Kessler sieht kleinere Schulstandorte gefährdet

Saarbrücken. Der saarländische Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne/Foto: dpa) hält in den kommenden Jahren Schulschließungen wegen zurückgehender Schülerzahlen für möglich. Das geht aus der Antwort auf eine SZ-Anfrage hervor. Unmittelbar an die geplante Strukturreform mit 5

Saarbrücken. Der saarländische Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne/Foto: dpa) hält in den kommenden Jahren Schulschließungen wegen zurückgehender Schülerzahlen für möglich. Das geht aus der Antwort auf eine SZ-Anfrage hervor. Unmittelbar an die geplante Strukturreform mit 5. Grundschuljahr und der Einführung einer Gemeinschaftsschule werde sich ein Schulentwicklungsplan anschließen, sagte der Minister jetzt. "Wir müssen uns regional, standortbezogen die einzelnen Schulen ansehen", formulierte Kessler, der diesen Schritt nicht von den Ergebnissen der anstehenden Verhandlungen über die Schulreform abhängig macht. Bei der Betrachtung der weiterführenden Schulen spiele unter anderem eine Rolle, welche Standorte gefährdet seien und welche Standorte trotz zurückgehender Schülerzahlen möglichst lange gehalten werden müssten. Allerdings würden "natürlich Überlegung anzustellen sein, ob alle Standorte zu halten sind", sagte Kessler der SZ. Entscheidungen in dieser Frage würden jedoch nur gemeinsam mit den Schulträgern getroffen. Nach SZ-Informationen haben sich an zehn von 47 Erweiterten Realschulen im Land bislang weniger als 40 Schüler für die fünfte Klasse angemeldet. Vereinzelt sind es sogar weniger als 25, wie beispielsweise an der ERS Mandelbachtal (22) und der ERS Nonnweiler (22). Das saarländische Schulordnungsgesetz sieht in der Regel pro Jahrgangsstufe drei Klassen vor.Eine Absage erteilte Kessler einer Verknüpfung der aktuellen Strukturdebatte mit der Standortdiskussion: "Das würde die Sache nur verkomplizieren", so Kessler. Allerdings sieht er die Gemeinschaftsschule mit ihrer fachbezogenen Differenzierung als Chance für die kleineren Schulstandorte: Ziel einer Gemeinschaftsschule sei es, "bei zurückgehenden Schülerzahlen ein hochwertiges Bildungsangebot neben dem Gymnasium anzubieten". Die Möglichkeit über diese so genannte zweite Säule alle Bildungsabschlüsse, auch das Abitur in neun Jahren, erwerben zu können, solle den Zulauf zum Gymnasium entspannen und die übrigen Schulstandorte stärken. Der Minister hält es aufgrund der Schülerzahlen aber nicht für möglich, an jedem Standort eigene Oberstufen einzurichten. Kritik übte Kessler derweil an Einschätzungen der saarländischen SPD und des Bildungsforschers Klaus Klemm zur Gemeinschaftsschule (wir berichteten). "Klemm kennt sich im saarländischen Schulsystem nicht aus", so Kessler. Bereits heute sehe die Gesamtschulverordnung in einzelnen Fächern eine Differenzierung in Kursen vor. SPD-Fraktionsvize Ulrich Commerçon entgegnete Kessler, dass die zweite Säule sehr wohl einen integrativen Ansatz verfolge, da der Bildungsabschluss so spät wie möglich festgelegt würde. Kessler sagte zu den anstehenden Verhandlungen: "Ich würde mir wünschen, dass die SPD erkennt, dass das Thema Schulreform ungeeignet ist für machtpolitische Spielchen. Dafür ist mir das Thema zu schade und unser Angebot zu gut." Gesprächsbereit sei er allerdings beim Zeitplan. Die SPD hatte unlängst erklärt, dass ihre Gremien erst im Februar über die Schulreform entscheiden könnten. "Ich würde mir wünschen, dass die SPD erkennt, dass das Thema Schulreform für machtpolitische Spielchen ungeeignet ist."Bildungsminister Klaus Kessler

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