Quilten „bis die Nähmaschinen glühen“

Homburg · Pia Welsch lud zum siebten Mal zu ihrem Quilt-Event nach Homburg ein. 40 Frauen nahmen teil.

 Pia Welsch (rechts) erklärt Elke Grimme, wie man den Stoff zuschneidet. Foto: Cordula von Waldow

Pia Welsch (rechts) erklärt Elke Grimme, wie man den Stoff zuschneidet. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

(cvw) Nähmaschinen rattern, Stoffe werden gerissen, zerschnitten, Streifen an Wandtafeln mit vorbereiteten Quadraten geheftet. Trotz der konzentrierten Arbeit fliegen Scherzworte. Bereits zum siebten Mal lud die Homburger Künstlerin Pia Welsch zu einem Quilt-Event in die Jugendherberge ein.

Vier Tage lernten, designten und nähten 40 Frauen aus ganz Deutschland, sogar aus Belgien, Luxemburg und der Schweiz, gemeinsam. Neben Stammgästen waren auch Neue dabei. "Bis die Nähmaschinen glühen", beschreibt Pia Welsch lachend. Zunächst allerdings rauchen die Köpfe, denn die Damen meist mittleren Alters nehmen an dem Workshop teil, um zu lernen.

Aufgeteilt in verschiedene Klassen mit vier Lehrerinnen, bekommen sie verschiedene Design-Formen vorgestellt. "Heute Abend hat jede Teilnehmerin vier Arten an Probeläppchen gestaltet", erklärt die Organisatorin. Danach wähle jede eine Form aus, nach der sie dann bis Sonntagmittag eine Kuscheldecke quiltet. Was im Workshop nicht fertig wird, vollenden die zumeist Hobby-Künstlerinnen dann zu Hause, um es demnächst bei der Messe "Nadel und Faden" im niedersächsischen Osnabrück gemeinsam auszustellen. Quilten verbindet. Dafür nehmen die Damen gerne eine weite Anreise in Kauf, wie etwa Elke Grimme. Sie ist vom Wendland aus Nordost-Niedersachsen mit dem Zug sieben Stunden lang angereist und zum ersten Mal dabei. "Bei uns gibt es ja nichts Derartiges", betont sie. Die fröhliche Gemeinschaft beeindruckt sie dabei ebenso wie die Möglichkeit, Neues zu lernen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. "Quilterinnen sind, wie ihre Arbeiten, perfekte Netzwerker und höchst soziale Wesen, sie teilen Stoffe, Zeit, Freude, Lob, Erfahrung, einfach Lebensqualität", schwärmt Birgit Irion, die an der Nebentafel ihre Stoffstreifen befestigt. Die 59-Jährige stammt aus der Patchworkstadt Bergisch-Gladbach und betreibt dort eine eigene Werkstatt mit Quiltkursen für Kinder. "Quilten ist eine offene Kreativität, ein Weg der Selbsterfahrung, die mitunter fast therapeutisch wirkt", erklärt sie. Quilten sei zudem produktive Kreativität mit greifbaren Ergebnissen, die nicht nur nützlich sind, wie Decken, Kissen, Gebrauchsgegenständen wie Taschen oder Hüllen, sondern auch bildschön.

Damit das gelingt, verdeutlicht Pia Welsch ihren Damen das Zusammenspiel der Farben und Möglichkeiten, Akzente zu setzen: Mit kunterbunt gemusterten Stoffstücken, die sie einzeln verteilt oder als zusammengefügte Cluster zu passenden Unitönen kombinieren. "Ihr werdet staunen, wie wenige Musterteile ihr als Eye-Catcher benötigt", prophezeit sie.

Mit "log cabin" lehrt sie die Urform des Quiltens, die mit der Mayflower aus England kommend, die USA eroberte: In Erinnerung an ein Blockhaus ein Quadrat als "Feuerstelle", um das herum nach einer bestimmten Anordnung viereckige Stoffstücke platziert werden, Ober- und Untergrund fein ausbalanciert. Die Musterseite wird mit feinen Stichen auf eine Füllung und einen Unterstoff als Rückseite gequiltet. "Es ist eine sehr freie, künstlerische Gestaltung, ganz etwas anderes, als das Schneidern von Garderobe in ihren Passformen", weiß die Homburgerin. Das mache für viele den besonderen Reiz aus.

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