Neunkirchen. So mancher Patient wundert sich, wie schnell ihm seine Apotheke ein gerade nicht vorrätiges Medikament liefern kann. Das ist keine Hexerei, sondern logistische Präzisionsarbeit - die die Hersteller von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten allerdings kaum noch selbst leisten, sondern zunehmend versierten Dienstleistern übertragen. Ein solcher Spezialist sitzt mit der Movianto Deutschland GmbH im Neunkircher Gewerbegebiet in der Vogelsbach. Das Reizvolle für die Pharmaproduzenten: Sie haben die Distribution (Verteilung von Handelsgütern) ihrer Produkte vollkommen aus den Füßen. Und nicht nur das: Von der Lagerhaltung über das Richten der Versandpakete bis zum Transport (in Zusammenarbeit mit Paketdiensten) kümmert sich Movianto um alles. Auf Wunsch auch um die Rechnungstellung, die Buchhaltung, die Kontrolle des Zahlungsverlaufs und die Betreuung der Endkunden. Selbst das Umverpacken und Etikettieren von Rohprodukten je nach Bestimmungsland (eingeschränkte Herstellung) ist möglich. "Der Kundenzuwachs ist erfreulich", hält Movianto-Geschäftsführer Thomas Creuzberger fest, dementsprechend positiv sei die Geschäftsentwicklung. Der Umsatz hat sich seit 2006 verdoppelt.Bekannte Namen wie Hoffmann-La Roche, CSL Behring, Pfizer, Smith & Nephew - kurz gesagt: weltweit führende Pharma-Unternehmen - gehören zu den Movianto-Kunden. Auch der führende saarländische Pharmahersteller Ursapharm lässt seine Produkte seit Anfang des Jahres über das Neunkircher Unternehmen an den Mann bringen.An den Mann bringen bedeutet in diesem Fall die Belieferung von 21000 Apotheken, 6000 Arztpraxen, 800 bis 1000 Kliniken und 150 Großhandelsniederlassungen - allein in Deutschland. Diese Zahlen vervielfachen sich, wenn man berücksichtigt, dass darüber hinaus in fast alle europäischen Länder geliefert wird. Und zwar binnen 24 Stunden. "In Deutschland gibt es sechs, europaweit allenfalls zwei vergleichbare Mitbewerber, die das ansatzweise leisten können", beschreibt Manager Creuzberger den hohen Standard in Neunkirchen sowie Kist bei Würzburg, wo sich ein weiteres Lager befindet, das unter anderem weltweit den Dentalbereich versorgt. Gute Karten hat das Saarland auf Grund seiner geographischen Lage bei den strategischen Überlegungen des Unternehmens. Die schnelle Erreichbarkeit der Benelux-Länder hatte man schon im Blick, als sich Movianto-Vorgänger Sanolog vor zwölf Jahren in Saarbrücken-Güdingen ansiedelte. Als es dort zu eng wurde, blieb man im Saarland, zumal das Neunkircher Angebot passte.12000 bis 15000 Warensendungen verlassen täglich das Gelände In der Vogelsbach. Rund 300 Paletten müssen dazu bestückt werden. Auf der anderen Seite müssen 200 Paletten mit Anlieferungen der Hersteller einsortiert werden. "In Neunkirchen ist unser klassisches europäisches Zentrallager", sagt Creuzberger. Wachstumsprobleme dürfte es kaum geben, zumal die zur Verfügung stehende Fläche von 34000 Quadratmetern erst zur Hälfte genutzt wird. Die bestehenden Gebäude kann man nach Bedarf modulweise erweitern.Bereits jetzt gibt es Platz für rund 12000 Paletten im vollautomatischen Hochregallager. In Planung ist, diese Kapazität zu verdoppeln. Bereits fertig gestellt wurde in diesem Jahr eine Erweiterung des Kühllagers von 400 auf 2400 Palettenplätze. Dies ist wichtig, damit eine geschlossene Kühlkette vom Hersteller bis zum Endkunden gewährleistet ist. "Viele Logistikfirmen können das noch nicht", merkt der Geschäftsführer an. In Betrieb genommen wird in diesen Tagen auch ein so genanntes BTM-Lager, ein großes bunkerähnliches Gebäude, in dem 400 Paletten mit Betäubungsmitteln Platz haben.Die Kurve nach oben drückt sich auch in der Zahl der Mitarbeiter aus: Etwa 60 waren es im Jahr 2001, heute sind es weit mehr als doppelt so viele (Ende August: 154), darunter acht Auszubildende. Die Fluktuation sei gering, sagt Creuzberger, zumal man den Movianto-Leuten intern eine fundierte Qualifikation vermittele. Das gelte für das Lager-Fachpersonal wie auch für die Bereiche "klinische Prüfware", "Retoure" und "eingeschränkte Herstellung", wo eine Apotheker und pharmazeutisch-technische Assistentinnen die Bearbeitung vornehmen. Creuzberger schreibt den Mitarbeitern einen wesentlichen Anteil an der Aufwärtsentwicklung zu: Das motivierte und leistungsfähige Personal in unserer Region habe die Entscheidung für den Standort Neunkirchen mitbestimmt.Wie wohl fühlen Sie sich im Saarland?Creuzberger: Ich bin 2001 sehr zuvorkommend hier aufgenommen worden. Seither ist die Zusammenarbeit angenehm und vertrauensvoll. Im Wesentlichen gefällt mir die klare und offene Art im Umgang mit den Kollegen.Was fällt Ihnen spontan auf die Frage ein: Wo kann man die Neunkircher Infrastruktur noch verbessern?Creuzberger: Verkehrstechnisch sind wir als Firma sehr zufrieden. Für die Mitarbeiter wäre es schön, wenn die öffentliche Verkehrsanbindung sinnhafter würde - vielleicht nach zügiger Ansiedlung von weiterem Gewerbe in der Vogelsbach.Eine kleine Prognose oder auch Vision: Wie sehen Sie Ihr Unternehmen im Jahr 2030?Creuzberger: Bis dahin wollen wir alle Ausbaustufen ausgereizt haben und damit zusätzlich Beschäftigung schaffen. Wir sitzen in der richtigen Branche: Weil der Pharma-Bereich nach wie vor ein klassischer Wachstums-Markt ist, wächst auch der fachspezifische Logistik-Markt mit.

Auf einen BlickDie Movianto Deutschland GmbH mit ihrem größten Sitz in Neunkirchen und einem weiteren Lager in Kist bei Würzburg hieß bis März 2006 Sanalog Logistik. Mit der Umbenennung sollte die Zugehörigkeit zur europäischen Movianto-Gruppe dokumentiert werden. Movianto gehört zum nach eigenen Angaben europaweit führenden Pharmahandelsunternehmen Celesio AG. Celesio hat Großhandels- und Apothekenketten in 16 europäischen Ländern. Insgesamt beschäftigt die Movianto GmbH mit Sitz in Stuttgart 1600 Mitarbeiter in zehn EU-Ländern.Movianto-Vorgänger Sanalog hatte sich im Jahr 1996 in Saarbrücken-Güdingen angesiedelt. Nachdem es dort zu eng wurde, zog man 2001 ins Neunkircher Industriegebiet In der Vogelsbach um und profitiert so noch immer vom zentralen europäischen Standort an der Saar. gth