Die ungedämmte Decke ist der Klassiker

Furschweiler · In vielen Häusern entweicht durch die obere Geschossdecke zu viel Wärme. Das ist eine Erfahrung der Energiechecks an Gebäuden. 80 davon hat der Landkreis spendiert. Die SZ war bei einem Test dabei.

 Werner Ehl, links, berät im Beisein von Michael Welter die Familie Moseler in Furschweiler. Foto: B&K

Werner Ehl, links, berät im Beisein von Michael Welter die Familie Moseler in Furschweiler. Foto: B&K

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Neue Fenster müssen her. Und die Speicherdecke sollte isoliert werden. Das dachten sich Lars und Aline Moseler aus Furschweiler schon, bevor sie den Energiecheck ihres Hauses überhaupt in Angriff nahmen. Sie waren eine von 80 Familien (zehn pro Gemeinde), denen der Landkreis St. Wendel einen solchen Gebäudecheck spendierte (wir berichteten).

Nach dem etwa zweistündigen Check bestätigte ihnen Werner Ehl, Energieberater der Verbraucherzentrale des Saarlandes, genau diese Vermutung. Neben den Fenstern, die sie sowieso austauschen wollen, sei das Dämmen der oberen Geschossdecke die "wirtschaftlichste Maßnahme", wie Ehl erklärt. Will heißen: Da könne mit dem geringsten Aufwand der größte Nutzen erzielt werden. Das ist übrigens bei den meisten Häusern so, die in den vergangenen Wochen dem Gebäudecheck unterzogen wurden. Laut Michael Welter, Klimaschutzmanager beim Landkreis St. Wendel, sei die obere Geschossdecke "der Klassiker schlechthin". Ehl erläutert: Bei einer zwölf Zentimter dicken Dämmung gehe der Energieverbrauch, der durch die Decke entschwindet, um ein Drittel zurück. Optimal seien 20 bis 25 Zentimeter, dann könne man 90 Prozent dieses Anteils einsparen.

Aber jedes Haus, so Welter, habe seine ganz eigene, individuelle Geschichte. Die Spanne der Baujahre der abgearbeiteten Häuser, die sechs Energieberater in den vergangenen Monaten unter die Lupe nahmen, liege beispielsweise bei 1864 bis 1985. Daher sei es wichtig, den Check zu machen und nicht pauschal zu urteilen.

Im Falle der Moselers handelt es sich um ein freistehendes Gebäude des Jahrgangs 1965. Die Wohnfläche liegt bei 140 Quadratmetern in der Haupt- und 70 in der Einliegerwohnung. Neben Lars und Aline wohnt auch ihr eineinhalbjähriger Sohn Leon in dem Haus. Der Stromverbrauch liegt bei etwa 4000 Kilowattstunden im Jahr, was 1067 Euro entspricht. Ehl sieht da Einsparpotenzial. Denn der Verbrauch sei zu hoch im Vergleich zu anderen Drei-Personen-Haushalten.

Zunächst schaut sich Ehl die theoretischen Fakten wie Verbrauch und Kosten an. Dann spult er auf seinem Laptop ein Programm ab. Auf einem Rundgang durchs Haus werden verschiedene Fakten abgefragt. Wie alt sind Kühlschrank, Spülmaschine, Wäschetrockner? Dazu Ehl: "Ab zehn, 15 Jahren sollte man sich überlegen, neue Geräte anzuschaffen." Wie sieht es mit dem Licht aus? "Es ist gewaltig, was sich in Sachen LED getan hat", sagt dazu der Energieberater. Als "Stromfresser" hat er bei den Moselers das Wasserbett ausgemacht. Das sollten sie unbedingt auch tagsüber abdecken, damit nicht zu viel Wärme entfleucht.

Auch die Gebäudehülle, den Keller und den Speicher nimmt Ehl unter die Lupe. "Heute dämmt man außen", informiert er. Bei den Moselers erkennt er mehrere Schwachpunkte: die nicht gedämmten Rolladenkästen, den Balkon als Wärmebrücke, Glasbausteine im Eingangsbereich und die Kellerwand zur Einliegerwohnung, die gedämmt werden sollte. Auch die Wand der Garage, die an die Wohnung anschließt, sollte gedämmt werden: "Das ist ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis." Ehl kritisiert aber nicht nur. Er informiert auch über Fördermöglichkeiten, über Solaranlagen und über kleine Tricks, wie man den Energieverbrauch senken kann. Die Moselers sind zufrieden. Und wollen nun das Dämmen der oberen Geschossdecke in Angriff nehmen.

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