Unentdeckte Heimat

Saarbrücken · Der neue Guide „Wo die Heimat wohnt“ nimmt die großen Museen des Saarlandes wie die Heimatstuben in den Blick. Am Montag wird der Band in der Saarbrücker Union Stiftung vorgestellt.

Schon die schiere Menge lässt staunen: Wollte man jede Woche eines der im neuen Museumsführer "Wo die Heimat wohnt" vorgestellten Häuser ansteuern, man wäre eindreiviertel Jahr lang unterwegs, ohne zwei Mal dieselbe Ausstellung zu besuchen. Das Saarland zählt demnach deutlich mehr Museen (84) als Kommunen (52); und davon hat das kleine Land ja bereits reichlich. Selbst engagierte Kulturtouristen dürften also im Band von Dieter Gräbner und Stefan Weszkalnys noch Neues entdecken. Das Sepulkralmuseum in Dudweiler (mit Exponaten zur Bestattungskultur unserer Heimat ) vielleicht? Oder das kleine, feine Lurçat-Museum in Eppelborn, das dem großen Keramiker und Tapisserie-Künstler Jean Lurçat aus den Vogesen gewidmet ist.

Der Band strebt, und das unterscheidet ihn wesentlich von anderen Kunst- und Reiseführern für das Saarland, nach Vollständigkeit. Und da der Saarländische Museumsverband mit seinem Präsidenten Weszkalnys daran engagiert mitgetan hat, sollte eigentlich auch nichts Wesentliches fehlen. So wird nun, ob bloß sporadisch geöffneter Heimattreff oder Weltkulturerbe, ob Technik, Kunst, Brauchtum oder Kriegsbunkermuseum, alles auf den 225 Seiten aufgeführt. Klar nach Landkreisen sortiert und durchweg mit ansprechenden Aufnahmen bebildert. Das Saarland ist offenbar ein reiches, ein enorm vielfältiges Museumsland.

Übersichtliche Gestaltung

Jede Einrichtung wird mit knappem Text und den Kern-Informationen in Kürze präsentiert. So bekommt man rasch einen Überblick. Auch dank der zeitgemäßen Aufmachung, gleichwohl der piefige Titel "Wo die Heimat wohnt" eher an einen Bergschnulzenfilm mit Hansi Hinterseer erinnert.

Das Buch geht auf eine Serie des Journalisten Dieter Gräbner in der Saarbrücker Zeitung zurück. Wofür Gräbner Kärrnerarbeit leistete, monatelang im Land unterwegs war. Und dabei auch in der kleinsten Heimatstube Beschreibenswertes aufspürte. Beinahe wie der Dichter Johannes Kühn , der sich von seinem Hasborner Winkel aus die Welt erschließt.

Die Gleichbehandlung der Ausstellungsorte führt freilich auch zu problematischer Gleichmacherei. Häuser mit riesigen Sammlungsbeständen - teilweise von internationalem Rang (Saarland Museum) bekommen kaum mehr Raum als Zwei-Zimmer-Museen. Die Einrichtungen nach Bedeutung zu gewichten, haben Gräbner und Weszkalnys weitgehend unterlassen. Zumal auch die Texte eine wirkliche Einordnung scheuen; was man von einem Museumsführer wohl erwarten darf. Trotz dieser Einschränkungen aber dürfte der Band für die wahrhaft Neugierigen hierzulande schnell unentbehrlich werden. Es gilt das Unbekannte auch im hintersten Winkel zu finden und damit ein Stück Heimat zu entdecken.

"Wo die Heimat wohnt - Museen im Saarland": Dieter Gräbner und Stefan Weszkalnys, Conte, 230 Seiten, 16,90 Euro.

Buchvorstellung: 6. Juli, 18.30 Uhr, Haus der Union Stiftung , Steinstraße 10, Saarbrücken .

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