Intime Kammerspiele

St. Ingbert. "Wenn alternde Männer hinter jungen Frauen herlaufen, bleiben die Katastrophen nicht aus", scherzte Martin Bettinger am Dienstagabend

St. Ingbert. "Wenn alternde Männer hinter jungen Frauen herlaufen, bleiben die Katastrophen nicht aus", scherzte Martin Bettinger am Dienstagabend. Der Rohrbacher Schriftsteller kam in der vollbesetzten Buchhandlung Friedrich - vorwiegend waren weibliche Besucher mittleren Alters erschienen - nach dem offiziellen Teil der Lesung aus seinem aktuellen Werk "Die Liebhaber meiner Frau" ein wenig mit den Besuchern ins Plaudern. Dabei wollte er am Ende auch die Neugierde auf sein 220-seitiges Werk wecken.

Weiblicher Don Juan

Schließlich kommt es gegen Schluss gar zu Ohrverletzungen, ausgeschlagenen Zähnen, und es wird sogar jemand skalpiert. Und das bei einem Roman über das Liebesleben einer geschiedenen Frau. Schließlich geht ja von Liebhabern und Frauen für gewöhnlich viel Freude aus, wie Bettinger eingangs versicherte. Doch der Reihe nach. Hauptperson des Buches ist Laura. Die allein erziehende Frau ist Mitte 30 und auf der Suche nach Liebhabern. Ein weiblicher Don Juan möchte sie gar werden. Doch da ist ihr Jugendfreund Christoph Blum, der auch ihr Mitbewohner ist. Und der nach 23 Semestern gescheiterte Jurist hat da ganz andere Pläne: Aus seiner Liebe soll seine Frau werden.

Da hat sich der Ganzjahres-Eisverkäufer ganz schön was vorgenommen. Muss er es doch gleich mit drei Typen aufnehmen, die in "sein" Revier eindringen. Schauspieler Francis etwa, über den Laura einen Artikel geschrieben hat und der in die Gefilde der Wohngemeinschaft eindringt. Oder Regisseur Leander Löwenstein, eine schmierige Type mit Sportwagen. Oder Jo, der magere Hecht. Christoph Blum, der in Ich-Form die Geschichte der an Brustkrebs leidenden Laura erzählt, würde am liebsten die drei Widersacher aus dem Weg räumen. Doch die Angebetete ist so ausgehungert nach Genuss, Leben, Männern und Sex.

Blum liest deshalb ihre E-Mails und stöbert in den Notizen der Vergötterten. Dabei passiert bei der nur was "auf der Haut" und nicht am Herzen. Drei Männer in vier Tagen, das sei an der Grenze zum "Verzweiflungsvögeln", meinte Bettinger, der versichert, dass der Roman nichts Autobiografisches habe. Obwohl: Der Wohnwagen liebende Autor ist Brillenträger und eine solche findet Christoph morgens in der Wohnung auf dem Fernseher. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Immerhin naht "Hilfe", als Lover Nr. 4 auftaucht: Simon, der Handelsvertreter. Er will gar nicht direkt mit der Schönen ins Bett. Vielmehr betätigt er sich als Handwerker und Kelleraufräumer, verwechselt Schubert mit einem Gebrauchtwagenhändler und denkt, Camus sei ein Cognac. Dafür verschwinden die drei Vorgänger und Christoph wähnt sich am Ziel. Martin Bettinger meinte am Schluss, sein Werk sei ein Kammerspiel. Den intimen Rahmen hat er bereits vorgegeben.

Weitere Termine: 3. November, 18 Uhr, Rohrbach, Archivraum der Heimatfreunde; 9. November, 19.30 Uhr, Blieskastel, Gollenstein-Buchhandlung; 18. November, 20 Uhr, Ommersheim, Kaffeehaus.

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