Erfahrung in die Welt tragen

St. Wendel. Sich nach dem Arbeitsleben nicht auf das Altenteil zurückziehen, sondern die gesammelten Berufserfahrungen dorthin tragen, wo sie gebraucht werden. Das ist der Gedanke hinter dem Senior Experten Service (SES) der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit

St. Wendel. Sich nach dem Arbeitsleben nicht auf das Altenteil zurückziehen, sondern die gesammelten Berufserfahrungen dorthin tragen, wo sie gebraucht werden. Das ist der Gedanke hinter dem Senior Experten Service (SES) der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit. Seit der Gründung der SES 1983 schickte die Organisation hilfsbereite Senioren-Experten in über 160 Länder. Zur Regionalkonferenz trafen sich über 50 SES-Senioren und jene, die es vielleicht werden wollen, in den Räumen des St. Wendeler Globus-Marktes."Über 10 000 ehrenamtliche Experten sind bei uns gemeldet. Davon 14 Prozent Frauen", erklärt SES-Pressereferentin Julia Hau. Ihre Organisation werde auf Nachfrage tätig: Wenn ein Unternehmen aus einem Schwellen- oder Entwicklungsland einen Experten brauche, um etwa die Produktivität zu verbessern, schaue der SES in seiner Liste, wer am Besten dafür geeignet sei. Jedoch betreue die Organisation auch Projekte in Deutschland. Auch Hilfsorganisationen gehören zu den Auftraggebern. Hau: "Wir übernehmen die Unterkunft, das Essen und geben ein kleines Taschengeld." Ansonsten seien die Experten ehrenamtlich unterwegs.

Wie Horst Philippi aus Ottweiler. Der gelernte Schreiner ist seit acht Jahren bei dem SES. "Ich finde Bestätigung, meine Arbeit baut mich auf und ist eine richtige Frischzellenkur", erzählt der 74-Jährige. Etwa in Myanmar. Dort bildete der Saarländer in einer Schule über 40 junge Schreiner aus. Hilfe zur Selbsthilfe - das sei Motto des SES, und das habe er versucht, in dem südostasiatischen Land umzusetzen. Dabei sei die Sprachbarriere nicht wichtig. Philippi: "Ich spreche etwas Englisch. Doch das Meiste zeige ich einfach, und die Schüler machen es mir nach." Noch heute habe er Kontakt zu der Schule, noch heute erhalte er Fragen, wann er wiederkomme. "Die Menschen sind unglaublich nett und dankbar. Ich hoffe, ich kehre bald wieder dorthin zurück", sagt der Rentner begeistert.

Doch auch in Sibirien sei er schon unterwegs gewesen, habe dort einer Möbelfirma geholfen, ein neues Design zu entwickeln. Denn Hau habe nach seiner Pensionierung - er war in der Saarbrücker Jugendvollzugsanstalt beschäftigt - Kunst studiert.

"Ich habe nur dieses eine Leben und es wäre schade, wenn mein Wissen mit mir verschwinden würde", begründet Jeanette Terpestra aus Kaiserslautern ihren Einsatz. Sie war Krankenschwester, Altenpflegerin und ist Kinästhetik-Expertin, einer Therapieform, die die Bewegungsmöglichkeiten von Patienten fördere. Beim SES sei sie seit drei Jahren und war bereits in Moldawien und Rumänien im Einsatz. "Die Bedingungen dort sind nicht mit unseren vergleichbar. Manchmal muss man bei den Basics wie Hygiene oder Anatomie beginnen", sagt die 59-Jährige. Vor Ort bringe sie Krankenhaus- und Fachpersonal den richtigen Umgang mit bettlägerigen Patienten bei. Auch bei ihr gelte: Die Sprache ist nicht wichtig, sondern das Zeigen und Nachmachen.

79 Senior-Experten sind Saarländer. Eine Zahl, die nach Hau noch gerne ansteigen dürfe: "Wir suchen immer Freiwillige, insbesondere Experten aus den Bereichen Gastronomie, Fachärzte und Handwerker." Diese sollen dann ihre Erfahrung dort weitergeben, wo sie gebraucht wird.

Kontakt: SES-Büro Mainz, Hattenbergstraße 10, 55122 Mainz, Telefon (0 61 31) 66 32 64.

ses-buero-mainz.de

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