St. Ingbert hält die Bergbautradition hoch

St Ingbert · Zuerst haben St. Ingberter am 4. Dezember anlässlich des Barbaratages eine Heilige Messe in der Engelbertskirche gefeiert. Dann ging es zum Feuerwehrgerätehaus zur Barbarafeier. Mit dabei war die Bergkapelle, die an diesem Tag ihren 177. Geburtstag feierte.

 Nach der Messe zu Ehren der Heiligen Barbara in der Alten Kirche zogen die Vereine unter musikalischer Begleitung der Bergkapelle zur Feuerwehr, wo die Barbarafeier stattfand. Foto: Cornelia Jung

Nach der Messe zu Ehren der Heiligen Barbara in der Alten Kirche zogen die Vereine unter musikalischer Begleitung der Bergkapelle zur Feuerwehr, wo die Barbarafeier stattfand. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert ist vom Bergbau geprägt, auch wenn die Grube 1959 schloss und der Rischbachstollen nur noch Besucherbergwerk ist. Trotzdem werden die Bergbautraditionen hochgehalten. Die Glocken der Engelbertskirche spielen das "Steigerlied", im Stollen wird die Mettenschicht gefeiert, die Bergkapelle und Knappenvereine sind fester Bestandteil des St. Ingberter Vereinslebens. Und hin und wieder wird als Gruß ein "Glück auf" statt einem "Guten Tag" gewünscht. Und auch der Barbaratag am 4. Dezember, der der Schutzheiligen der Bergleute, aber auch der Bauarbeiter und der Feuerwehr gewidmet ist, ist in der Mittelstadt ein Festtag. Deshalb kamen am Sonntag viele Besucher in die Heilige Messe in der Engelbertskirche, die an Barbara von Nikomedien, die im 3. Jahrhundert lebte, erinnerte. Sie zählt zu den vierzehn Nothelfern und ihr Verhalten im Angesicht von Verfolgung und Tod gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben. Pfarrer Andreas Sturm erinnerte daran, dass auch Schnappach, das früher noch St. Ingbert-Grube hieß, zur Pfarrei Heiliger Ingobertus gehört und er dort seine ganz eigene Erfahrung mit dem Hochhalten der Bergbautraditionen machte. Dort habe man immer nach dem Gottesdienst folgendes Gebet gesprochen: "Sankt Barbara, bei Tag und Nacht, fahr' mit dem Vater in den Schacht! Steh Du ihm bei in jeder Not, bewahr' ihn vor dem jähen Tod!" Da Sturm angesichts des niederliegenden Steinkohlebergbaus nicht davon ausgegangen sei, dass es noch solch eines Schutzgebetes bedarf, habe er es weggelassen und es als etwas "Nettes, Folkloristisches abgetan, was man machen kann, aber nicht muss". Um so verwunderter sei er gewesen, als ein Gemeindemitglied auf ihn zugekommen sei, um sich dieses früher selbstverständliche Schlusswort einzufordern mit dem Hinweis, dass es noch viele Bergleute gebe und ein Gebet nie schaden kann. Nun ist es dort wieder Bestandteil des Gottesdienstes. Solch ein Gebet sei mehr als leere Worte, sondern sei Ausdruck dessen, dass es auch heute noch Menschen, wie bei der Feuerwehr oder den Rettungsdiensten gebe, die bereit sind, füreinander einzustehen. Man könne das Gebet aber auch für die vielen Bergleute weltweit sprechen, die zum Teil unter schlimmen Bedingungen arbeiten müssten. Dies zeige die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz, denn auch heute gebe es Ängste, bei denen es manchmal helfe, einfach für jemanden da zu sein oder ihm "ein Ohr zu leihen", so Pfarrer Sturm. Die heilige Barbara sei so ein Ohr, damals und heute. "Ich finde es großartig, dass wir das Andenken an die heilige Barbara hochhalten", sagte Pfarrer Sturm in der Alten Kirche, "und es ist ein schönes Zeichen, dass die Grubenleuchten brennen." Die Heilige könne Mut machen. Nach der Messe, formierten sich Knappenvereine, die Kameraden der Feuerwehr, der Schützenverein und die Gottesdienstbesucher, um mit Fackeln und unter den Klängen der Bergkapelle, die an diesem Tag ihren 177. Geburtstag feierte, zum Feuerwehrgerätehaus zu laufen, um dort den Tag bei der Barbarafeier ausklingen zu lassen.

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