Ruheständler Roland Boettcher im Auslandseinsatz

St. Ingbert. Mit dem Ruhestand fing die Arbeit für Roland Boettcher nochmals richtig an. Sein letzter Arbeitstag als Leiter des Oberbergamts für das Saarland und Rheinland-Pfalz stand noch bevor, da hatte er schon eine Anfrage für den ersten Einsatz als Senior Experte. Sein Ziel hieß Vietnam

St. Ingbert. Mit dem Ruhestand fing die Arbeit für Roland Boettcher nochmals richtig an. Sein letzter Arbeitstag als Leiter des Oberbergamts für das Saarland und Rheinland-Pfalz stand noch bevor, da hatte er schon eine Anfrage für den ersten Einsatz als Senior Experte. Sein Ziel hieß Vietnam. Gefragt war er als Berater "für den Aufbau einer zentralen Bergbau-Behörde", berichtet der 67-Jährige. Das war vor drei Jahren. Bald soll es wieder in den Fernen Osten gehen - nach China. Der Berghauptmann a.D. aus St. Ingbert-Rohrbach ist einer von rund 7500 Einsatzkräften des Senior Experten Service (SES), einer gemeinnützigen Gesellschaft, die von den großen deutschen Wirtschaftsverbänden ins Leben gerufen wurde. Die Organisation vermittelt ältere Fachleute, die ihr aktives Berufsleben beendet haben und ihre Kenntnisse gerne ehrenamtlich weitergeben möchten, als Helfer und Wirtschaftsförderer in alle Welt, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländer Asiens, Afrikas und Lateinamerikas sowie nach Mittel- und Osteuropa. Im vorigen Jahr betreute der SES rund 1600 Projekte in 93 Ländern. "Die Aufnahme in Vietnam war ausgesprochen freundlich", erzählt Boettcher von seiner sechswöchigen Unterstützungsaktion. So interessiert man dort aber auch an seinen Vorschlägen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit sowie des Gesundheits- und Umweltschutzes im Bergbau war, stieß er bald auf allerlei bürokratische Hürden. "Wir haben sozialistische Verhältnisse, so einfach ist das nicht", berichtet der Bergbau-Experte von typischen Reaktionen. Das Projekt läuft immer noch, betreut vom derzeitigen Chef der sächsischen Bergbaubehörde. Damit ist die Nachhaltigkeit gesichert, was der SES bei allen Einsätzen wichtig ist Gefragte HandwerkerBoettcher ist als Verwaltungsmann eigentlich ein untypischer Experte. Meistens ist technisches Können gefordert. "Handwerker sind stark gefragt", sagt SES-Sprecherin Julia Haun. Zum Beispiel Bierbrauer, Fleischer oder Sägewerker. Leider fehlten vielen deutschen Interessenten die nötigen Sprachkenntnisse. Vorwiegend kleine und mittlere Unternehmen, daneben auch öffentliche Einrichtungen aus dem Ausland wenden sich an den SES und bitten um Unterstützung. Zum Beispiel für den Bau eines Krankenhauses in Somalia oder für eine Töpferei in Botswana, deren Waren zu schlechte Qualität haben. Roland Boettcher steht ein schwieriger Einsatz in China nahe der Grenze zur Mongolei bevor. Er soll helfen, die Grubensicherheit in einem Kohlebergwerk zu verbessern, in dem vergangenes Jahr bei einer Explosion mehr als 60 Menschen umgekommen sind. Da aber die chinesischen Verantwortlichen ungern Fehler zugeben, befürchtet Boettcher Widerstände. Es sei nicht mal sicher, "dass ich vor Ort in die Grube einfahren darf".

HintergrundDer Senior-Experten Service (SES) hat seit seiner Gründung vor 25 Jahren nach eigenen Angaben ehrenamtlich fast 19000 Einsätze in 156 Ländern durchgeführt. Unter den bundesweit 7500 Experten sind 18 Saarländer. Kontakt: SES-Büro Mainz, Tel. (06131) 663264, Fax 661908, E-Mail ses@ses-buero-mainz.de. mzt

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