In den Gesprächen Ängste abbauen

St. Wendel. Dass Größe nicht gleich Qualität bedeutet, zeigt eine bundesweite Patientinnenbefragung. 2010 beteiligten sich 128 deutsche Brustzentren an der Untersuchung der Deutschen Krebsgesellschaft und der Gesellschaft für Senologie (Lehre von der weiblichen Brust)

 Chefarzt Eberhard Müller und Fachpflegerin Rita Backes nehmen sich vor einer Chemotherapie die Zeit, um mit den Patientinnen den Ablauf genau zu besprechen und offene Fragen zu klären. Foto: as

Chefarzt Eberhard Müller und Fachpflegerin Rita Backes nehmen sich vor einer Chemotherapie die Zeit, um mit den Patientinnen den Ablauf genau zu besprechen und offene Fragen zu klären. Foto: as

St. Wendel. Dass Größe nicht gleich Qualität bedeutet, zeigt eine bundesweite Patientinnenbefragung. 2010 beteiligten sich 128 deutsche Brustzentren an der Untersuchung der Deutschen Krebsgesellschaft und der Gesellschaft für Senologie (Lehre von der weiblichen Brust). Mitarbeiter der Uni Köln schrieben Patientinnen an, die 2010 zum ersten Mal an Brustkrebs erkrankt waren und operiert wurden."In dieser Befragung haben wir den vierten Platz erreicht", freut sich Dr. Eberhard Müller, der Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. Der umfangreiche Fragebogen, der insgesamt 21 Themenbereiche umfasst, wurde den Frauen nach ihrer Entlassung zu Hause zugestellt. Gefragt wurde dabei unter anderem, wie zufrieden die Frauen mit der Behandlung und der Versorgung in der Klinik waren. Das reicht von der Aufnahme, über die Ausstattung der Zimmer bis zur Qualität der Pflege und die Bereitschaft der Ärzte, für die Patientinnen und ihre Angehörigen zum Gespräch zur Verfügung zu stehen.

85 Prozent der Frauen beantworteten die über 200 Fragen und schickten den Fragebogen zurück. "Die Auswertung zeigte, dass unser Haus besonders im Bereich Pflege gepunktet hat", berichtet Ruth Schwan, Stationsleiterin der Gynäkologie. Hier stehe das Haus bundesweit sogar auf dem zweiten Platz. Schwan und Müller sehen dadurch ihr Pflegekonzept bestätigt. "Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, ganz besonders auf die Bedürfnisse und die besondere Situation von Patientinnen mit Brustkrebs und ihre Angehörigen einzugehen", sagt Schwan. Das Pflegeteam kümmere sich intensiv um die Patientinnen und lege dabei großen Wert auf alles, was ihnen guttue.

Zudem erhielten die Frauen eine Art Fahrplan, in dem notiert ist, was sie im Zusammenhang mit ihrer Behandlung wissen müssen. Schwan: "So können sie nachlesen, wann sie ihre Tabletten nehmen müssen, wann und wo die Chemotherapie stattfindet oder wann sie ein Blutbild machen lassen müssen."

Großen Wert lege die Klinik darauf, die Frauen in Gesprächen auch psychisch auf eine Chemotherapie vorzubereiten. Zudem werden spezielle Kosmetikseminare und Informationen über Perücken angeboten. Ganz besonders wichtig sei den Ärzten und Pflegekräften das Gespräch mit den Patientinnen und den Angehörigen. "Unklarheit und Unsicherheiten machen Angst", sagt Chefarzt Müller. "Wir nehmen uns Zeit zum Gespräch, denn wir verstehen, wenn die Betroffenen und ihre Angehörigen unsicher sind und Fragen haben", sagt Müller. Die Patientinnen hätten immer die gleichen Ansprechpartner, auch wenn sie zur Nachsorge in die Klinik kommen. So könne sich ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patientin aufbauen. So hätten 98 Prozent der St. Wendeler Patientinnen in der Befragung angegeben, dass sie vollstes Vertrauen zu ihren behandelnden Ärzten im Marienkrankenhaus haben und sich bei den Ärzten des Brustzentrums in guten Händen fühlen."

Hintergrund

Diese wissenschaftlichen Befragungen von Brustkrebspatientinnen sind in Nordrhein-Westfalen seit 2006 für alle Brustzentren vorgeschrieben. Die aus anderen Bundesländern haben sich freiwillig dem Urteil der Frauen gestellt. Darüber, welche Brustzentren im Saarland außer dem Marienkrankenhaus St. Wendel sich 2010 beteiligt und wie sie abgeschnitten haben, war weder von der Deutschen Krebsgesellschaft, noch von der Uni Köln zu erfahren. Bestätigt wurde, dass keine saarländische Einrichtung besser abgeschnitten habe als das Marienkrankenhaus. ddt

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