusätzlich zu den sonstigen Besuchern der Gemeinde Tholey - gemanagt werden, belegen dies.

Übergriffige und Trittbrettfahrer, offenkundig und verständlicherweise angelockt von den großartigen Kirchenfenstern, entworfen von Frau Mahbuba Maqsoodi und Herrn Gerhard Richter, dem bedeutendsten Künstler der Gegenwart, können, auch wenn sie sich selbst dazu berufen fühlen, keine Deutungshoheit hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Abtei beanspruchen, schon gar nicht, wenn sie den Beweis, dass eine Betreiber GmbH in der ursprünglich einmal konzipierten Form aber ohne Gesellschafterzuschuss, dauerhaft einen Einnahmeüberschuss erwirtschaften kann, schuldig bleiben.

Auch wenn grundsätzlich zu konventsinternen Angelegenheiten keine Stellung genommen wird, sind aus aktuellem Anlass vier Ausnahmen zu machen:

  1. Das Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, sprich der Heilige Stuhl in Rom („Rom“), hat bereits seit Mitte 2022 Untersuchungen angestellt und ist u.a. zum Ergebnis gekommen, dass darauf zu achten ist, dass selbst großzügige gewährte Unterstützung und Hilfe nicht zu einer Verletzung der Autonomie der Benediktinerabtei führen darf.
  2. Rom hat nach reiflicher Erwägung festgestellt, dass dem Pater Wendelinus Naumann keinerlei schuldhaftes Verhalten im Zusammenhang mit seiner Aufnahme in den Tholeyer Konvent vorgeworfen werden kann und seine feierliche Profess, sofern das überhaupt notwendig wäre, kirchenrechtlich saniert. Das entsprechende Dekret liegt vor und ist in das Professregister eingetragen.
  3. Abt Mauritius hat im Einvernehmen mit dem Konvent beschlossen, einen Weg der geistlichen Erneuerung des monastischen Lebens zu beschreiten. Infolgedessen wurde Pater Wendelinus Naumann zum neuen Prior ernannt.
  4. Der Konvent wächst: Im Juni wird Br. Clemens Saar sein Noviziat beenden und zeitliche Gelübde ablegen. Er ist 33 Jahre alt und stammt aus Schiffweiler. Br. Maurus Kleinbauer, 27 Jahre, aus Luxemburg wird die feierliche Profess in Tholey ablegen. Novizenmeister (Magister) ist Pater Wendelinus.“
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