Senior-Experten sind in aller Welt im Einsatz

Merzig. In der riesigen Moschee im tiefsten Iran ist es ganz still. Andächtig knien die Gläubigen nieder und lauschen dem Mullah. Nur ein einziger Europäer ist unter den Muslimen. "Da durfte ich mich auf keinen Fall als Europäer zu erkennen geben", erinnert sich Johannes Madert. Für ihn war dieser Trip eines von vielen unvergesslichen Erlebnissen

Merzig. In der riesigen Moschee im tiefsten Iran ist es ganz still. Andächtig knien die Gläubigen nieder und lauschen dem Mullah. Nur ein einziger Europäer ist unter den Muslimen. "Da durfte ich mich auf keinen Fall als Europäer zu erkennen geben", erinnert sich Johannes Madert. Für ihn war dieser Trip eines von vielen unvergesslichen Erlebnissen. Der Merziger ist einer von rund 7700 Deutschen, die sich im Senior Experten Service (SES) engagieren. Der SES ist die Stiftung der deutschen Wirtschaft, die Entwicklungshilfe leistet. Gesponsert wird er vom Entwicklungshilfeministerium. Die Senior-Experten sind ehemalige Führungskräfte und kommen aus verschiedensten Berufen wie Ärzte, Ingenieure, Schreiner, Bierbrauer. Ihnen ist gemeinsam, dass sie mittlerweile im verdienten Ruhestand sind. Und sich jetzt im SES engagieren. In der Praxis beraten die Senior-Experten mit ihrem Know-how Behörden, Einrichtungen und Firmen in verschiedenen Ländern. Und das ehrenamtlich sowie unentgeltlich, lediglich ein Taschengeld erhalten die Experten.Johannes Madert, der früher bei V&B arbeitete, ist mit bisher 19 Auslandsaufenthalten dabei der Rekordhalter der saarländischen SES-Mitglieder. Meist dauern die Reisen einen Monat. China, Russland, Elfenbeinküste, Ruanda, Marrokko, Nigeria, Tunesien, Algerien: Der Merziger ist schon viel herumkommen. Und überall lautete die Mission des Diplom-Ingenieurs für Keramik, Firmen zu coachen, zu unterstützen, was sie besser machen können. Die Produktivität und auch die Qualität zu steigern. "Dabei steht immer im Vordergrund: Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Erich-Heinz Bendig. Er ist der SES-Regionalbeauftragte für das Saarland, Trier und Ludwigshafen.Ein- oder zweimal pro Jahr treffen sich die Senior-Experten zum Meinungsaustausch. Diesmal trafen sich 19 der 64 saarländischen Mitglieder am Dienstag in der Merziger Fellenbergmühle. Dort sprechen sie dann über ihre Erfahrungen, knüpfen Kontakte und geben sich Tipps. Johannes Madert zum Beispiel ist ein ausgemachter Afrika-Experte. Da er fließend französisch spricht, führte ihn sein Weg schon häufig als Experte auf den Schwarzen Kontinent. "Dort sollte man nie Dinge essen, die mit Wasser in Kontakt waren wie Salat. Für das Wasser hatte ich immer Desinfektionstabletten dabei", berichtet Madert. Er suchte schon im Busch nach Ton, sah die erschreckenden Beinhäuser mit tausenden von Knochen Ermordeter, zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda. Der Merziger könnte wohl stundenlang Anekdoten erzählen. Von den Selbstgeißelungen der Muslime im Iran zu Ehren des Propheten Hussein. Oder als er in einer anderen Moschee zu Gast war. "Der Mullah hat sich extra an mich gewandt und es als Ehre bezeichnet, dass ich als Christ ihrem Glauben diese Ehre erweise", sagt Madert und schwärmt: "Bei allem Wissen, vor Ort muss man bei Null anfangen, sehr flexibel sein. Das ist eine fantastische Aufgabe."Die Experten hinterlassen schriftliche Tipps. "Und so ist es normal, dass sie mit ihren Gastgebern noch lange Kontakt haben", erzählt Erich-Heinz Bendig. Er war im November in Bulgarien und half dort einem Rohrwerk in der Stadt Yambol, 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. "Die Leute haben sich rührend um mich gekümmert. Die waren sehr lieb", sagt Bendig und erinnert sich an die dort gänzlich anderen Lebensbedingungen: "Man konnte morgens nicht gleich in den Betrieb, weil erst große Schaf- und Ziegenherden die Straßen blockierten. Die Bulgaren kamen da mit dem Pferdefuhrwerk an. Aber Handys hatten sie alle."Kontakt zu den Senior-Experten über den Regionalbeauftragten Erich-Heinz Bendig, Tel. (06848) 71 92 48 oder (0162) 271 47 73, sowie im Internet: www.ses-bonn.de "Vor Ort muss man bei Null anfangen, sehr flexibel sein."Johannes Madert vomSenior-Experten-Service

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