Im Beckerturm Kunst hautnah erleben

St. Ingbert. Die Initiatoren von "Kunst am Turm" waren am Sonntag sichtlich zufrieden mit der Resonanz bei der fünften Auflage ihrer Veranstaltung. "Die Leute werden immer aufmerksamer, es gibt schon eine richtige kleine Fangemeinde", freute sich Astrid Woll-Herrmann, die von Anfang an dabei ist

 Die Sambagruppe der Erweiterten Realschule Rohrbach führt Kunst-Interessenten durch den Beckerturm. Foto: Cornelia Jung

Die Sambagruppe der Erweiterten Realschule Rohrbach führt Kunst-Interessenten durch den Beckerturm. Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Die Initiatoren von "Kunst am Turm" waren am Sonntag sichtlich zufrieden mit der Resonanz bei der fünften Auflage ihrer Veranstaltung. "Die Leute werden immer aufmerksamer, es gibt schon eine richtige kleine Fangemeinde", freute sich Astrid Woll-Herrmann, die von Anfang an dabei ist. "Sie setzen sich mit der Kunst auseinander und bleiben vor den Bildern stehen. Das geht über das übliche Galerieverhalten hinaus, wobei die Atmosphäre des Beckerturms auch zum Verweilen einlädt", so die Künstlerin. Seit 2002 ist sie schon auf dem Gelände der ehemaligen Becker-Brauerei "zuhause" und hatte irgendwann die Idee einer gemeinsamen Ausstellung mit den anderen Künstlerkollegen des Innovationsparks "Am Beckerturm".Waren es zu Beginn also alte Bekannte, die sich mit ihren Werken einbrachten, ist das Spektrum durch Gäste breiter geworden. So werden im Turm noch bis zum kommenden Wochenende Metallskulpturen, restaurierte Möbel, Schmuck, Fotografien, Lyrik, Klang und natürlich Malerei präsentiert. Auch Vanessa Hambach ist mit ihren Malereien vertreten und zeigte sich "überrascht von soviel Resonanz". Denn schon am Abend des Eröffnungstages waren insgesamt rund 500 Interessierte gekommen, um neben den Kunstwerken und den musikalisch untermalten Texten auch das "kulturelle Kino" der Kinowerkstatt St. Ingbert "100 Jahre Beckerbrauerei" Open-Air zu erleben. Karlheinz Schindlers Fotografien hängen im Aufgang des Beckerturms und die Motive zeigen seine Vorliebe für die Eisenbahn oder auch die Bretagne. Ihm fällt besonders auf, "dass die St. Ingberter sehr kunsthungrig" sind und "dass die Leute auch mal fragen" und sich so angeregte Gespräche entwickeln.

Überall im Turm gibt es etwas zu bestaunen, in den größeren Räumen sowieso aber auch in den kleinen Nischen, wo schon mal eine brennende Kerze das Kunstwerk zu etwas Besonderem macht. Und obwohl in einem Raum ein Schild auf den unebenen Boden hinweist, "gibt es hier keine Schwellenängste", wie Woll-Herrmann erzählt, "hier kann man die Kunst an sich ranlassen". Und so haben die Aussteller auch etwas von dieser Veranstaltung, denn "wir werden als Künstler selbstbewusster mit dem, was wir machen", sind sich die Malerinnen einig. Karsten Kunde ist das erste Mal mit seinen Bildern dabei und wurde von seiner "Lehrerin" Ingrid Ullrich-Schäfer, die in Saarbrücken ein Atelier hat, eingeladen. "Ich habe mir deshalb schon im vergangenen Jahr die Ausstellung angeguckt und fand die Räume toll." Seine "tierischen" Objekte als Bilder zu bezeichnen, wäre schlichtweg untertrieben. Den Besuchern zaubern seine Objekte ein Schmunzeln ins Gesicht, wenn aus einfachen Pinselstrichen ergänzt durch Alltagsgegenstände ein Unikat wird.

Kunst der anderen Art machte die Sambagruppe der ERS Rohrbach mit ihren mitreißenden Rhythmen. Sie begleitete am Sonntagmorgen die Besucher durch die einzelnen Ausstellungsräume, was noch mal eine ganz eigene Atmosphäre schuf. Ebenso wie die Turmführungen von Norbert Dettweiler "Lebendige Brauereikultur", bei der die ehemalige Angestellte der Becker-Brauerei, Susanne Wallacher aus Elversberg, die früher als Buchhalterin das "Hoheitsgebiet" Sudhaus nie von innen sah, schon mal sentimental wurde. Es ist eben vorbei mit der Brauereikultur in St. Ingbert, was ein Besucher auf den Punkt brachte: "Eine Brauereiführung ohne Bier ist schon komisch." Aber das Sudhaus lebt dennoch weiter - als Gastgeber für die Kunst.

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