Die Saarlouiser Seele, ein Rätsel

Man kann ein idyllisches Freibad für Lebensqualität höher bewerten als neue städtische Schulden oder umgekehrt. Beides geht. In der Debatte ums Stadtgartenbad aber meldet sich ein seltsamer Zug der Saarlouiser Seele. Erinnern wir uns: Die Älteren vermissen wehmütig den abgerissenen Saalbau, und in der Französischen Straße war's schöner, als man mit dem Auto flanieren konnte

Man kann ein idyllisches Freibad für Lebensqualität höher bewerten als neue städtische Schulden oder umgekehrt. Beides geht. In der Debatte ums Stadtgartenbad aber meldet sich ein seltsamer Zug der Saarlouiser Seele. Erinnern wir uns: Die Älteren vermissen wehmütig den abgerissenen Saalbau, und in der Französischen Straße war's schöner, als man mit dem Auto flanieren konnte. Und als das Theater am Ring vor Jahren verkauft werden sollte, überschwemmten den Saarlouiser warme Gefühle der Erinnerung. Und das Bad, das soll sein wie früher. In allen Fällen wurde Sentimentalität zum populärsten Argument gegen städtebauliche Veränderungen. Was nicht an fehlenden Sachargumenten lag, die gab's genug. Sentimentalität aber behindert echte Auseinandersetzung. Sie brauchte nicht scheuen, wer sich der Identität seiner Stadt sicher ist. Vielleicht hat Saarlouis aber sein wirkliches, gutes Profil noch nicht durch und durch verinnerlicht. Ein Rätsel, diese Saarlouiser Seele. Mit ihr muss rechnen, wer hier Politik macht. Vielleicht sollte man öfter darüber reden.

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