Kaffee-Revolution mit Blechdose und Löschpapier

Kreis Neunkirchen. TV-Held Angus McGyver, bekannt für sein Talent, aus wenigen Gegenständen die beeindruckendsten Dinge zu basteln, wäre begeistert von Melitta Bentz (Foto: Melitta) gewesen. Sie hatte lediglich eine alte Blechdose, ein Blatt Löschpapier aus einem Heft ihres Sohnes, einen Hammer und einen Nagel - und erfand den Kaffeefilter

Kreis Neunkirchen. TV-Held Angus McGyver, bekannt für sein Talent, aus wenigen Gegenständen die beeindruckendsten Dinge zu basteln, wäre begeistert von Melitta Bentz (Foto: Melitta) gewesen. Sie hatte lediglich eine alte Blechdose, ein Blatt Löschpapier aus einem Heft ihres Sohnes, einen Hammer und einen Nagel - und erfand den Kaffeefilter. Oder war zumindest die Erste, die Kaffeefilter industriell herstellte. Denn die Methode, mittels Löschpapier und einem blechernen Trichter Kaffee zuzubereiten, wird bereits in der 1784 erschienenen "Oeconomischen Encyclopädie" von Johann Georg Krünitz unter dem äußerst ausführlichen Eintrag "Kaffe" als bekannt vorausgesetzt - und als beste Art der Kaffeebereitung gepriesen. Aber offenbar hatte sich zuvor noch niemand die Mühe gemacht, diese Idee zu Geld zu machen. Anders Familie Bentz: Heute vor 100 Jahren erteilte ihr das kaiserliche Patentamt Gebrauchsmusterschutz für einen mit "Filtrierpapier arbeitenden Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern". Und nur sechs Monate später meldeten sie und ihr Mann Hugo mit 73 Pfennigen Startkapital beim Dresdner Gewerbeamt ein "kaufmännisches Agentur- und Kommissionsgeschäft" an. Zunächst produzierte Familie Bentz ihre Filtertüten (der Begriff ist bis heute gesetzlich geschützt und darf nur von Melitta verwendet werden) in der heimischen Wohnung, im Jahr 1915 zog die Firma in eine ehemalige Schlosserei um. Ab 1920 liefert das Unternehmen neben Filtertüten auch die Filter aus Porzellan und Steingut, die mancher noch aus dem Haushalt seiner Eltern oder Großeltern kennt. Die modernen Kaffeemaschinen (die ersten automatischen Kaffeebereiter gab es bereits vor 200 Jahren) breiteten sich im Gefolge des 1958 auf den Markt geworfenen "Wigomat" der Firma Wigo langsam in den deutschen Küchen aus. jam

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