Ein Brückenschlag der Nachbarpfarreien

Bliestal · Seit 1980 wird an Maria Himmelfahrt ein deutsch-französisches Freundschaftsfest an der Josefskapelle im lothringischen Ormersviller gefeiert, bei dem es zu grenzüberschreitenden Begegnungen kommt.

 Gut besucht war wieder der Gottesdienst an der Josefskapelle in Ormersviller, im Hintergrund die Josefssäule. Foto: Wolfgang Degott

Gut besucht war wieder der Gottesdienst an der Josefskapelle in Ormersviller, im Hintergrund die Josefssäule. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

"Das Fest zeigt, dass die Volksfrömmigkeit in der Region immer noch lebendig ist", stellte der Reinheimer Hermann Lembert fest. Auch böten die Stunden wunderbare Begegnungen saarländischer und lothringischer Menschen. Er ist wie viele andere Stammgast des seit 1980 an Maria Himmelfahrt gefeierten deutsch-französischen Freundschaftsfestes an der Josefskapelle über den Dächern des lothringischen Ormersviller. Herzstück der Feierlichkeiten ist der Gottesdienst mit anschließender Kräuterweihe. Bis auf den letzten Platz waren die Bänke besetzt, als Pfarrer Stephane Pontello aus Volmunster die Gäste begrüßte. Mit in die Liturgie integriert war erstmals Gersheims Kaplan Martin Seither. Er bezeichnete die Zusammenkunft als friedliche Feier in "unserer so friedlosen Welt". Er freute sich, dass diese Friedensbegegnung gleichzeitig auch einen Brückenschlag der Nachbarpfarreien dies- und jenseits der Grenze darstellte. Gemeinsam feierte er mit den Zelebranten, dem Kamillianer-Pater Arsène Michels und Diakon Bernard Dillschneider. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst unter freiem Himmel vom katholischen Kirchenchor, dem Chorale Saint Pierre von Ormersviller unter der Leitung von Jean-Marie Lambour, der die "Engelsmesse" sang. Gersheims früherer Bürgermeister Siegfried Wack verbindet mit dem Fest insbesondere die beiden "Pioniere" Roger Sprunck, ehemals Bürgermeister Ormersvillers, und Dieter Schmidt, Brenschelbachs früherer Ortsvorsteher. Er erinnert sich insbesondere an eine Begegnung: "Es war, als das Kreuz aus Granatsplittern, das der ehemalige deutsche Soldat Hermann Wesely aus Bensheim gefertigt hatte, 1991 in der Kapelle geweiht wurde." Auch sein Nachfolger Lothar Kruft ist immer bei den Besuchern. Zusammen mit Frau Alice war er zum Gottesdienst gekommen. "Ich freue mich immer wieder darauf, viele französische Kameraden hier zu treffen."

Das Innere der Kapelle beherbergt neben einigen Statuen auch ein Werk des Brenschelbachers Jürgen Beuster. Aus Ton hatte er eine Plastik hergestellt, die Maria zeigt, die in ihren Händen die Kirchen von Ormersviller und Brenschelbach trägt. Sie erinnert auch an die beiden militärischen Einheiten, das 32. Französische und das 127. deutsche Infanterieregiment, die sich am 10. September 1939 gegenüber standen. Bis 2009 trafen sich die Soldaten immer mal wieder an der Kapelle. Im Gedenken an sie wurde bei der letzten Begegnung eine Erinnerungstafel aufgestellt und dazu im Schatten der Kapelle auch ein Aogiri-Baum gepflanzt. Diese Baumart hat den Atombombenabwurf von Hiroshima am 6. August 1945 überlebt.

Der Ormersviller Jean-Claude Houver wusste am Rande des Festes zu berichten, dass damals Kapitän Vignaud als erster französischer Soldat gefallen sei. Er hatte im Ersten Weltkrieg drei Jahre lang "die Hölle von Verdun" überlebt. Unter der Leitung von Präsident Gilbert Zahm sorgten viele Helfer des Kapellenvereins der "Amis de la Chapelle Saint Joseph" für das leibliche Wohl. Gefeiert wurde bis zum Abend.

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