Ein "neues Dorf" im Köllertal

Eiweiler. Die Saarbahn wird von Arbeitern und Monteuren gebaut. Die Chefetage hat Ideen und trägt die Verantwortung, die Ingenieure planen und die Männer an der Trasse lassen die Bahn bei Wind und Wetter mit der Kraft ihrer Maschinen und Muskeln im Schweiße ihres Angesichts entstehen

 Köllertaler auf Zeit: Die Arbeiter an ihrer Baustelle in Eiweiler, links: Bauleiter Ulf Koeppe und Polier Andreas Kiehne. Das Camp ist über die Arbeitswoche die Heimat vieler Arbeiter aus den verschiedensten Bundesländern. Fotos: aki

Köllertaler auf Zeit: Die Arbeiter an ihrer Baustelle in Eiweiler, links: Bauleiter Ulf Koeppe und Polier Andreas Kiehne. Das Camp ist über die Arbeitswoche die Heimat vieler Arbeiter aus den verschiedensten Bundesländern. Fotos: aki

Eiweiler. Die Saarbahn wird von Arbeitern und Monteuren gebaut. Die Chefetage hat Ideen und trägt die Verantwortung, die Ingenieure planen und die Männer an der Trasse lassen die Bahn bei Wind und Wetter mit der Kraft ihrer Maschinen und Muskeln im Schweiße ihres Angesichts entstehen.So wird zum Beispiel die alte Trasse der früheren Köllertalbahn zwischen dem Heusweiler Marktplatz und dem Viadukt in Eiweiler von Mitarbeitern der Stemwedener Firma Depenbrock nach der Bundesbahn-Norm umgebaut. Männer aus dem Westfälischen, aus Niedersachsen und aus ostdeutschen Gegenden bauen den alten Bahnkörper zurück, um die Neigungswinkel der Dämme abzuflachen. Sie legen Entwässerungskanäle und Drainagen an und errichten die Saarbahn-Haltepunkte "Auf der Werth", "Kirschhof" und "Hommersbach". Das 4,2 Millionen teuere Gewerk soll bis Herbst dieses Jahres fertig werden.

Doch zurück zum Baulager neben der Trasse, jenseits der Straße "Auf der Werth". Andreas Kiehne ist einer der Männer, die fünf Tage die Woche im Camp arbeiten, ihre Freizeit hier verbringen und auch hier schlafen. Kiehne ist Polier bei Depenbrock und wohnt im niedersächsischen Brevörde an der Weser - exakt 478 Kilometer von seiner Arbeitsheimat entfernt. Jeden Sonntag gegen 20 Uhr verabschiedet sich der Mann von seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn Jan-Niklas, um sich auf den viereinhalb-stündigen Weg "auf Montage" nach Eiweiler zu machen. Die Gedanken auf der Autobahn kreisen um die Familie, die er fünf Tage vermissen wird, und um die Saarbahn-Trasse. Wird alles gut verlaufen in dieser Woche? Dies ist eine Frage, die dem Vormann von 20 Depenbrock-Mitarbeitern bei der Fahrt durch den Kopf geht.

Was ist das Camp? Von der Hauptstraße in Eiweiler aus gesehen, sieht es aus wie eine kleine Siedlung, doch näher betrachtet, erkennt man schnell seinen Zweck. Zwei Depenbrock-Fahnen flattern im Wind und teilen mit: Das ist unser Bereich mit Büro-, Material- Aufenthalts-, Sanitär- und Schlafcontainern sowie Wohnwagen. "Das ist alles Vorschrift nach dem Arbeitsschutzgesetz", erzählt Bauleiter Ulf Koeppe.

 So sieht die kleine Container-Siedlung der Firma Depenbrock aus.

So sieht die kleine Container-Siedlung der Firma Depenbrock aus.

Die mit grobem Schotter befestigte "Hauptstraße" des Camps endet nach 50 Metern auf der Wiese. Und was machen der Bauleiter, der Polier und die Arbeiter nach der Schicht? "Wir sind eine Truppe, die gemeinsam malocht und gemeinsam die Freizeit verbringt", berichtet Koeppe. Die Freizeit sieht so aus: Montags ist Döner-Tag beim Türken in der Umgebung, dienstags wird selbst versorgt und mittwochs ist Pizzatag, außer es kommt ein interessantes Fußballspiel im Fernsehen. Und am Donnerstag freuen sich alle auf die Heimreise am nächsten Tag.

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