"Kunden" werden immer jünger

Saarbrücken. Die Aktionsgemeinschaft Drogenberatung (AGD) bezeichnet das niedrige Eintrittsalter von Kindern und Jugendlichen beim Einstieg in eine Drogenkarriere als "besonders Besorgnis erregend". Das wurde am Mittwoch deutlich, als der Verein AGD seinen Jahresbericht 2007 vorstellte

 Immer früher kommen Kinder und Jugendliche mit Drogen, wie auf diesem Foto mit Alkohol, in Berührung, warnt die Aktionsgemeinschaft Drogenberatung in ihrem Jahresbericht. Foto: gms

Immer früher kommen Kinder und Jugendliche mit Drogen, wie auf diesem Foto mit Alkohol, in Berührung, warnt die Aktionsgemeinschaft Drogenberatung in ihrem Jahresbericht. Foto: gms

Saarbrücken. Die Aktionsgemeinschaft Drogenberatung (AGD) bezeichnet das niedrige Eintrittsalter von Kindern und Jugendlichen beim Einstieg in eine Drogenkarriere als "besonders Besorgnis erregend". Das wurde am Mittwoch deutlich, als der Verein AGD seinen Jahresbericht 2007 vorstellte. "Bei den unter 15-Jährigen haben 61,5 Prozent der Betreuungsfälle bereits Erfahrungen mit Alkohol und 45,6 Prozent mit Cannabis gemacht", sagte der Diplom-Psychologe Thomas Reuland, der fachliche Leiter in der Beratungsstelle St. Arnual. Helmut Kuntz, der Familientherapeut in der Fachstelle für Suchtprävention, unterstreicht dies: "Kein Vater, keine Mutter kann sich sicher sein, dass nicht auf einmal die Polizei vor der Tür steht, die darüber informiert, dass das Kind mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus liegt."Das so genannte Flat-Rate-Saufen sei bei vielen Jugendlichen Freizeitsport, und Kinder, die Alkohol trinken und kiffen, fände man in allen Altersgruppen - "unter Zwölf-, 13- und 14-Jährigen." Insgesamt hat die AGD im Kalenderjahr 2007 1509 Personen betreut, so Reuland. 608 Personen, darunter 541 Betroffene und 67 Angehörige, besuchten regelmäßig Beratungen, 773 Teilnehmer beschränkten sich auf ein einmaliges Beratungsgespräch. 128 Personen besuchten die wöchentlichen Akut-Sprechstunden. Die starke Männerquote von 80,1 Prozent führt er darauf zurück, dass die Beratungsstelle auch für die Justizvollzugsanstalt Lerchesflur zuständig ist. Sein Fachbereich Suchtberatung kümmert sich um die Menschen, welche die Beratungsstelle aufsuchen. Die Abteilung Vorbeugung geht dagegen auf die gefährdeten Personen zu."Wir versuchen die Jugendlichen mit dem, was sie täglich nutzen, wie Handy, PC und so weiter, dazu zu bewegen, dass sie sich mit Drogen auseinandersetzen", so Kuntz. Das ist personal- und kostenaufwendig, so dass er sich mehr Geld und Personal für seine Arbeit wünscht. Viel mehr Personal könnte auch Helga Rixecker gut gebrauchen, die mit Kollegin Sigrid Kiefer die Insassen der JVA Saarbrücken und Ottweiler betreut. Denn das zwei Frauen starke Team kann die vielen Beratungsgespräche nicht mehr alleine bewältigen.Doktor Hans Neustädter ist Vorstandsvorsitzender der Aktionsgemeinschaft. Er berichtet, die Politiker hätten erkannt, dass die JVA einen hohen Bedarf an Drogenberatung habe: "Deshalb haben wir Hoffnung, dass wir nächstes Jahr mehr Geld bekommen." Das Beratungsangebot der AGD ist übrigens für die Hilfe suchenden Drogenabhängigen kostenlos. Neustädter: "Wir haben das Angebot äußerst niedrigschwellig gehalten: Keine Kosten, keine Überweisung von einem Arzt, nichts was im Wege stehen würde."

Auf einen BlickDie Aktionsgemeinschaft Drogenberatung ist Trägerin von vier ambulanten Suchthilfe-Einrichungen im Regionalverband Saarbrücken und berät Jugendliche und junge Erwachsene mit Suchtproblemen.Zu diesem Zweck betreibt die Aktionsgemeinschaft zwei Beratungsstellen in Saarbrücken (Saargemünder Straße 76, St. Arnual), und Völklingen (Pasteurstraße, Nähe SHG-Klinik). Außerdem verfügt sie über eine Fachstelle für Suchtprävention und leistet aufsuchende Drogenberatung in den beiden saarländischen Justizvollzugsanstalten in Saarbrücken und Ottweiler. al

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