Die Seele des Schlosses freigelegt

Monika Colbus Augen leuchten, wenn sie von den Schätzen spricht, die das Schloss Großhemmersdorf beherbergt. Nicht Gold und Silber bringen die Steinmetz-Tochter zum Schwärmen. Uralte Eichenbalken, Kaminsimse aus Sandstein und dicke Gemäuer sind es, die die Leidenschaft der 57-Jährigen entfachen. Und nicht nur ihre

Monika Colbus Augen leuchten, wenn sie von den Schätzen spricht, die das Schloss Großhemmersdorf beherbergt. Nicht Gold und Silber bringen die Steinmetz-Tochter zum Schwärmen. Uralte Eichenbalken, Kaminsimse aus Sandstein und dicke Gemäuer sind es, die die Leidenschaft der 57-Jährigen entfachen. Und nicht nur ihre. Sie und ihr Mann Franz haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Schloss Großhemmersdorf denkmalgerecht zu erhalten. Oder wie Monika es ausdrückt: "die Seele des Schlosses freizulegen."Sie buddeln und spachteln, fliesen und hämmern, reißen ab und bauen wieder auf. Dabei gehen die Eheleute mit Verstand und Herz vor. "Das Haus gibt die Richtung vor. Man muss es annehmen und lieben, wie es ist", sagt Monika. Dazu gehört auch, dem Gemäuer seinen Charakter zu lassen. Das Haus bestimmt den Umbau mit. Immer wieder dürfen einzelne Steine aus der Wand hervorlugen, lassen sich einige Stücke Stuck sehen. Jedes ursprüngliche Element hat hier seine Daseinsberechtigung. Monika: "Wenn etwas partout nicht ab will, dann soll es eben so sein. Sonst geht der Charme verloren." Mit Monika hat Franz Colbus eine Frau gefunden, die seine Vorliebe für alte Bausubstanz teilt. Vielleicht sogar noch übertrifft. Denn die ehemalige Kauffrau saniert seit 40 Jahren alte Häuser, die sie dann wieder verkauft. "Mein jüngstes Haus ist 300 Jahre alt", berichtet die lebhafte Saarländerin. Sie hat 27 Jahre in Lothringen gelebt, bevor sie vor sieben Jahren Franz heiratete und in sein Schloss zog. "Meine Familie wohnt hier ungefähr seit 1800", erzählt der 73-jährige Franz mit ruhiger, bedächtiger Stimme. Damals, vor rund 200 Jahren, lebten zehn Familien in dem Schloss. Über die Jahre haben die Colbus immer mehr dazugekauft. "Meine Eltern sind beide im Schloss aufgewachsen, mein Vater im linken und meine Mutter im rechten Flügel", berichtet er. Franz ist ebenfalls im linken Flügel groß geworden. Zeitlebens hat er hier gewohnt. Die rechte Seite gehörte seiner Tante. Doch auch den flügel hat das Ehepaar vor vier Jahren erworben. Den linken Teil sanierte der Hemmersdorfer über die Jahre teilweise. Doch dann kam Monika. "Seitdem geht es rund", sagt Franz und lächelt. "Jetzt arbeiten wir jeden Tag gemeinsam daran."Zuerst kam alles raus, was nicht ursprünglich war. "Damit das Haus erstmal richtig atmen kann", wie Monika es nennt. Etliche Wände und Decken aus neuerer Zeit wurden weggerissen. Hervor traten wahre Schätze. Besonders stolz ist das Paar auf die dicken, dunklen, jahrhundertealten Eichenbalken an den Decken. Franz: "Die 300 Jahre alten Gipsdecken haben die Balken gut konserviert." Sie stammen noch aus der ersten Bauphase, sagt Monika. "Man spürt ganz deutlich den Geist der Vergangenheit", gerät sie erneut ins Schwärmen. Ebenso wie bei der Sandstein-Wendeltreppe, die die drei Geschosse miteinander verbindet. Monika: "Die Stufen wurden von Rittern, Adligen und anderen Bewohnern über die Jahrhunderte ausgetreten."So beeindruckt, wie von alter Bausubstanz, ist sie auch von der Kunstfertigkeit ihres Gatten. "Mein Mann ist ein sehr geschickter Handwerker, vor allem mit Holz", bemerkt sie. Fast alle Türen hat er selbst gebaut aus alten Holztüren mit alten Beschlägen. So sehen sie aus, als wären sie Hunderte von Jahren alt.Das nächste große Projekt des Paares ist das ehemalige Wasch- und Backhaus im Anbau. Das wird komplett renoviert und später vermietet. Auch hier entdeckte Monika Schätze wie einen alten Kaminsims aus Sandstein. Sie vermutet, dass das Haus früher kurzfristig sogar als Kapelle genutzt wurde. Vor allem die riesigen, langen Eingangsfenster seien eine atypische Bauweise für alte Lothringer Bauernhäuser. Zu dem Haus gehört auch eine Scheune mit viel Ausbaupotenzial. "Die Mauern stehen noch in 1000 Jahren. Hier kann man wunderschöne Loftwohnungen bauen", gerät auch Franz ins Träumen. Aber das überlassen die Eheleute der nächsten Generation, konkret der 17-jährigen Tochter Elisa, die bereits den rechten Flügel bewohnt. Denn eines ist ihnen bewusst, sagt Monika voller Ehrfurcht: "Das Haus war schon lange vor uns da und wird noch lange nach uns da sein. Wir dürfen es nur eine Zeit lang bewohnen." "Das Haus gibt die Richtung vor. Man muss es annehmen und lieben, wie es ist."Monika Colbus

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